Leipzig/Berlin. Sachsen bleibt vorerst von den Warnstreiks der Bahnarbeiter verschont. Zur Zeit werde keine Strecke im Freistaat bestreikt, sagte eine Bahnsprecherin am Freitag in Leipzig. Mit Verspätungen innerhalb Sachsens müssten die Reisenden daher nicht rechnen.
Am Freitagmorgen hatten die Bahngewerkschaften Transnet und GDBA nach dem Scheitern der Verhandlungen um den Beschäftigungspakt mit Warnstreiks begonnen. Betroffen waren Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und das Saarland. Dort legten mehrere Hundert Beschäftigte zeitweise die Arbeit nieder. Bis Mittwoch nächster Woche soll der Zugverkehr aber normal laufen. „Wir werden in den nächsten vier Tagen auf Warnstreiks verzichten“, kündigte Transnet-Chef Norbert Hansen am Freitag in Berlin an. Erst nach dem Tag der deutschen Einheit wollen die Bahner Strecken wieder punktuell lahmlegen, vor allem in Norddeutschland. Nach Transnet-Angaben beteiligten sich am Freitag 1 700 Beschäftigte am Ausstand.
Der für den Personenverkehr zuständige Bahnvorstand Karl-Friedrich Rausch sprach von Tausenden betroffenen Fahrgästen. „Wir erwarten, dass die Gewerkschaften wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren“, sagte er. Von einer Lösung sind die Tarifpartner jedoch noch meilenweit entfernt. Transnet und GBDA fordern vom Konzern, dass der bis 2010 geltende Beschäftigungssicherungspakt für rund 130 000 der 220 000 Mitarbeiter auch nach einem Börsengang eingehalten wird. 2007 könnte das Unternehmen die Vereinbarung kündigen. Diese Gefahr sieht Transnet, falls Netz und Betrieb getrennt werden. Die Arbeitnehmer befürchten dann den Abbau von mehreren Zehntausend Stellen.
Die Bahn will keine Garantien geben, solange die künftige Konzernstruktur ungeklärt ist. Wie die Gewerkschaften kämpft auch der Vorstand für ein Modell, bei dem die Bahn über das Netz bestimmt. Arbeitnehmer und Vorstand ziehen so politisch an einem Strang. Dennoch kritisierte Hansen, die Beschäftigten seien es leid, „Spielball zu sein“. Hintergrund: Die Monopolkommission der Bundesregierung fordert die Trennung von Netz und Betrieb. „Dies ist die Vorbereitung der Zerschlagung des Konzerns“, so Hansen. Er schließt einen flächendeckenden Streik nicht aus, sollte die Bundesregierung nicht bald entscheiden. (ddp/wom)
Streiktelefon der Bahn: 0 80 00-99 66 33