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Vom Rinderstall zum Kunstgewölbe

Der Bund gibt für den Berthelsdorfer Speicher 190000 Euro. Das allein reicht aber nicht für die Innensanierung.

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© Rafael Sampedro

Von Steffen Gerhardt

Berthelsdorf. Wo jetzt noch Baumaschinen stehen und Handwerker ein- und ausgehen, könnte in einem Jahr Musik erklingen oder eine Ausstellung zu sehen sein. Diese Gedanken haben schon heute der Vorsitzenden Andreas Taesler und Vorstandsmitglied Ingrid Schenk. „Zumal Berthelsdorf 2017 seine 700 Jahre feiern wird“, sagt Taesler. Er und Ingrid Schenk stehen in dem riesigen Gewölbe im Speicher neben dem Zinzendorf-Schloss. Ihn als „Kulturspeicher“, so Taesler, neu zu nutzen, daran arbeitet der Freundeskreis Zinzendorf-Schloss Berthelsdorf schon lange. Nun ist die Möglichkeit da, diesen Wunsch praktisch umzusetzen. Denn der Bund stellt den Berthelsdorfern 190000 Euro für die Innensanierung des Speichers zur Verfügung. Das Geld kommt aus einem Denkmalschutz-Sonderprogramm und der Speicher ist eines von 138 Denkmalschutzprojekten in Deutschland, die der Bund mit insgesamt 20 Millionen Euro fördert.

„Diese Summe ist für uns schon die halbe Miete“, freut sich Andreas Taesler über die Zusage. Schriftlich liegt sie dem Freundeskreis als Eigentümer des Schlossareals aber noch nicht vor. Hinzu kommt, so der Vorsitzende, dass die Innensanierung erst dann begonnen werden kann, wenn die anderen beiden Säulen der Finanzierung stehen: Die Eigenmittel des Vereins und ein Zuschuss der Denkmalspflege des Landes Sachsen. Auf 400000 Euro sind die Arbeiten im Gewölbe kalkuliert. Ein Zehntel wird der Verein aufbringen müssen, den Löwenanteil übernehmen Bund und Land.

Der Vorstand ist guter Dinge, dass die Finanzierung in den nächsten Wochen geregelt wird, damit im Herbst die Arbeiten beginnen können. Denn was zu machen ist, füllt bereits einen großen Aktenordner – und dieser steht bei Daniel Neuer. Sein Architekturbüro hat die Pläne erstellt, wie der Speicher im Inneren aussehen soll. Zumindest, was das Erdgeschoss betrifft. „Unser Ziel ist es, das im Jahr 1800 gebaute Gewölbe wieder so herzustellen, wie es ursprünglich ausgesehen hat“, erläutert Daniel Neuer. Das Außergewöhnliche daran ist, dass es ein Tiefstall ist, der in seiner Mitte einen halben Meter unter dem eigentlichen Fußbodenniveau liegt. Das soll bewahrt werden, so der Architekt, und dennoch den heutigen Anforderungen eines barrierefreien Zuganges entsprechen.

Deshalb wird der Fußboden eine Kombination aus dem vorhandenem Basaltpflaster und einer Dielung mit Tannenholz. Die Ränder und der Mittelgang werden mit Granitkrustenplatten ausgelegt. Vereinschef Taesler verspricht sich dadurch eine gute Akustik. Mit dem Fußboden allein ist es aber nicht getan. Die Wände sollen verputzt werden sowie einen Kalkanstrich erhalten, so wie es früher üblich war.

Die Fenster, Türen und Tore werden ebenfalls aufgearbeitet beziehungsweise nach historischem Vorbild erneuert. Frühere Bausünden, so Daniel Neuer, sind beseitigt. Das erfolgte mit der im vergangenen Jahr abgeschlossenen Außensanierung des Gebäudes. Die Fenster kamen wieder dorthin, wo sie sich ursprünglich im Speicher befanden. Auch wurden zusätzlich geschaffene Torausfahrten zugemauert.

Vor dem Speicher stehend, sagt Andreas Taesler, dass das für den Schlosshof markanteste Gebäude zumindest von außen einen ansehnlichen Eindruck macht. Nun soll sich das im Inneren, in dem 480 Quadratmeter großen Gewölbe, fortsetzen. Entkernt ist es bereits. Von dem bis Anfang der 1990er Jahre genutzten Rinderstall ist nichts mehr zu sehen. „Dabei wurden 850 Kubikmeter Betoneinbauten entfernt und der Fußboden wieder freigelegt“, nennt der Vorsitzende die erfolgten Vorarbeiten.

Zu dem bevorstehenden Bauvorhaben betont er, dass das Gewölbe „für eine einfache Nutzung über das Sommerhalbjahr“ vorgesehen ist. Eine Heizungsanlage wird es nicht geben. Nur der noch existierende Kamin könnte aktiviert werden. Aber das gehört in den fünften und letzten Bauabschnitt, wenn es um die Inneneinrichtung geht. Das betrifft nicht nur das Inventar, sondern auch das Verlegen der Elektrik und den Einbau von Toiletten. Aber dafür muss der Verein sich erst noch Förderquellen erschließen. „Wir sind aber fest dran“, versichert der Vorsitzende.