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Vor 100 Jahren verschwanden Großenhains Denkmäler

Der nächste Stadt- und Landkalender spürt verschwundenen und teils vergessenen Erinnerungen nach.

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© Hartmut Jannasch

Von Kai-Uwe Schwokowski

Großenhain. Am 29. Juli 1918 verschwanden sie vor aller Augen. Die König-Johann-Plakette an dem Granitstein vor der Stirnseite des Bezirkskommandos an der Ecke Berliner Straße/ Schulgasse (heute Neumarktgasse), das Kaiser-Wilhelm I.-Denkmal auf dem Kirchplatz und das Bismarck-Denkmal an der Ecke Meißner Straße/Marienallee (heute Beethovenallee) wurden vom Sockel gehoben und als Opfer für das Vaterland der Heeresverwaltung übergeben.

Sie blieben auch nach dem Ersten Weltkrieg verschwunden. Im März 1938 wurden dann schließlich auch noch der Granitstein und das Postament des Kaiser-Wilhelm I.-Denkmals entfernt. Auf dem Sockel des Bismarck-Denkmals wurde am 18. Oktober 1925 ein neues Bismarck-Denkmal aufgestellt. Die König-Johann-Plakette und die Widmungstafel befanden sich an dem großen, fünfarmigen Gaskandelaber, der am 28. März 1859 auf dem Hauptmarkt, vor dem heutigen Diana-Brunnen, errichtet wurde. Dessen Abbau erfolgte im Zuge der Elektrifizierung des Hauptmarktes am 19. Juni 1915. Beide Erinnerungsgegenstände wurden an einem neuen Granitstein angebracht, der am 9. August 1915 vor dem Bezirkskommando aufgestellt wurde.

Das Kaiser-Wilhelm I.-Denkmal wurde am Sedan-Tag, dem 1. September 1889, eingeweiht. Die Büste des Kaisers bestand aus Bronze, das Postament darunter aus Sandstein. Die Gesamtgröße des Denkmals betrug immerhin fünf Meter, davon hatte allein die Büste eine Höhe von 1,50 Metern. Die feierliche Einweihung des Bismarck-Denkmals erfolgte am 12. Juli 1896. Die Büste bestand aus Bronze und zeigte den ehemaligen Reichskanzler und Reichsgründer Fürst Otto v. Bismarck bis zur oberen Körperhälfte in doppelter Lebensgröße.

Das alte und neue Bismarck-Denkmal sorgen in der Großenhainer Geschichtsforschung oft für Verwechslung. In dem alten Bismarck-Denkmal war der Fürst im Kürass und Mantel des Magdeburgischen Schweren Reiterregiments dargestellt. Das neue Bismarck-Denkmal zeigte den Reichskanzler in einer unteren Halbrundung von der Brust bis zu den Schultern in einem Gehrock mit weitem Fasson. Es wurde nach dem Einmarsch der Roten Armee in Großenhain am 24. April 1945 vom Sockel herunter abgehoben und verschwand.

Stadt- und Landkalender 2019

In dem erscheinenden Großenhainer Stadt- und Landkalender für das kommende Jahr 2019 sind im Kalendarium zwölf verschwundene Erinnerungsstätten von Großenhain abgebildet. Dazu wird ein erklärender Beitrag des Großenhainer Heimatsammlers Hartmut Jannasch veröffentlicht, der im nächsten Jahr seinen 80. Geburtstag feiern kann.