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Vom Möbelhaus zum Sportzentrum

Der Investor Ernst Lieb baut das Möbelhaus in Neugersdorf zum Sportzentrum um. Anlass dafür ist ein Problem der Fußballer.

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© Rafael Sampedro

Von Romy Kühr

Der Tanzsaal soll als erstes fertig sein. Schon nächsten Monat könnten in dem früheren Möbelmarkt an der Neugersdorfer Karl-Liebknecht-Straße Sportbegeisterte Zumba tanzen. Noch aber ragen Kabel aus der Decke und auch Fußbodenbelag und Farbabstrich an den Wänden fehlen. Inmitten der Großbaustelle steht Ernst Lieb und schaut nach dem Baufortschritt. Der Neugersdorfer Unternehmer hat den Gebäudekomplex gekauft und macht daraus einen Sport- und Wellnesspark für die Oberlandstadt.

Das löst unter anderem ein Platzproblem der Tanzschule Lucke aus dem Ort. Deren Zumba-Kurse haben so großen Zuspruch, dass der Platz im bisherigen Gebäude knapp ist. In einem großen, hellen Tanzsaal im vorderen Bereich des ehemaligen Möbelmarktes sollen deshalb bald die Kurse stattfinden.

Tanzen statt Fußball

Ursprünglich hat Ernst Lieb bei seinem Projekt aber nicht ans Tanzen gedacht, sondern an den Fußballsport. Denn der FCO, dessen Präsident er ist, hat direkt nebenan den Kunstrasenplatz. Dort wird ganzjährig trainiert und auch Turniere finden statt. Es gibt aber kein Sanitärgebäude. Duschen und Umkleiden befinden sich in der Jahnturnhalle im Stadion. Um dorthin zu gelangen, müssen die Sportler einen längeren Weg zurücklegen und eine Straße überqueren. Vor allem für die Kinder, die hier trainieren, sei das kein schöner Zustand, sagt Lieb.

Und auch den Gastmannschaften wolle man bessere Bedingungen bieten. Deshalb wird Lieb in dem Teil des Gebäudekomplexes, der direkt neben dem Kunstrasenplatz liegt, Räume für die Fußballer einrichten. Ein Zugang zum Fußballplatz wird ebenfalls geschaffen. Außerdem soll die FCO-Geschäftsstelle in das Haus umziehen.

Weil damit aber der Gebäudekomplex mit seinen 2 000 Quadratmetern keinesfalls ausgelastet wäre, sieht Liebs Konzept auch andere sportliche Einrichtungen im weitesten Sinne vor. So sollen eine Physiotherapie und ein Fitness-Center einziehen. Beide Einrichtungen spezialisieren sich auf die Behandlung von Sport- und ähnlichen Verletzungen, so Lieb. Dennoch werden Physiotherapie und Fitness-Center öffentlich und für Jedermann nutzbar sein, nicht nur für die Fußballer. Geplant ist auch eine Sauna. Und weil Saunaugänger sich nach dem Schwitzen abkühlen müssen, entsteht außen noch ein überdachter Bereich mit Außenbecken.

Handel funktioniert hier nicht

Der Gebäudekomplex wurde Mitte der 1990er Jahre gebaut. Ursprünglich war er als innerstädtisches Einkaufszentrum vorgesehen. Das funktionierte jedoch nicht wie geplant. Viele Jahre stand der Markt insgesamt leer. Auch mehrere kleinere Läden überlebten nicht. Bis 2004 wurde der Hauptkomplex als Möbelmarkt genutzt. Eine Gesellschaft hatte dann im Sommer 2009 das Gebäude ersteigert. Zuletzt betrieb ab Herbst 2009 eine schwedische Firma einen Schnäppchenmarkt für Polstermöbel in dem Haus. Sie belieferte nach eigenen Angaben viele Kunden in Osteuropa, deshalb war der Standort in Neugersdorf für sie attraktiv.

Doch auch dieses Geschäft erwies sich nicht als dauerhaft. Nun heißt es also künftig Sporteln statt Shoppen in der Karl-Liebknecht-Straße. Dazu wird sich die ehemalige Verkaufshalle auch äußerlich noch verändern. Voraussichtlich Mitte November wird eine neue Fassadenverkleidung angebracht. Damit soll das Haus zum einen schöner aussehen, zum anderen wird die Dämmung dadurch besser. „Die ist nicht mehr zeitgemäß“, sagt Lieb. Bis zum Frühjahr nächsten Jahres will der Investor mit dem Projekt komplett fertig sein und alle Einrichtungen öffnen.

Mit dem Bauvorhaben an der Karl-Liebknecht-Straße verfolgt der Unternehmer auch das Ziel, vorhandene Gebäude in der Stadt zu erhalten. Auch das Veranstaltugshaus „Stadt Zittau“ hat er erst kürzlich mit einem neuen Anstrich verschönern lassen. „Es ist schade, wenn so vieles verfällt“, sagt Lieb. Im Fall des alten Möbelmarktes bot sich die Nutzung als Sanitärbereich für die Fußballer an. So ist nicht nur dem Stadtbild geholfen, sondern auch dem Verein, meint der Investor.