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Warten auf weiße Weihnachten

Dass Heiligabend in Dresden kein Schnee liegt, ist ganz normal, sagt ein Wetterfachmann. Eine Statistik gibt ihm Recht.

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Von Christoph Springer

Früher waren Winter weiß. Am Weihnachtsabend lag Schnee und der Spaziergang am ersten Feiertag nach Gänsebraten, Rotkraut und Klößen führte durch eine tief verschneite Winterwunderwelt. So hat sich die Festzeit im Dezember ins Gedächtnis eingeprägt. Jedes Jahr lebt deshalb aufs Neue die Hoffnung auf, die Weihnachtszeit möge wieder genau so werden wie damals: draußen knackig kalt und weiß, drinnen wohlig warm und herzlich.

Doch die Erinnerung trügt. Die Statistik zeigt das Gegenteil. Seit in Dresden am Flughafen durchgehend Wetterdaten aufgezeichnet werden, also seit 1935, gab es nur 23 Mal weiße Weihnachten. Das zeigt die Internetseite Wetterzentrale.de, die die Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) aufbereitet hat. In 59 Jahren lag kein Schnee. Anders war das 2010. Damals war ganz Sachsen tief verschneit. An jenen Winter kann sich DWD-Meteorologe Jens Oehmichen noch gut erinnern. Vielleicht auch deshalb, weil weiße Weihnacht im sächsischen Tiefland eher selten ist. Denn am 24. Dezember herrscht meistens „Weihnachtstauwetter“, sagt Oehmichen. Das ist eine Erscheinung, die wie die kühlen Eisheiligen im eigentlich warmen Mai eine Abweichung vom üblichen Wetterverlauf beschreibt. Das Weihnachtswetter vor sieben Jahren war eine Ausnahme von dieser Regel. „2010 war gar nix mit Weihnachtstauwetter“, sagt Oehmichen.

2017 passt sie in Dresden wieder. Denn schon in den vergangenen Tagen ist es wärmer geworden und bis zum 24. Dezember steigen die Temperaturen weiter. „Über zehn Grad sind möglich“, liest Oehmichen aus seinen Wetterkarten. Schnee hat keine Chance. Nur im Erzgebirge und auf dem Fichtelberg bleibt er liegen, weil es auf den Bergen grundsätzlich kälter als im Flachland ist. „Oberhalb von 600 Meter ist die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnacht hoch“, so der Meteorologe aus Leipzig. Dresden liegt 488 Meter unter dieser Schneegrenze.

„Wir haben verbreitet grüne Weihnachten, selbst in den Bergen gibt es eine Temperaturmilderung“, sagt Oehmichen. Dort liege aber so viel Schnee, dass es trotz des Weihnachtstauwetters weiß bleibt. „Wir haben Wind von Südwest und die Meere sind noch warm, deshalb wird es bei uns mild.“ Dazu kommen am Weihnachtstag Wind und Regen. Immerhin: An den Feiertagen danach zeigt sich die Sonne. Diese Mischung lockt dann doch zum Verdauungsspaziergang nach Gänsekeule und Klößen. „Aber das ist alles verbunden mit relativ viel Wind“, so Oehmichen.

Wie das Wetter nach den Weihnachtsfeiertagen wird, konnte er zur Wochenmitte noch nicht genau aus seinen Karten lesen. „Ob der Winter wiederkommt, ist im Moment nicht abzusehen“, so Oehmichen. „Es gibt derzeit jedenfalls keinen eindeutigen Trend zurück zum Winter.“

www.szlink.de/wetterarchiv