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Vogel des Jahres macht sich rar

Das Ergebnis der Zählung der Gartenvögel ist dramatisch. Es gibt reihenweise Negativrekorde.

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© Patrick Pleul/dpa

Von Sylvia Jentzsch

Mittelsachsen. Bisher haben bereits über 53 000 Vogelfreunde Daten aus 35 000 Gärten und eine Million Vögel gemeldet. So die Auswertung der Zählung des Nabu in der Zeit vom 10. bis 13.  Mai dieses Jahres. Das bisherige Ergebnis ist besorgniserregend: Unter den Top 15 der Gartenvögel weisen sieben Arten so geringe Zahlen wie noch nie in den letzten 14 Jahren auf.

„Pro Garten wurden im Schnitt nur 33,3 Vögel gemeldet. Das ist die niedrigste Zahl seit Beginn der Aktion und ein Minus von über fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr “, so Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Besonders bei den häufigsten Gartenvögeln deuten sich reihenweise Negativ-Rekorde an. „Unter den Top 15 weisen sieben Arten die bisher geringsten Zahlen auf, darunter Amsel, Kohlmeise, Blaumeise, Elster, Grünfink, Buchfink und Hausrotschwanz“, sagt Miller. Diese Zahlen spiegeln sich auch im Landkreis Mittelsachsen wider. Die Zahlen der Stare und Amseln sind jeweils um elf Prozent zurückgegangen, die der Kohlmeise um 23 Prozent und die der Mehlschwalbe um 20 Prozent.

So wird das aber nicht von allen Naturliebhabern gesehen. „In unserem Dorf, in Niederstriegis, hat der Vogelbestand zugenommen. Es gibt wieder viele Rauchschwalben, Mauersegler und auch die Lerche ist wieder da“, so Iris Claassen.

„Bei vier weiteren Arten gab es nur einmal zuvor noch weniger Vögel. So hat auch der Vogel des Jahres 2018, der Star, nach zwischenzeitlich leichter Bestandserholung wieder fast den Negativrekord des Jahres 2010 erreicht. Lediglich Haussperling, Feldsperling, Ringeltaube und Rabenkrähe wurden in üblichen Mengen oder mit einem leichten Plus gesichtet.“

Auf der Suche nach positiven Entwicklungen, muss man in der Rangliste der häufigsten Gartenvögel weit nach unten blicken: So setzen die beiden samenfressenden Finkenarten Stieglitz und Kernbeißer ihre Bestandszunahmen fort.

Auffällig sei, dass fast alle Vogelarten, die ihre Jungen mit Insekten füttern, besonders niedrige Zahlen aufweisen, so Miller. „Auch bei den langjährigen Sorgenkindern, den Luftinsektenjägern Mehlschwalbe und Mauersegler, haben sich die erfreulich guten Zahlen des Vorjahres buchstäblich als Eintagsfliege erwiesen: Ihre Zahlen sind wieder so schlecht wie in den Jahren davor und entsprechen nur noch 60 Prozent der Ausgangsbestände im Jahr 2006. Die Ursache dafür liege offenbar im massiven Insektenschwund, so Miller. Wie sich die Insektenwelt in der Region entwickelt, soll beim sogenannten Insektensommer herausgefunden werden (DA berichtete). Naturfreunde sind bundesweit aufgerufen, das Summen, Brummen und Krabbeln in ihrer Umgebung vom 1. bis zum 10. Juni sowie vom 3. bis zum 12. August zu beobachten . „Ziel des ‚Insektensommers‘ ist es, auf die enorme Bedeutung der Insekten aufmerksam zu machen und für den Schutz dieser Tiergruppe zu sensibilisieren“, sagte Leif Miller.

Egal ob Blattlaus, Fliege oder Schmetterling ¬– jeder Sechsbeiner soll gemeldet werden. Auf 16 in Deutschland häufig vorkommende Arten wird besonders geachtet. Darunter sind vier Tagfalter (Admiral, Tagpfauenauge, Schwalbenschwanz, Kleiner Fuchs), drei Wildbienen (Ackerhummel, Steinhummel, Holzbiene), zwei Käfer (Asiatischer Marienkäfer, Sieben-Punkt-Marienkäfer) sowie das Grüne Heupferd als Laubschrecke.

Meldung der Zahlen unter www.insektensommer.de