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Vom Jeschken in die Böhmische Schweiz

Peter Rölke erkundet in seinem neuen Wanderführer einen traditionsreichen Kammweg, den kaum noch einer kennt.

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© Peter Rölke

Von Thomas Morgenroth

Der wie eine Rakete anmutende Fernsehturm auf dem Jeschken (Ješted) im böhmischen Grenzland weckt in manchen Bürgern Sachsens ungute Erinnerungen. Jedenfalls in denen, die zu DDR-Zeiten versuchten, westliche Sender auf ihre Bildschirme zu bekommen. Seit der Eröffnung des architektonisch eigenwilligen Bauwerkes im Jahre 1973 war es damit nämlich vor allem im Dresdner Raum vorbei: Das tschechische Staatsfernsehen sendete auf der gleichen Frequenz wie das ZDF, was natürlich alles andere als ein Zufall war.

Dr. Peter Rölke, „Vom Jeschken zum Rosenberg“, Berg- & Naturverlag Rölke, 192 Seiten, 142 Fotos, Dokumente und historische Postkarten, 20 Karten, 20,90 Euro.
Dr. Peter Rölke, „Vom Jeschken zum Rosenberg“, Berg- & Naturverlag Rölke, 192 Seiten, 142 Fotos, Dokumente und historische Postkarten, 20 Karten, 20,90 Euro.

Die Zeiten als Störsender hat der Turm auf dem 1 012 Meter hohen Berg lange hinter sich. Heutzutage ist die weithin sichtbare markante Landmarke ein beliebtes Ausflugsziel. Mit dem Aufstieg zum Jeschken beginnt auch der neue Kammwegführer „Vom Jeschken zum Rosenberg“ des Wanderspezialisten Peter Rölke aus Dresden.

Vor über 100 Jahren war der Kammweg von den Gebirgsvereinen mit einem „blauen Kamm auf weißem Grund“ markiert worden. Amand Paudler und Franz Hantschel, die Rölke in seinem Buch immer wieder zitiert, machten ihn mit ihren 1904 und 1905 erschienenen Büchern „Der neue Kammweg“ und dem „Kammweg-Führer“ bekannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg aber geriet der Weg in Vergessenheit.

Der nun von Peter Rölke nach eigenem Erleben beschriebene Kammweg führt vom Jeschken über die Kämme und Gipfel Nordböhmens und des Zittauer Gebirges bis in die Böhmische Schweiz. Er beginnt mit einem Aufstieg über den Raschenkamm (Rašovské hrbet) und führt über den Jeschkenkamm zu den Elefantensteinen (Bílé kameny). Danach geht es ins Zittauer Gebirge auf die Gipfel von Hochwald und Lausche. Anschließend wechselt der Weg ins Lausitzer und Kreibitzer Gebirge und passiert die Burgruine Tollenstein (Tolštejn) sowie die Gipfel von Tannenberg (Jedlová) und Kaltenberg (Studenec). Zum Schluss führt der Kammweg durch die Sandsteinlandschaft der Böhmischen Schweiz zu seinem Ziel, dem Rosenberg.

Weil Start und Ziel an unterschiedlichen Orten sind, hat Rölke den Wanderführer für die An- und Abreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln konzipiert. Der etwa 110 Kilometer lange Kammweg kann als Mehrtagestour von sechs oder acht Tagen oder in Abschnitten von jeweils zwei bis drei Tagen unternommen werden. Ein Informationsteil soll bei der Planung der Touren und der Übernachtungen helfen.

Für jede der acht Etappen gibt es mehrere detaillierte farbige Wanderkarten von Alfred Rölke. In zahlreichen Exkursen, verfasst unter anderem von Manfred Schober, dem ehemaligen Sebnitzer Museumsleiter, erfährt der interessierte Wanderer Wissenswertes zur Geschichte von Aussichtstürmen und Bergbauden. Zum Beispiel über den futuristischen Fernsehturm auf dem Jeschken, der nur deshalb dort steht, weil die alte Baude 1963 abgebrannt war – bei dem Versuch, eine eingefrorene Wasserleitung mit offenem Feuer aufzutauen.