Von Yvonne Popp
Freital. Ob Carl Friedrich August Krebßz schon in jungen Jahren ahnte, dass er später einmal das großväterliche Steinkohlebergwerk erben würde? Genaues weiß man darüber nicht. Fakt ist aber, dass sich der 1791 in Dresden Geborene schon früh für den Bergbau interessierte und sich als Autodidakt viel Wissen über diese Industrie aneignete.
Das kam nicht von ungefähr. Carl Friedrich Augusts Vater, ein kursächsischer Kriegsrat, schickte seinen Sohn nach dem frühen Tod der Mutter zu Großvater und Tante mütterlicherseits auf das Rittergut im heutigen Freitaler Stadtteil Burgk. Dort fand der Junge ein neues Zuhause und den Steinkohlebergbaubetrieb des Großvaters quasi vor der Haustür. Trotz dieser günstigen Umstände entschied er sich, nach seinem Abschluss an der Dresdner Kreuzschule, für eine andere berufliche Laufbahn. An der Universität Leipzig studierte er zunächst Rechtswissenschaften. Danach ging er zum Militär. Als Offizier im „Banner der freiwilligen Sachsen“ nahm er 1813 an den Befreiungskriegen teil, die die französische Vorherrschaft unter Napoleon beendeten.
In der Zwischenzeit hatten erst Carl Friedrich Augusts Onkel, später seine Tante Wilhelmine Sophie Dathe den großväterlichen Bergbau erfolgreich weitergeführt. Nach dem unerwarteten Tod der Tante erbte der junge Krebßz den Betrieb 1819. Noch im selben Jahr gründete er die Freiherrlich von Burgker Steinkohlen- und Eisenhüttenwerke. Ab 1820 führte Krebßz technische Neuerungen ein, die in Sachsen ihresgleichen suchten. So kam in seinem Betrieb eine selbst konstruierte Dampfmaschine zum Einsatz.
Das so erwirtschaftete Geld ermöglichte es dem Jungunternehmer, wie vom Großvater gewünscht und testamentarisch festgehalten, ein Adelsdiplom zu erwerben. Fortan führte er den Titel Freiherr Dathe von Burgk. Von den Einheimischen wurde er aber zeitlebens „Baron“ oder „Kohle-Baron“ genannt.
Nach nur wenigen Jahren war das Steinkohlenwerk unter Carl Friedrich Augusts innovativer Führung und durch den Zukauf weiterer Kohlefelder zu einem bedeutenden Grubenbetrieb herangewachsen. Förderten 1830 noch rund 800 Bergleute das schwarze Gold zutage, waren es dreißig Jahre später doppelt so viele. Auf seinen vielen Reisen, die ihn unter anderem nach Westfalen und Belgien führten, hatte Dathe von Burgk gesehen, dass eine Kombination von Steinkohlegruben und Eisenwerken große Vorteile haben. So begann er 1826/27 mit dem Aufbau der Freiherrlich von Burgker Eisenhüttenwerke im Plauenschen Grund. Mit der Verwendung einheimischen Kokses zur Herstellung gebrauchsfähiger Produkte aus Eisen war ein wichtiger Schritt in Richtung einer unabhängigen sächsischen Industrie getan.
Daneben führte der Kohle-Baron für seine Bergarbeiter den Knappschaftszwang ein. So konnte er mit Zahlungen aus dem Unterstützungsfond, der schon von seinen Vorfahren gegründet worden war, seinen Arbeitern eine Mindestabsicherung im Invaliditätsfall bieten. Das große Grubenunglück von 1869, bei dem 276 Bergleute ums Leben kamen, ließ Dathe von Burgk schwer gezeichnet zurück. Seine Kräfte verließen ihn in der Folge zusehends. 1872 verstarb der Visionär in Dresden. Er ist auf dem Friedhof in Freital-Döhlen begraben.