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Von wilden Kirschen und zahmen Katzen

Die Dresdner Künstlerin Cornelia Schuster-Kaiser findet ihre Motive im Garten. In Freital zeigt sie, wie schön es dort ist.

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© Thomas Morgenroth

Von Thomas Morgenroth

Freital. Eine Hand mit vielen Fingern, deren Nägel seit Jahren nicht geschnitten wurden, wächst aus der Wiese des parkähnlichen Gartens der Villa „Bella Vista“ im Preußischen Viertel in Dresden. Es handelt sich um eine Wildkirsche, die mit ihren in den Himmel ragenden Ästen ein faszinierender und die Fantasie anregender Anblick ist, eine Skulptur der Natur, die Cornelia Schuster-Kaiser immer wieder beeindruckt. Dabei kennt die Künstlerin den alten Baum schon seit fünfzig Jahren. Sie ist mit ihm gewachsen und aufgewachsen, ist auf ihm herumgeklettert, hat seine Kirschen gegessen und im Herbst das bunte Laub aufgesammelt. Jetzt malt sie ihn.

Der Garten ihrer Kindheit, ein überaus lauschiges, verwunschenes Refugium für Stauden, Bäume, Krähen und zahme Katzen, ist für Cornelia Schuster-Kaiser ein überbordendes Füllhorn mit Motiven für ihre Malerei. Nicht nur der Wildkirschbaum kehrt auf ihren Bildern regelmäßig wieder, auch die Rhododendren, die Krokusse, die Schneeballhortensien, der alte und der neue Schuppen oder der trockengefallene Brunnen mit dem schönen Zaun vor der großen Freitreppe. Sie malt mit gedämpften Farben und erweckt die Flora und Fauna zu neuem, erstaunlichen und seelenvollen Leben. Cornelia Schuster-Kaiser gelingen mit Meisterschaft und Leidenschaft stille, poetische und märchenhafte Bilder, die zu beinahe andächtigem Betrachten einladen. Ab Sonnabend sind sie im Einnehmerhaus Freital zu sehen.

Die Dresdnerin, die mit ihrem Mann, dem Maler Peter Kaiser und dem mittlerweile erwachsenen Sohn August in Klein-zschachwitz wohnt, hat in der elterlichen Wohnung ihr Atelier. Ihre Mutter Marita Schuster wohnt noch dort, sie huscht hin und wieder durch eines ihrer Bilder, aber Menschen sind bei Cornelia Schuster-Kaiser nur Staffage. Ausnahmen gibt es, zum Beispiel malte sie ein rührendes Bild von ihrem Vater, wie der seinen Enkelsohn in einem zum Kinderwagen umfunktionierten Laubkorb durch den Garten schiebt.

Horst Schuster, der 2013 mit 83 Jahren starb, infizierte seine Tochter mit der Kunst. Er war Typograph und über Jahrzehnte der bedeutendste Dresdner Buchgestalter, vor allem im Verlag der Kunst. Er hoffte natürlich, dass Cornelia in seine Fußstapfen tritt. „Aber ich wollte malen“, sagt sie und beruft sich auf ihren Urgroßvater Emil Glöckner (1868-1921), der zu den Freilichtmalern in Goppeln gehörte. Eines seiner Bilder, das seine Mutter zeigt, ist auf Schloss Burgk in Freital ausgestellt.

Cornelia Schuster lernte zunächst den Beruf einer Schriftsetzerin. 1984, da war sie 18, kam es in der Kunstausstellung Kühl, wo sie jetzt selbst als Künstlerin vertreten ist, zu einer prägenden Begegnung mit dem Maler Horst Leifer, der ihren Berufswunsch enorm befeuerte. Nach zwei vergeblichen Bewerbungen wurde sie schließlich 1987 an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden angenommen, studierte bei Günter Horlbeck und war danach Meisterschülerin bei Claus Weidensdorfer.

Seit 1992 ist sie freischaffend und wird es nicht müde, den Garten zu malen. „Ich finde immer wieder neue Blicke“, sagt sie. Auch auf den alten Wildkirschbaum.

Malerei von Cornelia Schuster-Kaiser, vom 8.10. bis 13.11. im Einnehmerhaus Freital, Dresdner Str. 2; Vernissage am 8. Oktober, 16 Uhr, mit einer Einführung von Holger Birkholz; geöffnet Di-Fr 16-18, Sa/So 10-17 Uhr.