Kamenz
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Vierzig Meter blauer Stoff

Eine besondere Ausstellung zum Blaudruck hat in Pulsnitz eröffnet. Davon kann auch die Mode profitieren.

Von Bernd Goldammer
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Am 4. Mai eröffnete die Künstlerin Theresa Schnell ihre Sonderausstellung im Pulsnitzer Stadtmuseum, die in Zusammenarbeit mit dem Künstler und Fotografen Benjamin Thomas und der Pulsnitzer Blaudruckwerkstatt entstand.
Am 4. Mai eröffnete die Künstlerin Theresa Schnell ihre Sonderausstellung im Pulsnitzer Stadtmuseum, die in Zusammenarbeit mit dem Künstler und Fotografen Benjamin Thomas und der Pulsnitzer Blaudruckwerkstatt entstand. © Bernd Goldammer

Pulsnitz. Die „Veröffentlichung des Indigoblaus“ lautet der Titel der neuen Ausstellung im Pulsnitzer Stadtmuseum. Die Eröffnung fand am Sonnabend statt und ist sehenswert. Denn diese Ausstellung ist viel mehr. Sie bringt altes Handwerk, handvermessene Spiegelreflex-Fotografie aus Zeiten des Pentagon Dresden und moderne Kunst zusammen. Und soviel wurde auch klar: Die moderne Modegestaltung wird davon sicher auch noch profitieren. Wenn sich die richtigen Menschen treffen, kommt vieles auf den Weg. Schließlich war Blaudruck einst sehr beliebt. Später ist dieses künstlerische Handwerk mehr als Thema der Vergangenheit gesehen worden. Am Sonnabend sah es nun ganz danach aus, dass sich das ändern könnte. Weil junge Kreative wie Theresa Schnell aus Dresden sich für den Farbton Indigoblau ganz besonders begeistern.

Mit dieser Ausstellung setzt sie nun ein wichtiges Achtungszeichen. „Dankbar bin ich für den Erhalt des Blaudrucker-Handwerkes, für den sich besonders Cordula Reppe tagtäglich starkgemacht hat.“ Cordula Reppe ist die Inhaberin der Pulsnitzer Blaudruckwerkstatt und eine der letzten Blaufärber in Deutschland. „So sind Wissen und Fähigkeiten im Blickfeld der Öffentlichkeit geblieben“, sagt Theresa Schnell und setzt hinzu: „Freilich kann man diesen Stoff auch in größeren Menge herstellen und für große Modehersteller optimieren. „Künstlerische Wegsuche traf altes Handwerk“, so könnte man den Ausgangspunkt der Ausstellung beschreiben.

Eine faszinierende Farbe

Die Begegnung Theresa Schnells mit Cordula Reppe im Jahre 2015 stand am Anfang des langjährigen Projektes. „Seit dem Jahr arbeiteten wir sehr gut zusammen. Die Blaudruckwerkstatt gehört zu den Pulsnitzer Markenzeichen. Wir fanden schnell einen guten Draht zueinander. Vierzig Meter blau gefärbter und bezeichneter Viskosestoff aus Pulsnitz war das erste Zwischenergebnis. Theresa Schnell reichte es zur Abschlussprüfung an der Hochschule für bildende Künste in Dresden ein. Die Kunststudentin errang damit ihr Diplom.

Und die Verbindung nach Pulsnitz blieb über diesen Tag hinaus erhalten. Aus diesen vierzig Metern Stoff wurden jene Ausstellungsstücke, die seit Sonnabend im Stadtmuseum zu sehen sind. Theresa Schnell hatte für dieses Projekt mit Cordula Reppe zusammengearbeitet und sie konnte auch die Bremer Modegestalterin Anne de Walmont gewinnen. „Mit ihr habe ich einst in einer Studenten WG gelebt“, erinnert sie sich. Zusammen mit dem Dresdner Fotografen Benjamin Thomas hat Theresa Schnell auch die fotografische Umsetzung des Herstellungsprozesses erarbeitet. Seit Sonnabend sind auch die in der Ausstellung zu sehen. „Indigoblau ist für mich eine faszinierende Farbe, wir wollen aufzeigen, wie umfangreich die kunsthandwerklichen Arbeiten sind. Daraus sind nun sechs Foto-Plakate entstanden. Theresa Schnell hat dazu noch fünf veranschaulichende Zeichnungen geschaffen. Ein Hintergrund für die Ausstellung ist insbesondere auch die Entscheidung der UN-Kulturorganisation Unesco den Blaudruck in Deutschland zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit zu erklären.

Ein weiterer Höhepunkt der Ausstellung war die Lesung poetischer Geschichten des Handwerks und zur Besonderheit der Farbe. Erst so schließt sich das künstlerische Projekt, das 2015 mit der Begegnung der suchenden Künstlerin und der Kunsthandwerkerin begann.

Die Sonderausstellung im Stadtmuseum Pulsnitz auf der Goethestraße ist bis zum 21. Juli zu sehen.