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Von wilden Spreewaldfrauen

Eine junge Designerin kombiniert die wendische Tracht und moderne Mode. Das sorgt für Aufsehen – jetzt auch bei der Bautzener Einkaufsnacht.

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© Stefan Otto

Von Miriam Schönbach

Bautzen. Blau, Sarah Gwiszcz, mag diese Farbe, noch lieber Blaudruck. Die alte Handwerkstechnik zaubert weiße Muster auf blauem Grund. Das Dunkel kombiniert die Designerin am liebsten mit kräftigen Kontrasten, Bändern, Borten oder Spitzen. Die traditionellen Muster und Stoffe erinnern an die typischen sorbisch-wendischen Trachten. Mit Liebe zum Detail holt die junge Frau die Tradition ins Heute. Zur Einkaufsnacht Romantica zeigt die Modemacherin aus Lübbenau eine Kollektion ihres Labels Wurlawy erstmals in Bautzen.

Sarah Gwiszcz ist Modedesignerin
Sarah Gwiszcz ist Modedesignerin © PR

Wurlawy kommt aus dem Sorbischen und heißt so viel wie „wilde Spreewaldfrauen“. Die Sage kennt Sarah Gwiszcz schon aus ihren Kindertagen in Ragow, wo sie in den 1990er-Jahren aufwuchs. „Meine Urgroßtante fuhr noch täglich Kahn in wendischer Tracht. Ansonsten war das Thema Tracht für mich früher weit weg“, sagt die Künstlerin. Stattdessen lässt sie sich von ihrer Großmutter in die Magie von Nadel und Faden einweihen, setzt sich selbst 2005 an die Nähmaschine, um sich punkige Lederjacken und Röcke aus Fell zu nähen.

Aus dieser „Bastelfreudigkeit“ heraus entscheidet sich die Lausitzerin nach dem Abitur für ein Studium an der Berliner Akademie Mode & Design. Im Rahmen der Ausbildung erhalten die Studenten die Aufgabe, Mode für junge Sorben zu entwerfen. Die EU fördert das Projekt. Das Motto lautet „Sorbisch modern“. Auf Studienfahrt geht es in die alte Heimat. Die Gruppe beschäftigt sich mit den Trachten und den alten Handwerkstechniken für die Herstellung der Stoffe. „Da habe ich verstanden, welcher Schatz direkt vor meiner Haustür liegt“, sagt Sarah Gwiszcz.

Zur Fashion Week nach Berlin

Aus der zufälligen Beschäftigung mit der Kleidung der Urahnen in der Nieder- und Oberlausitz ist deshalb längst mehr geworden. Ihre Abschlussarbeit vor vier Jahren widmet sie den traditionellen sorbisch-wendischen Mustern in Kombination mit dem mexikanischen Totenkult. Ihre Kreation mit dem Titel „Reanimation“ sorgt für Aufsehen, auch wegen der Totenköpfe auf den Trachten. Die Jungdesignerin will aber mehr als für Gesprächsstoff sorgen. „Reanimation steht für mich für Wiederbelebung, Erneuerung, symbolisiert die Wiederkehr der Tracht“, sagt die Lübbenauerin. Ihre erste tragbare Kollektion, wie sie selbst sagt, führt sie 2015 auf die Fashion Week nach Berlin. Danach nehmen die Anfragen zu, vom kleinen Atelier in Ragow wechselt sie in ein Ladenatelier nach Lübbenau. Dort holt sie die charakteristische Bekleidung ihrer Heimat aus der Vergessenheit heraus und macht sie mit modernen Schnitten und Materialien alltagstauglich. Die Kunden kommen aus Sachsen und Brandenburg, aber auch aus anderen Teilen Deutschlands landen immer mehr Anfragen bei der „wilden Spreewaldfrau“.

Wärme und Herzlichkeit

Die Mischung aus Tradition und Moderne bringt die Brandenburgerin nun auch nach Bautzen. Zehn Modelle zeigt sie an diesem Sonnabend in der Sorbischen Kulturinformation auf dem Postplatz. Neben ihr werden weitere sorbische Modemacher auf dem Laufsteg und im Haus der Sorben zu erleben sein. Dazu wird der Postplatz in wunderbares Licht getaucht. Vier Bäume erstrahlen im Glanz der Herrnhuter Sternen. Auch die übrige Stadt zeigt sich in ungewöhnlichen Farben: Die Karl-Marx-Straße wird ganz in Rot zu erleben sein, Feuerkörbe vor den Geschäften sollen Wärme und Herzlichkeit ausstrahlen. In der Wendischen Straße spielt Grün eine große Rolle. „Mit dieser Illumination spielen wir auf die Natur und das wunderschöne Umland Bautzens an“, sagt Citymanagerin Gunhild Mimuß. Die Reichenstraße dagegen fasziniert mit blauem Licht, Wasserplätschern soll an die Nähe zur Spree erinnern.

So schließt sich der Kreis zu den wilden Spreewaldfrauen.

Die Modenschauen im Haus der Sorben finden an diesem Sonnabend um 19 und 20.30 Uhr statt.