Von Linda Barthel
Milde Temperaturen und wenige Frosttage im Winter, Hitze und kaum Regen im Sommer: Für Zecken sind die Bedingungen in diesem Jahr besonders gut. „Wir haben mindestens eine durchschnittliche, wenn nicht gar eine überdurchschnittliche Population“, sagt Heiko Müller, Leiter des Dresdner Forstbezirks. Sowohl er als auch einige Kollegen seien in diesem Sommer schon mehrfach von den Blutsaugern gebissen worden. Das kann lebensbedrohlich enden, denn Zecken gelten als einer der gefährlichsten Krankheitsüberträger. Schon jetzt wurden dem Dresdner Gesundheitsamt 75 Borreliose-Fälle gemeldet.
Das sind zwar weniger als vergangenes Jahr – da waren es im gleichen Zeitraum 92 Fälle – Wanderer und Radfahrer sollten aber dennoch wachsam sein. Denn die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen, da die Ämter auf Meldungen der Ärzte angewiesen sind. Bei Ausflügen in die Dresdner Heide oder den umliegenden Waldgebieten ist deshalb Vorsicht, aber vor allem auch Nachsorge geboten. „Man sollte lange Sachen tragen, den Körper nach jedem Ausflug nach Zecken absuchen und insgesamt gesehen aufpassen, wo man hingeht“, sagt Franziska Darmstadt, stellvertretende Leiterin des Dresdner Gesundheitsamts. Dazu rät auch Heiko Müller vom Forstbetrieb. „Ich würde bei Waldspaziergängen oder Ausflügen in die Heide auf den Hauptwegen bleiben und nicht auf die Nebenpfade gehen“, sagt er.
Zecke nicht zusammendrücken
Zecken können neben Borreliose viele andere Krankheiten – zum Beispiel – Babesiose und Rickettsiose – übertragen. Auch die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) gehört dazu. In der Dresdner Region ist das Risiko, sich damit durch einen Biss der Blutsauger anzustecken, jedoch eher gering. 2013 gab es keinen registrierten Fall, 2014 einen. In diesem Jahr wurde dem Gesundheitsamt bisher ebenfalls eine FSME gemeldet. Franziska Darmstadt vom Gesundheitsamt rät jedem, sich dagegen impfen zu lassen. Für eine Grundimmunisierung sind drei Impfungen nötig, eine Auffrischung wird alle fünf Jahre empfohlen. Die meisten Versicherungen übernehmen sogar die Kosten.
Eine Impfung gegen Borreliose gibt es dagegen nicht. Allerdings ist auch nicht jede Zecke mit den gefährlichen Keimen infiziert. Vor knapp einem Jahr beteiligte sich das Krankenhaus Friedrichstadt an einer Untersuchung für ein neues Zeckenmittel. Dabei kamen die Mediziner zu dem Schluss, dass nur 12,5 Prozent der Blutsauger potenzielle Überträger sind. Es gibt jedoch regionale Unterschiede. So ergaben weitere Studien, dass in Süddeutschland 21 Prozent, in Norddeutschland knapp 23 Prozent der Zecken mit Borrelien infiziert sind. „Die höchste Durchseuchung findet man bei erwachsenen Männchen“, sagt Uwe Wollina, Chefarzt der Dermatologie im Friedrichstädter Krankenhaus.
Doch selbst eine mit Borrelien infizierte Zecke überträgt die Keime nicht in jedem Fall. „Eine große Untersuchung in Polen hat gezeigt, dass fünf bis sechs Prozent der gebissenen Menschen eine Infektion entwickeln können. Untersuchungen aus Nordwestdeutschland gehen sogar nur von 0,7 Prozent aus“, sagt Wollina. Borreliose erkenne der Laie daran, dass sich rings um den Zeckenbiss eine Rötung bildet, die immer größer wird. Experten nennen das Wanderröte.
Wer von einer Zecke gebissen wird, sollte das Tier schnellstmöglich entfernen. Ein Arztbesuch ist dafür nicht zwingend nötig, so der Dermatologe. Am besten ziehe man den Blutsauger mit einer speziellen Zeckenzange oder einer Pinzette aus der Haut. Auf keinen Fall sollten Gebissene das Tier mit Öl oder Vaseline betupfen, da es sich sonst in die Wunde erbrechen könnte. Dadurch erhöht sich das Infektionsrisiko. Gleiches gilt, wenn der Zeckenkörper zusammengedrückt wird.
Keinen Grund zur Panik gibt es dagegen, wenn beim Entfernen der Zecke ein Rest der Kopfwerkzeuge zurückbleibt. „Hierüber ist keine Borrelienübertragung möglich, der Körper stößt den Fremdkörper ab“, sagt der Mediziner.