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Voll gepackt in die Ukraine

Die Freitaler Tafel und ein Friseursalon starten eine Spendenaktion. Profitieren sollen nicht nur Kinder.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Tobias Winzer

Freital. Myla Richter weiß, wovon sie spricht. Die Friseurin, die an der Dresdner Straße den Salon „4 Haareszeiten“ betreibt, ist vor 17 Jahren aus der Ukraine ausgewandert und mindestens einmal pro Jahr in der ehemaligen Heimat zu Besuch. Was sie dort sieht, gefällt ihr nicht. Seitdem der Krieg in der Ostukraine vor vier Jahren begonnen hat, haben sich die Lebensbedingungen im ganzen Land verschlechtert. „Die Armut, die wir aus Deutschland kennen, hat dort noch einmal eine ganze andere Ausprägung.“

Um den Menschen wenigstens ein bisschen zu helfen, nimmt sie seit Jahren Spenden auf ihre Heimatbesuche mit. In diesem Jahr soll die Aktion gemeinsam mit der Freitaler Tafel ausgebaut werden. Richter und Tafel-Chefin Karin Rauschenbach wollen im Juli zu einem gemeinsamen Hilfstransport nach Shytomir, 130 Kilometer westlich von Kiew gelegen, starten. Shytomir ist die Heimatstadt von Richter.

Entstanden ist die Idee beim Haareschneiden. Rauschenbach ist Kundin bei Richter. Die Tafel hatte schon im vergangenen Jahr über eine Privatperson übrig gebliebene Lebensmittel in die Ukraine geschickt. „Es grämt mich sehr, wenn wir Lebensmittel wegwerfen müssen. Wenn wir damit jemandem helfen können, umso besser“, sagt Rauschenbach. Sie habe aber erfahren, dass die Spenden im vergangenen Jahr leider nicht am Zielort angekommen sind. Deswegen will sich Rauschenbach gemeinsam mit Richter und zwei weiteren Helfern selbst auf den Weg in die Ukraine machen.

Der Plan ist ehrgeizig. Zur Verfügung stehen ein großer VW-Transporter und ein kleinerer Kastenwagen. Sie sollen möglichst randvoll gefüllt sein mit Spenden für ein Kinderheim und ein Altersheim in Shytomir. Am 21. Juli soll die 1 350 Kilometer lange Reise beginnen. Eine Woche später, am 27. Juli, wollen die Helfer wieder zurück in Freital sein.

Richter ist es wichtig zu betonen, dass auch älteren Menschen geholfen werden soll. „Sie werden oft vergessen“, sagt sie und beschreibt die Situation im Land anhand ihrer eigenen Mutter. Gerade einmal 50 Euro Rente bekommt sie vom Staat. „Dabei sind die Nahrungsmittel fast so teuer wie hier.“ Ohne Unterstützung von Verwandten oder eben durch solche Spendenaktionen könne man nicht überleben. In den Kinderheimen ist die Lage ähnlich angespannt. Die Gefallenen des Krieges hinterlassen Kinder. „Die Anzahl von Kindern in den Kinderheimen war schon immer hoch. Durch den Krieg ist sie noch einmal gestiegen.“ Die Erzieher geben das Beste, aber ihre Möglichkeiten seien beschränkt. „Der Staat unterstützt die Kinderheime kaum.“

Das große Sammeln für den Hilfstransport hat schon begonnen. Einige Kinderfahrräder, Dreiräder, Klamotten für Kinder und haltbare Lebensmittel sind schon beiseitegelegt. Richter und Rauschenbach brauchen jedoch weitere Spenden und setzen dabei auf die Hilfe der Freitaler. Benötigt werden vor allem Spielsachen, Hygieneartikel, wie Zahnbürsten, Windeln, Zahnpasta oder Cremes, Bilderbücher für Kinder, Babyartikel und lang haltbare Lebensmittel. Wer die Aktion unterstützen will, kann sich auch mit einer Geldspende beteiligen – zum Beispiel für die Benzinkosten für die 1 350 Kilometer in die Ukraine und zurück.

Weitere Informationen bei der Tafel, Dresdner Straße 248, unter der Nummer 0351 27674664. Spenden können bei der Tafel oder im Friseursalon „4 Haareszeiten“ in der Dresdner Straße 187 abgegeben werden.