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Von der Rettungswache in den Hörsaal

Franziska Jarisch will Ärztin werden. Jetzt pendelt sie von Lohsa nach Niesky und fährt einen Krankentransportwagen.

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© André Schulze

Von Steffen Gerhardt

Lohsa/Niesky. Zunächst hat Franziska Jarisch gar nicht nicht glauben wollen, dass Niesky mal ihr Arbeitsort wird. Denn die junge Frau ist in Lohsa zu Hause und pendelt nun täglich zwischen den beiden Orten hin und her. 70 Kilometer ist sie da unterwegs, und auch an ihrem Arbeitsort kommt je nach Einsatz noch von ein paar Dutzend bis hin zu mehreren Hundert Kilometern einiges an Fahrstrecke zusammen. Die 22-Jährige arbeitet als Rettungssanitäter in der Rettungswache Niesky des ASB.

„Mit dem Krankentransportwagen bin ich hauptsächlich unterwegs, um Patienten ins Krankenhaus zu fahren oder von dort wieder abzuholen beziehungsweise sie zu Ärzten zu schaffen“, sagt Franziska Jarisch. Dabei ist sie nicht nur im Landkreis mit dem KTW unterwegs. Fahrten führten sie auch schon in die Uni-Klinik nach Leipzig oder bis nach Bayern, wenn Leute in Spezialkliniken verlegt werden. Der Job macht ihr Spaß, auch wenn er nur auf kurze Zeit ausgelegt ist. „Eigentlich wollte ich in der Rettungswache Hoyerswerda bei den Maltesern anfangen, aber da war keine Stelle mehr frei“, erzählt sie. Also bewarb sie sich beim Arbeiter-Samariter-Bund, ganz genau gesagt beim ASB-Regionalverband Zittau-Görlitz und bekam ihre Stelle in der Hauptwache in Niesky. Seit Dezember vergangenen Jahres ist sie dort beschäftigt. Sie absolvierte dazu zwei Praktika: eines im Krankenhaus und eines auf einer Rettungswache.

„Das bringt Pluspunkte“

Über ihre Arbeit sagt sie, dass sie sehr abwechslungsreich ist. „Ich komme mit vielen Leuten zusammen, lerne was von der Gegend hier kennen und habe ein gutes Team, mit dem ich gern arbeite.“ Zudem ist die Tätigkeit beim ASB eine für sie wichtige Stufe zum Verwirklichen ihres Berufszieles, Ärztin zu werden. „Das bringt Pluspunkte bei der Bewerbung für einen Studienplatz“, sagt sie. Aber das ist es nicht allein. Praktische Arbeit in dem Bereich, in dem man später studieren möchte, ist immer gut. Deshalb stand für Franziska beizeiten fest, die Monate zwischen dem Abitur in Hoyerswerda und dem Studium bei einem Rettungsdienst zu verbringen. Sich als Rettungssanitäter weiterzuqualifizieren, dafür sind die Monate ihrer Beschäftigung zu kurz. Aber Bedarf ist da.

Vom ASB-Regionalverband heißt es, dass Leute gesucht werden, die sich zum Notfallsanitäter, Rettungsassistenten, -sanitäter und -helfer ausbilden lassen. Das betrifft sowohl Frauen als auch Männer, sagt Geschäftsführer Norbert Wege. Wobei der Notfallsanitäter eine Berufsausbildung erfordert, um danach zusammen mit dem Notarzt beziehungsweise im Rettungswagen tätig zu werden. Zu diesem neuen Beruf kann man sich auch als Rettungssanitäter beziehungsweise -helfer qualifizieren.

Für Franziska Jarisch ist das Lernen ebenfalls nicht abgeschlossen, denn sie will Ärztin werden. „Das ist mein Wunschberuf“, sagt sie. Eine Zusage für eine Uni hat sie noch nicht in der Tasche, aber sie ist optimistisch, dass sie für ein Medizinstudium angenommen wird. Vor dem Hintergrund, dass in der Oberlausitz Ärzte gesucht werden, sei sie nicht abgeneigt, auch hier ihre berufliche Zukunft zu finden. Wenn, dann wird das erst in zehn Jahren sein. Solange braucht es für Studium und die anschließende Facharztausbildung. Franziska tendiert dabei mehr zu praktischer ärztlicher Tätigkeit. „Die Chirurgie würde mir gut liegen, da ist man handwerklich auch gefordert. Denn nur Pillen verschreiben, das wäre nicht so mein Ding“, bekennt sie. Aber vielleicht ergibt sich beim Studium auch noch eine ganz andere Richtung.

Jetzt ist sie erst einmal in Niesky gefordert. Ihre Schicht dauert in der Regel zwölf Stunden – von früh um sieben bis abends um sieben. Kein leichter Job, erklärt sie, wenn man vom Gewicht manches Patienten ausgeht, den man auch noch durch ein enges Treppenhaus bugsieren muss. „Dabei habe ich erfahren, wir störend Schuhschränke im Treppenaufgang sein können, wenn man mit Tragstuhl oder Tragetuch durch will.“ Eine Erfahrung, die die Mieter sonst nur beim Möbelkauf oder Umzug machen, wenn die Flure zugestellt sind.

ASB bleibt eine Option

Franziska Jarisch ist zu zweit mit einem KTW unterwegs. Der darf mit dem Pkw-Führerschein gelenkt werden. Sie würde aber es reizen, ebenso einen Rettungswagen zu fahren. Dazu will sie den Lkw-Führerschein machen. Als Rettungssanitäter fährt man durchaus auch einen Rettungswagen. Das ist gut so, denn sollte es in diesem Jahr mit dem Studium noch nicht klappen, hätte Franziska die Option, beim ASB weiter beschäftigt zu werden.