Wenn Jhésica Zaquinaula von den vergangenen Monaten spricht, dann formt sich ihr Mund zu einem herzlichen Lächeln. „Die Rezepte, die wir gekocht haben, stammen von den Eltern und Großeltern der Teilnehmer. Das bekommt man in keinem Restaurant“, sagt die Frau, die aus Ecuador stammt, der Liebe wegen nach Deutschland gekommen ist und hier als Altenpflegerin arbeitet. Zusammen mit 14 Mitstreitern aus 14 weiteren Nationen hat sie in den vergangenen zwölf Monaten an einem speziellen Projekt in Freital teilgenommen. Völkerverständigung am Herd – so könnte man die Initiative, die vom Freistaat gefördert wurde, nennen. Jetzt ist das Kochbuch, das daraus entstanden ist, in der Stadtbibliothek vorgestellt worden.
Das Konzept dahinter klingt recht simpel: Menschen mit Ursprüngen aus der ganzen Welt kommen einmal pro Monat für einige Stunden zusammen und bekochten sich gegenseitig. Die Idee dazu hatte Tatjana Jurk, die Chefin des Freitaler Vereins Das Zusammenleben, der sich seit Jahren für die Integration von Ausländern in Freital einsetzt. „Einige der Teilnehmer leben schon seit 30 Jahren in Deutschland, andere erst seit drei Jahren“, sagt sie. „Das Projekt hat gezeigt, dass wir uns gegenseitig mit unseren Kulturen bereichern.“
Das bestätigt auch die gebürtige Vietnamesin Le thi tanh Binh, die alle in der Gruppe nur Binh nennen. Sie hat 1991 das erste Asia-Restaurant, die Asia-Ecke, in Freital eröffnet und später einen Mini-Markt, einen Obst- und Gemüsehandel, einen Imbiss und ein Lottogeschäft betrieben. Aus gesundheitlichen Gründen musste sie ihre Geschäfte aufgeben, will aber mit einer Änderungsschneiderei nun neu starten. Das Projekt hat sie genutzt, um den anderen das Essen ihrer Heimat näher zu bringen. Eine Hühnersuppe mit Pfifferlingen, frische Frühlingsrollen und einen Bananenkuchen zauberte sie. „Natürlich so, wie wir es zuhause machen“, sagt Binh.
Mit einem professionellen Blick verfolgte Jens Gilge das Projekt – der einzige Ur-Freitaler in der Gruppe. Gilge ist Koch von Beruf und leitet die Kantine Sachsenschmaus an der Hüttenstraße. Sauerbraten mit Apfelrotkohl und Hefeknödel sowie Quarkkeulchen zum Nachtisch waren sein Beitrag zu dem Projekt. Den Abend in der Kantinenküche müssen die anderen Teilnehmer aus Lettland, Russland, Thailand, Eritrea oder Mosambik wohl als typisch Deutsch empfunden haben. „Ich habe alle eingeteilt, sodass jeder seine Aufgabe beim Kochen hatte“, erzählt Gilge, der lange Zeit als Lehrausbilder gearbeitet hat.
Von den Kochkünsten der anderen konnte er sich das ein oder andere abschauen. „Am meisten hat mich aber das unkomplizierte Miteinander beeindruckt.“ Ganz ohne Vorurteile sei man miteinander ins Gespräch gekommen. „Und auch, wenn der ein oder andere noch nicht so gut Deutsch spricht, hat die Kommunikation super geklappt.“
Der offensichtliche Projekterfolg spornt Initiatorin Tatjana Jurk zu einer Fortsetzung an – auch, weil nicht alle der 15 Teilnehmer ihre Kochkünste zeigen konnten. Beim jährlich stattfindenden Integrationsfest „Hallo Nachbar“ soll wieder gemeinsam gekocht und das Projekt vorgestellt werden. Jurk kann sich außerdem vorstellen, das Projekt zu öffnen. Kochstunden mit Freitaler Senioren oder Schulklassen sind geplant.