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Ehemalige Takata-Mitarbeiter kämpfen um ihre Arbeitsplätze

Das Werk soll geschlossen werden. Die Geschäftsleitung ist zu keinen Gesprächen mit der IG Metall bereit. 

Von Sylvia Jentzsch
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Fast alle Mitarbeiter von Joyson Safety Systems beteiligten sich an dem Streik.
Fast alle Mitarbeiter von Joyson Safety Systems beteiligten sich an dem Streik. © Dietmar Thomas

Großweitzschen/Mockritz. Die Töne der Trillerpfeifen sind schrill. Sie wollen endlich gehört werden, die etwa 100 Mitarbeiter von Joyson Safety Systems im Mockritzer Gewerbegebiet, ehemals Takata. Ende Oktober hatte die Unternehmensleitung angekündigt, den Standort bis Ende 2019 zu schließen.

Bis zu dieser Information waren die Mitarbeiter des Unternehmens nicht in einer Gewerkschaft organisiert. Doch das änderte sich schnell. „Zurzeit sind 98 Prozent der Mitarbeiter von Joyson in der IG Metall“, sagte Willi Eisele, erster Bevollmächtigter der IG Metall Riesa.

Forderung nach einem Sozialtarifvertrag

Während einer Mitgliederversammlung im Dezember wären Forderungen aufgestellt worden. Die konnten bisher der Geschäftsführung nicht übergeben werden, da diese nach Aussage der IG Metall nicht gesprächsbereit ist.

„Ziel ist, den Standort und die Arbeitsplätze zu erhalten. Wenn das nicht möglich ist, geht es um einen Sozialtarifvertrag“, so Eisele. Konkreter will er nicht werden, weil er die Forderungen direkt der Geschäftsleitung übergeben will. Der zweistündige Warnstreik, durch den die Produktion lahmgelegt worden sei, diene dazu, die Geschäftsleitung an den Verhandlungstisch zu bringen. „Ist das nicht der Fall, müssen wir uns überlegen, wie weiter vorgegangen werden soll. Das ist aber eine Entscheidung der Mitglieder“, so der Mann von der IG Metall Willi Eisele.

Manche Familien trifft die Schließung doppelt

Aufgrund der Ansage der Geschäftsleitung, dass diejenigen, die am Warnstreik teilnehmen, mit Konsequenzen zu rechnen haben, wollte keiner mit der Angabe seines Namens mit der Presse sprechen. „Die Mitteilung zur Schließung war für uns ein Schlag ins Gesicht. Uns ist im wahrsten Sinne des Wortes die Kinnlade heruntergefallen“, sagte einer der Mitarbeiter. 

Dabei waren alle zuversichtlich. Erst im April 2018 hatte Joyson Safety Systems das Werk im Mockritzer Gewerbegebiet übernommen und mit ihm alle 110 Mitarbeiter. Ende Oktober kam dann die Mitteilung zur geplanten Schließung. Abgebaut werden soll in drei Schritten. Bereits Ende Juli sollen laut der Ankündigung 70 Prozent der Mitarbeiter entlassen werden, bis Ende Oktober die Hälfte der noch übrig gebliebenen Belegschaft und Ende des Jahres wird das Werk ganz geschlossen. Kündigungen wurden bisher noch nicht ausgesprochen.

Einige wenige Mitarbeiter haben sich schon etwas Neues gesucht. Doch das sei trotz der guten Arbeitsmarktlage nicht so einfach. „Viele von uns wohnen in der Region und wollen das auch bleiben. Außerdem haben wir einen guten Verdienst, der selten gezahlt wird. Und das Arbeitsklima war gut“, sagte eine Mitarbeiterin. Manche treffe es hart. Denn es gebe einige Paare, die gemeinsam im Werk arbeiten. Besonders betroffen sind auch die älteren Mitarbeiter, die mit 58 oder 60 schlechte Chancen auf einen neuen Arbeitsplatz hätten.

„Wir geben die Hoffnung nicht auf und sind kampfbereit. Das wollen wir mit dem Warnstreik heute deutlich machen. Am besten wäre es, wenn der Standort erhalten bleiben könnte. Dafür sind wir auch bereit, richtig zu streiken“, so der Mitarbeiter.

Unterstützung vom SPD-Landtagsabgeordneten

„Ich habe kein Verständnis für das, was hier passiert. Ich kenne das Unternehmen und auch einige Mitarbeiter, die hier schon seit vielen Jahren Qualitätsarbeit liefern“, sagte der SPD-Landtagsabgeordnete Henning Homann. Dem Werk am Standort in Mockritz gehe es wirtschaftlich nicht schlecht. Das sei nicht der Grund für die geplante Schließung.

Bei der Unternehmensentscheidung gehe es um Profitmaximierung. Denn die Maschinen und damit die Produktion würden nach Italien verlagert. „Das darf nicht sein“, so Homann. Wenn sich die Geschäftsleitung überlege, am Standort etwas Langfristiges und Nachhaltiges aufzubauen, dann werde er das als Landespolitiker mit unterstützen. Homann rief die Streikenden dazu auf, ihr Schicksal in die Hand zu nehmen und für den Standort zu kämpfen. „Bleibt stark. Was ihr macht, ist euer Recht und es ist richtig.“

Das Unternehmen hält an der Schließung fest

„Ich möchte nochmals betonen, dass es Joyson Safety Systems wichtig ist, den angekündigten Mitarbeiterabbau sozialverträglich zu gestalten. Dies beinhaltet auch adäquate Abfindungsangebote an die betroffenen Mitarbeiter“, so Dr. Andreas Bartelt, Kommunikationsdirektor von Joyson Safety Systems auf Anfrage. Die Schließung des Werkes in Mockritz sei Teil eines ganzheitlichen Konsolidierungsprogramms zur Anpassung des Unternehmens an die wettbewerblichen Rahmenbedingungen. Diese haben sich seit Bekanntgabe der Maßnahme nicht geändert. „Deshalb halten wir an der angekündigten Schließung fest“, so Andreas Bartelt.