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Wann kommen die Rückhaltebecken?

Die geplanten Becken könnten den Muldepegel deutlich senken. Die Naturschützer sind gegen das Projekt.

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Von Peggy Zill

Die Bürgermeister von Mittelsachsen werden langsam unruhig. In einem Brief an den Landrat Volker Uhlig (CDU) hat der Kreisverband des Sächsischen Städte- und Gemeindetages (SSG) ihn um Unterstützung gebeten, die Planung der Hochwasserrückhaltebecken in Oberbobritzsch und Mulda voranzutreiben, indem er mit den entsprechenden Behörden spricht. Denn die Becken haben Auswirkungen auf den ganzen Lauf der Freiberger Mulde. In Nossen könnte der Pegel bei Hochwasser um bis zu 30 Prozent sinken. In Roßwein würden die Mulde bei einem 100-jährigen Hochwasser um einen Meter, in Döbeln um etwa 80 Zentimeter niedriger stehen.

Die geplanten Dämme für die beiden Trockenbecken sind gewaltig. Der in Oberbobritzsch soll 544 Meter und 17 Meter hoch sein, der in Mulda 230 Meter lang und sogar 27 Meter hoch. Zusammen können sie rund zehn Millionen Kubikmeter Wasser der Freiberger Munde und ihres Nebenflusses Bobritzsch aufnehmen.

Vor Baubeginn muss die Landestalsperrenverwaltung (LTV) aber hohe bürokratische Hürden nehmen. Bevor das ohnehin schon langwierige Planfeststellungsverfahren abgewickelt werden kann, ist ein Zielabweichungsverfahren nötig. Denn die zwei Rückhaltebecken waren nicht von vornherein geplant. Die Flächen befinden sich deshalb in ausgewiesenen Vorranggebieten für Natur und Landschaft. Naturschützer laufen gegen Änderungen Sturm.

Ende 2009 hat die LTV die Pläne zur Genehmigung bei der Landesdirektion Chemnitz eingereicht. „Jetzt hat die Landesdirektion weitere Unterlagen eingefordert“, erklärt Britta Andreas von der LTV. Und fügt hinzu, dass solche Verfahren sehr komplex und schwierig sind, da es zum Beispiel zu Eingriffen in die Natur kommt. Genau wie es in Roßwein Proteste gegen die Hochwasserschutzmauern gibt, sind die Naturschützer gegen die Rückhaltebecken. Der Naturschutzverband Sachsen wehrt sich schon lange gegen das geplante Vorhaben. Er fordert alternative Überlegungen von der LTV. In einer Erklärung heißt es: „Die Bobritzsch ist einer der letzten nicht von einem talsperrenähnlichen Bauwerk beeinträchtigten Flüsse erster Ordnung des Erzgebirges und für das Vorhaben tabu.“

Die Landesdirektion Chemnitz erklärt, dass die angeforderten Unterlagen der LTV noch nicht vorliegen. Über den Abschluss des Planfeststellungsverfahrens könne derzeit noch keine konkrete Einschätzung getroffen werden, so Joachim Eckert von der Landesdirektion.

Viel Zeit für den Baubeginn bleibt nicht mehr. Denn nur bis 2013 gibt es Fördermittel vom Freistaat für Hochwasserschutz. Genau darum haben sich auch die Bürgermeister an den Landrat gewandt. Der SSG-Kreisvorsitzende und Mochauer Bürgermeister Gunter Weber erklärt, dass alle anderen Planungen zum Hochwasserschutz schließlich nur funktionieren würden, wenn die Rückhaltebecken gebaut werden. Er verstehe die Roßweiner, die gegen eine Mauer sind. Und er verstehe auch die Naturschützer. „Naturschutz ist wichtig und gut, aber wir müssen sehen, wie wir trotzdem miteinander leben können“, meint Weber.