Pirna
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Vorsicht, Heimat

Wo Heimat verklärt wird, ist Satire nicht weit. Oder sogar ganz nah: in der neuen Karikaturenausstellung in Pirna.

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Wo gehört man eigentlich hin? Die satirisch-schräge Sicht auf Heimat gibt es bei einer Schau in der Pirnaer Volksbank.
Wo gehört man eigentlich hin? Die satirisch-schräge Sicht auf Heimat gibt es bei einer Schau in der Pirnaer Volksbank. © Karikatur: adam

Nur Satire erlaubt folgendes Gedankenexperiment. Die Interviewerin sitzt einem ausgewachsenen Hund gegenüber und stellt ihm eine sensible Frage: „Fühlen Sie sich mehr als Deutscher oder mehr als Schäferhund?“ Wäre die Sache mit Heimat und Identität eine einfache, hätte dieser Witz keine Pointe. Ist sie aber nicht.

Und das ist gut so, sonst hätten sich nicht über 200 Karikaturisten aus dem deutschsprachigen Raum mit dem Thema „Vorsicht Heimat“ auseinandergesetzt. Gut 1 000 Werke gingen an die Jury des Deutschen Karikaturenpreises 2018, der von der Sächsischen Zeitung und vom Weser-Kurier organisiert wurde. Mit gesundem Misstrauen ausgestattet, lieferten die Künstler ihre Weltsicht auf Vaterland und Muttersprache, Kleingarten sowie Kleinbahn und führen mit ihren Lachlandkarten den Betrachter listig hinters frisch lackierte Ortseingangsschild. Am Dienstagabend wird nun in der Pirnaer Volksbank eine Schau mit einer Auswahl der Cartoons eröffnet, die ab Mittwoch für alle offen steht.

Der Pirnaer Herrenausstatter und Schneidermeister Eckhard Gnauk schaut sich eine von 80 Karikaturen in der Hauptstelle der Volksbank Pirna an und muss schmunzeln: … und der achte Kontinent heißt Plastik! … heißt es da in Heimatkunde.
Der Pirnaer Herrenausstatter und Schneidermeister Eckhard Gnauk schaut sich eine von 80 Karikaturen in der Hauptstelle der Volksbank Pirna an und muss schmunzeln: … und der achte Kontinent heißt Plastik! … heißt es da in Heimatkunde. © Daniel Förster

Die Besucher können sich auf eine Reihe einzigartiger Blätter freuen. Sie zeigen etwa malerisch, dass etwas nicht stimmen kann, wenn plötzlich aus dem Berliner Heimatministerium zum morgendlichen Schuhplatteln aufgerufen wird. Dieselbe heimatliche Scholle indes kann zur gleichen Zeit Rechten als Rückrufaktion ins Zucht- und Ordnungshaus dienen, den Linken als letzte Hoffnung und den Konservativen als Hafen im digitalen Datenmeer. Vielleicht aber, so meinen einige Künstler, gibt Heimat in der grenzenlosen Freiheit auch einfach nur ein wenig Halt. (SZ)

Die Ausstellung ist ab 8. Mai zu den üblichen Öffnungszeiten der Volksbank auf der Gartenstraße in Pirna zu sehen. Der Eintritt ist frei. Den Katalog zum Wettbewerb gibt es für 17,90 Euro im SZ-Treffpunkt in der Schössergasse 3.


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