Merken

War es eine alte Bekannte?

Angriff aufs ZDF: Im Netz wird spekuliert, ob die Schlägerin bei der Heimatschutz-Demo auch Angela Merkel in Heidenau beschimpft hat.

Teilen
Folgen
© Sceenshot NDR/Extra 3

Von Peter Anderson

Meißen. Stupsnase, schwarze Haare, an einer Kopfseite rasiert. Bekleidet ist die füllige junge Frau mit einem Kapuzenshirt. Zweimal schlägt sie während einer Kundgebung der rechtsextremen Initiative „Heimatschutz“ mit der Hand nach der Kamera des ZDF-Mannes. „Sag ma’ geht’s noch“, brüllt die Frau in schwerem, sächsischen Dialekt. Dann lässt sie von dem Fernsehteam ab.

Die Frau in Meißen.
Die Frau in Meißen. © Screenshot ZDF/Frontal 21
Die Frau in Freital.
Die Frau in Freital. © Screenshot Youtube-Video

Die Szene stammt aus einem Anfang der Woche gesendeten Beitrag eines Reporterteams für das ZDF-Magazin Frontal 21. Die Journalisten drehten an verschiedenen Orten in Deutschland zum Thema „Biedermänner als Brandstifter: Die Gewalt gegen Flüchtlinge nimmt zu. Sie kommt aus der Mitte der Gesellschaft.“ Zu sehen ist die Dokumentation auch in der Mediathek des Senders und bei Youtube.

Im Internet hat der Beitrag eine Spekulation über die Identität der Schlägerin bei der „Heimatschutz“-Kundgebung auf dem Meißner Markt ausgelöst. So schreibt Hobby-Boxer Jan Krempau aus Dresden: „Die Frau, die da die Kamera angreift, ist die gleiche, die schon pöbelnd auf den Demo-Videos von Freital zu sehen war und die in Heidenau beim Besuch der Bundeskanzlerin lautstark Beschimpfungen gebrüllt hat.“ Tatsächlich ergibt ein Vergleich des ZDF-Mitschnitts mit Demo-Videos aus Freital eine große Ähnlichkeit zwischen der Schlägerin von Meißen und einer Hetzerin in Freital. Die Pöblerin in Heidenau, welche bundesweit mit Hasstiraden gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf sich aufmerksam machte, unterscheidet sich allerdings im Gesicht deutlich von der jungen Frau in Meißen. Diesen Schluss legen zumindest Aufnahmen des NDR-Magazin Extra 3 aus Heidenau nahe.

Stadträte sind entsetzt

So ordinär und primitiv wie dort war Angela Merkel noch nie in aller Öffentlichkeit beleidigt worden. Vor der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Heidenau hatte eine junge Frau am 26. August der Kanzlerin Worte wie „Fotze“, „Hure“, „blöde Schlampe“ und „Volksverräterin“ hinterhergerufen. Merkel hatte nach den rechten Krawallen in Heidenau die Asylbewerber Ende August in der Notunterkunft besucht und sich mit Helfern und Bürgermeister Jürgen Opitz getroffen. Vor dem ehemaligen Baumarkt, in dem die Flüchtlinge übergangsweise leben, hatten sich einige Gegendemonstranten eingefunden. Die kreischende Frau, die nach dem Treffen verbal auf Merkel losging, war im Internet auf Videos zu hören,

Meißner Stadträte zeigten sich gestern entsetzt über die erneuten Negativ-Schlagzeilen für ihre Stadt. So äußerte der SPD-Politiker Matthias Rost, ein sachlicher Dialog sei mit diesen Menschen nicht mehr möglich. CDU-Stadtrat Jörg Schlechte schrieb: „Wenn Journalisten angegriffen werden, hört bei mir der Spaß auf.“ Andere Kommentatoren wie Motorsportfreund Falk Sachs warfen dagegen der SZ vor, mit den Beiträgen über den Angriff auf das ZDF-Team bei einer „Heimatschutz“-Kundgebung in Meißen „Öl ins Feuer zu kippen, anstatt Ruhe einkehren zu lassen.“