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Vom Schüler zum Stadtplaner

Zwei 15-Jährige sollen Pläne für eine Freifläche an den Roten Stufen entwickeln – mit tatkräftiger Hilfe.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Meißen. Eine große Steinplatte, Kies und viel Unkraut. Einladend sieht das Areal gegenüber den Roten Stufen 3 schon seit Jahren nicht mehr aus. Dabei liegt die ungenutzte Fläche mitten in einem touristisch stark frequentierten Bereich zwischen ansehnlichen Häusern und Restaurants. Hier muss sich etwas verändern, dachte sich auch Stadtmarketing-Chef Christian Friedel.

Nachdem sich ein erster Plan zerschlagen hatte, wonach die Stadt das Gelände gestalten sollte und dann professionelle Künstler hier Skulpturen oder Bilder ausstellen, war eine neue Idee schnell gefunden: Eine Kooperation mit dem Landesgymnasium St. Afra. „Wir führen jedes Jahr in der neunten und zehnten Klasse unsere Services durch“, sagt die 15-jährige Gymnasiastin Alicia Albrecht. Jeweils ein Jahr lang sollen die Schüler dabei einen Nachmittag pro Woche soziale oder kulturelle Dienste erledigen. „Das kann zum Beispiel in Form von Kursen bei den Johannitern, Schülernachhilfen in Grundschulen oder Hilfeleistungen in Altersheimen der Stadt passieren“, so Albrecht. Die aus ihrer Sicht cool-ste Aufgabe haben in diesem Schuljahr sie und ihre gleichaltrige Freundin Helene Schütze bekommen.

„Die beiden sind jetzt unsere Architekten für die Fläche an den Roten Stufen“, fasst Christian Friedel die Herausforderung zusammen. Im Vorfeld war der Marketing-Experte an das Landesgymnasium herangetreten, um nach einer Unterstützung im Rahmen des Services der Schule zu fragen. Schulleiterin Ulrike Ostermayer begrüßte die Idee. Kein Wunder, wird sie doch dem Gymnasium auch selbst etwas nutzen. „Wir können uns zum Beispiel gut vorstellen, dass unser Kunst-Leistungskurs einige Werke hier der Öffentlichkeit präsentiert“, erzählt Alicia Albrecht. Auch Teilnehmer am Musical-Projekt des St. Afra-Gymnasiums, dem Kurs „Kreatives Schreiben“ oder dem Wettbewerb „Jugend musiziert“ könnten sich auf einer Bühne ausprobieren. Aber vorher sind zunächst die planerischen Qualitäten der beiden Schülerinnen gefragt. „Wir sind jeden Mittwochnachmittag in unserem eigenen Arbeitsbüro am Markt“, sagt Alicia Albrecht stolz. Hier werden mit Hilfe der Mitarbeiter des Stadtbauamtes seit Anfang August fleißig Skizzen gemalt, maßstabsgetreue Pläne entworfen und erste Angebote an Baufirmen erarbeitet.

So manche Vorstellung der Schülerinnen ist dabei schon recht konkret: „Wir möchten die Fläche nicht nur für unsere Schüler, sondern alle Meißner gestalten, wollen zum Beispiel dort eine Bühne haben, wo jetzt wilde Pflanzen blühen und einen Pavillon für Kunstwerke aufstellen“, so die junge Stadtplanerin in spe. Außerdem könne sie sich im Eingangsbereich ein schmiedeeisernes Tor versehen mit Weinranken gut vorstellen oder schön gestaltete Rabatten an den Rändern des Areals.

Aus diesen Ideen müssen die Mädchen nach und nach konkrete Planungsentwürfe entwickeln und diese auch den Stadträten vorstellen, wenn es an die Umsetzung geht. „Hier halte ich mich weitestgehend raus, unterstütze die beiden aber bei der Realisierung, notfalls auch, indem ich selbst mit einem Hammer mit anpacke“, sagt Christian Friedel. Das nötige Budget für den sogenannten „Kunst- und Kulturgarten“ stellt die Stadt aus Ausgleichsbeträgen zur Verfügung, die Eigentümer in Sanierungsgebieten wegen der höheren Bodenwerte bezahlen. Fertig soll das Areal dann bis zum nächsten Sommer sein. Dann werden die jungen Schülerinnen wissen, ob ihre Pläne Früchte getragen haben.