Von Andreas Weller
Mir kam das ja von Anfang an suspekt vor. Diese angebliche Havarie im Gymnasium Bürgerwiese. Dass ausgerechnet am Wochenende vor dem Start ins neue Schuljahr dort ein Rohr platzt, in einem Chemielabor, das davor und danach verschlossen ist, dass dies niemandem merkwürdig vorkommt und nicht mal die Polizei ermittelt, sind schon etwas zu viele Zufälle. Eigentlich hätte die Terrorabwehr sofort auf den Plan gehört, aber das ist nur meine Meinung.
In der vergangenen Nacht erhielt ich dann per Mail ein Video. Vermummte und bis an die Zähne bewaffnete Menschen faseln da etwas Unverständliches und rufen am Ende „Allahu akbar“, also Gott ist groß. Da wurde mir klar: Es war die Terrormiliz Islamischer Staat, kurz IS. Beim genaueren Betrachten sieht man ein Foto vom Gymnasium im Hintergrund. Also lasse ich mir das Video übersetzen. Zusammengefasst: Der IS bekennt sich zu dem Anschlag.
Zunächst denke ich, die lesen halt auch Zeitung und bekennen sich ja derzeit zu allem, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Aber vieles passt einfach zu gut zusammen: die bevorstehenden Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit finden in diesem Jahr und in Kürze in Dresden statt – das mit dem Stadion in Paris war kurz vor der EM. Islamfeindliche Demonstrationen lenken natürlich den Fokus auf die Keimzelle Dresden und Dresden ist ein ganz fieses Anschlagsziel – man kommt mit Flugzeug und Bahn nicht gut hin und vor allem nicht schnell weg. Dann wache ich allerdings auf und atme durch: doch nur ein böser Traum, zum Glück!
Was allerdings Realität ist: Die SPD hat diese Woche öffentlich gemacht, dass sie die Unterstützung der AfD erwartet hätte. Dabei ging es thematisch um die Sicherheit am Wiener Platz. Diese Erwartung ist grundsätzlich ähnlich schief wie die Theorie mit der Schule. Das ist aber kein Traum und schon deshalb besorgniserregend.