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VW: Elektro-Offensive beschert Dresden Rekorde

Die Elektromobilität bedeutet Chancen für die einen, kostet andere aber wohl den Job.

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Volkswagens E-Strategie hat zwei Seiten.
Volkswagens E-Strategie hat zwei Seiten. © Symbolfoto: VW/dpa/gms

Dresden/Wolfsburg. Volkswagen steuert mit seiner E-Auto-Offensive in die Zukunft. Für die Gläserne Manufaktur in Dresden ist das ein Erfolgskurs. Mit 13.735 produzierten E-Golfs hat die Schaufabrik in diesem Jahr einen neuen Produktionsrekord aufgestellt. Der deutliche Anstieg zum Vorjahr – da waren es 5.346 E-Golf – ist eng mit der Einführung der zweiten Schicht verbunden. Wegen der hohen Nachfrage wird in Dresden seit März von 6 Uhr bis 22 Uhr gefertigt, insgesamt 72 Fahrzeuge am Tag. Damit übertrifft die Gläserne Manufaktur den Bestwert von 2011 mit 11.166 produzierten Fahrzeugen. Damals liefen noch die Oberklasse-Limousinen Phaeton und Bentley Flying Spur vom Band.

Besonders beliebt bei den Kunden war in diesem Jahr die Farbe „pure white“. Jedes vierte Fahrzeug war in diesem Farbton lackiert. 36 Prozent der in Dresden gebauten Stromer wurden nach Norwegen exportiert. Dort wird die Elektromobilität besonders stark gefördert. Auch in Deutschland war der E-Golf sehr erfolgreich: Ende November stand das Fahrzeug auf Platz 2 der meistverkauften Elektrofahrzeuge.

Doch die voranschreitende Elektromobilität bringt nicht nur Rekorde, sondern kostet in anderen VW-Standorten Jobs. Beim Hochfahren der Stromer-Produktion könnten in Emden und Hannover insgesamt bis zu 7.000 Stellen wegfallen. Dies sei jedoch nur möglich, wenn Altersteilzeit-Regelungen voll ausgeschöpft würden,hieß es am Freitag in Konzernkreisen. Betriebsbedingte Kündigungen hatte Vorstandschef Herbert Diess ausgeschlossen. Allerdings kündigte er wegen der verschärften CO2-Grenzwerte für Neuwagen in der EU ein noch härteres Umbauprogramm an. Nach dpa-Informationen könnten über Vorruhestandsregelungen bis zu 4.000 Stellen in Hannover und bis zu 3.000 in Emden gestrichen werden. Dies sei aber nur auf freiwilliger Basis machbar. In Hannover blieben dann gut 10.000 Beschäftigte, in Emden etwa 6.000. Einen Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wollte VW nicht kommentieren.

In der Branche gilt die Einschätzung, dass für den Bau der weniger komplexen Elektroautos weniger Mitarbeiter gebraucht werden. Um die Umstellung an den beiden VW-Standorten abzufedern, wurde eine Beschäftigungssicherung bis Ende 2028 vereinbart. Volkswagen hatte kürzlich bekanntgegeben, dass in Emden und Hannover künftig auch E-Autos gefertigt werden. Mit dem Wandel zur Elektromobilität hat die ganze Industrie mit bundesweit mehr als 800.000 Beschäftigten zu kämpfen. Branchenexperte Stefan Bratzel geht von einem Rückgang der Beschäftigung um 15 Prozent bis 2030 aus: Je weniger Verbrenner gebaut würden, umso stärker müsse das nötige Arbeitsvolumen sinken. Bratzel erwartet „einige Wehen“ auf dem Weg – zumal die Chance der gut bezahlten Beschäftigten, einen gleichwertigen Job zu finden, nicht groß sei. (dpa/SZ)