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Von den Basketballern lernen

Seit drei Jahren besteht die Kooperation zwischen FK Usti nad Labem und Dynamo. Von ihr sollen auch andere Vereine der Region profitieren.

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© Robert Michael

Von Cornelius de Haas

Wenn Dynamo am Freitag in Usti nad Labem zum Testspiel gegen den dortigen Fußballklub (FK) antritt, erwarten das Team von Uwe Neuhaus hervorragende Bedingungen. „Was der Verein aus seinen Möglichkeiten macht, ist bemerkenswert“, sagt René Beuchel über den tschechischen Zweitligisten. „Dort gibt es Dinge, von denen auch wir etwas lernen können.“ Damit meint der frühere Mittelfeldspieler, der 169 Partien für die Schwarz-Gelben bestritten hat, zum Beispiel den Gymnastikraum im Untergeschoss des 4 000 Zuschauer fassenden Mìstský-Stadions. In Dresden weichen die Profis für derartige Einheiten in den Vip-Bereich aus.

Dass sich Beuchel beim FK so gut auskennt, hat einen Grund. Zusammen mit Christian Knoll ist der 44-Jährige verantwortlich für die Kooperation mit dem Verein aus dem Nachbarland. Dabei geht es um die Weiterentwicklung der Nachwuchsspieler – nicht nur auf sportlicher Ebene. Zwar gehören gemeinsame Trainingslager in Usti zum regelmäßigen Programm der Dresdner Nachwuchsteams. „Wir organisieren aber auch Blitzturniere, bei denen andere Vereine von unserer Zusammenarbeit profitieren“, erklärt Beuchel. „Und bei gemeinsamen Saisonabschlussfahrten und Weihnachtsfeiern lernen sich die Jungs auf persönlicher Ebene besser kennen.“

Inzwischen pendelt ein Kleinbus fast täglich die gut 70 Kilometer zwischen beiden Orten. An vier Tagen der Woche trainieren acht Spieler aus Usti in Dresden mit den Mannschaften von der U 14 bis zur U 17 mit. „Manchmal ist der Bus auch schon zu klein gewesen“, sagt Beuchel. Die regelmäßigen Fahrten nehmen aber nur die Toptalente auf sich. Von denen haben es bereits vier in Dynamos Nachwuchsteams geschafft. Der fünfte, Jonas Jiranek, muss derzeit wegen einer schweren Knieverletzung in der U16 pausieren.

„Für die meisten ist es auch eine Auszeichnung für die Trainingsleistungen in Usti“, sagt Knoll, der in der Zusammenarbeit „eine klassische Win-Win-Situation“ sieht. Während die Spieler aus Usti vom höheren Niveau im Ostragehege profitieren, könnte Dynamo bald eine Verstärkung für die erste Mannschaft bekommen.

Stürmer Vasil Kusej, bereits im vergangenen Winter mit den Profis im Trainingslager in Spanien, gilt als größtes Talent im Verein. Der 17-Jährige war im Sommer 2015 vom FK nach Dresden gewechselt. Auch für ihn gibt es einmal in der Woche eine Deutschstunde mit Ex-Profi Filip Trojan. „Die Jungs sollen sich ja nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz verständigen können“, sagt Beuchel. „Das scheint bislang gut zu funktionieren, denn es sind schon Freundschaften entstanden – nicht nur bei den Trainern, auch bei den Jugendlichen.“ Doch wird bei Dynamo inzwischen auch tschechisch gesprochen? „René und ich versuchen das schon“, sagt Knoll, bei seinen Jungs hapert es noch: „Die Spieler aus Usti haben den Vorteil, dass sie schon in der Schule Deutschunterricht haben.“

Noch bis Sommer 2018 läuft die Förderung durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung der EU. „Den Antrag auf Phase zwei haben wir schon abgegeben“, sagt Knoll. In der soll der Fokus auf Fortbildungen gelegt werden. „Wir wollen sowohl Ostsachsen als auch die Region Usti stärken, was die Qualität der Trainer angeht“, erklärt er. „Ein guter Trainer bildet bessere Spieler aus. Auch das Angebot im Breitensportbereich wird attraktiver.“

Wie das aussehen könnte? Matthias Nowak, Technik- und Kreativtrainer beim FC  Bayern, zeigte Ende April in der Nachwuchsakademie, wie das Training auf die individuellen Fähigkeiten und Bewegungsmuster abgestimmt und optimiert werden kann. Das Angebot nahmen neben den Nachwuchstrainer von Dynamo und Usti mehr als 150 Übungsleiter wahr.

Die Initiative für die Zusammenarbeit ging von den Tschechen aus. „Die Basketballer aus Usti hatten bereits gute Erfahrungen mit den Dresden Titans gemacht, deshalb kam der FK auf uns zu“, erklärt er. „Wir haben uns dann mit den Titans zusammengesetzt, um zu sehen, wie so eine Kooperation aussehen kann. So kam die Sache langsam ins Rollen.“Inzwischen hat die Kooperation gehörig Fahrt aufgenommen.