Ulrich Wolf
Dresden. Die Razzia im Dresdner Villenviertel Blasewitz könnte zu einem der größten Betrugsfälle in Sachsen werden. Das Investmenthaus Future Business KG auf Aktien (Fubus) sowie die Infinus AG Finanzdienstleistungsinstitut stehen im Verdacht, rund 25.000 ihrer Kunden betrogen zu haben. Es geht um Geldanlagen in Höhe von 400 Millionen Euro. Das teilten am Mittwoch das Landeskriminalamt Sachsen (LKA) und die Staatsanwaltschaft Dresden mit.
Razzia bei der Infinus AG
Die Behörden werfen acht Führungskräften der Firmen vor, bei der Ausgabe von Anleihen falsche Angaben zur Vermögens- und Ertragslage der Fubus gemacht zu haben. Die Anleihen, in diesem Fall Orderschuldverschreibungen, sind – je nach Laufzeit und Anlagesumme – mit fünf bis acht Prozent verzinst. Traumangebote, bei denen wohl viele Anleger schwach geworden sind. Offenbar aber bezweifelt die Staatsanwaltschaft, dass die Fubus in der Lage ist, ihren Rückzahlungsverpflichtungen dauerhaft nachzukommen. Immerhin wurden außer Computern und Akten auch zahlreiche Firmenfahrzeuge beschlagnahmt, wie es hieß „zur Vermögenssicherung“. Unklar ist, ob auch die Dresdner Villen konfisziert wurden, die im Eigentum der beiden Firmen stehen.
Sechs Beschuldigte aus Deutschland im Alter von 44 bis 52 Jahren sind in Untersuchungshaft. Nach SZ-Informationen handelt es sich dabei um vier Dresdner, einen Rheinländer und einen Hessen. Zudem wird gegen zwei Österreicher ermittelt.
Eine Schadenssumme wollte Oberstaatsanwalt Lorenz Haase nicht beziffern. Man werde untersuchen, ob es sich um ein Schneeballsystem handle. Dabei werden etwa die Rückzahlungen an Anleger durch immer neue Einlagen refinanziert.
In Justizkreisen hieß es, die Razzien vom Dienstag seien von langer Hand vorbereitet gewesen und beruhten auf einer anonymen Anzeige. Dem LKA zufolge wurden Geschäftsräume und Privatwohnungen in Dresden, Stuttgart, in der Nähe von Köln, Frankfurt am Main, Traunstein sowie in Salzburg durchsucht. Diese Orte decken sich mit den Firmensitzen der Fubus-/Infinus-Gruppe sowie mit den Privatadressen von Aufsichtsräten und Vorständen. Etwa 400 Beamte waren im Einsatz.
Eine Sprecherin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht sagte der SZ, die Erwerber der Fubus-Orderschuldverschreibungen seien weder durch ein staatliches noch durch privates Einlagensicherungssystem geschützt. Auf das Risiko des Totalverlusts weisen Fubus und Infinus in ihren Verkaufsunterlagen deutlich hin.
Infinus hatte die Vorwürfe bereits am Dienstag zurückgewiesen und die Durchsuchungen als unverständlich bezeichnet.