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Millionen für Bischofswerda.

Die Aicher-Gruppe will im Norden von Bischofswerda eine Elektrodenfabrik bauen. Die soll schon Ende 2018 in Betrieb gehen.

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© Steffen Unger

Von Nicole Preuß

Bischofswerda. Die Neuansiedlung wurde in der Stadtverwaltung ein halbes Jahr lang vorbereitet. Jetzt verkündete die Stadtverwaltung passenderweise kurz vor Weihnachten die gute Nachricht. Die Unternehmensgruppe Max Aicher, die bereits ein Tochterunternehmen in Bischofswerda hat, will im Industriegebiet Nord mehr als 100 Millionen Euro investieren und ein neues Graphitelektrodenwerk aufbauen. 140 Arbeitsplätze sollen entstehen. Prof. Dr. Klaus Krüger von der Aicher Unternehmensgruppe stellte das Projekt jetzt erstmals dem Stadtrat und der Öffentlichkeit vor.

© Grafik: SZ, Quelle: Max Aicher Unternehmensgruppe

Was ist im Industriegebiet Nord geplant?
Die Max Aicher Unternehmensgruppe hat für die Elektrodenfertigung bereits ein neun Hektar großes Grundstück von der B & W Handelsgesellschaft gekauft, das unmittelbar an den Versandhandel für Elektronikzubehör grenzt. Dort besteht bereits die Möglichkeit zum Bauen. Außerdem hat sich das Unternehmen noch ein 28 000 Quadratmeter großes Grundstück der Stadt mit einer Absichtserklärung gesichert. Die Fläche wird das Unternehmen kaufen, wenn es dort ebenfalls bauen kann. Die Stadt arbeitet gerade an den nötigen Formalitäten. Die Unternehmensgruppe hat vor, mehrere Hallen auf beiden Flächen zu errichten. Eine Straße muss gebaut werden und die Medienertüchtigung ist notwendig. Dafür ist die Enso mit im Boot.

Wie weit sind die Pläne der Unternehmensgruppe Max Aicher?
Die Investoren haben bereits die technischen Anlagen gekauft. Die Planungen für den Bau der Fabrik laufen und die Aufnahme des elektrischen Ist-Zustands ist abgeschlossen. Das Unternehmen ist zudem dabei, ein Forschungslabor zum Thema Graphitelektroden am Stammsitz in Freilassing aufzubauen. Max Aicher will so schnell wie möglich bauen und schon in einem Jahr, Ende 2018, mit der Fertigung beginnen. „Das ist sehr, sehr ambitioniert“, sagt selbst Klaus Krüger von der Max Aicher Unternehmensgruppe.

Was sind Graphitelektroden und wofür werden sie gebraucht?
Eine Graphitelektrode besteht im Wesentlichen aus Kohlenstoff, wurde aber so veredelt, dass sie extrem leitfähig und hitzebeständig ist. Eine Graphitelektrode hält 3800 Grad Celsius aus. Deshalb sind diese Elektroden ein wesentliches Element in der Elektrostahlproduktion. Sie werden in speziellen Öfen einsetzt, in denen zwischen den Elektroden und Stahlschrott Lichtbögen brennen, die den Schrott einschmelzen. Die Max Aicher Unternehmensgruppe setzt in den eigenen Stahlwerken ausschließlich auf dieses Verfahren und sieht darin auch die Zukunft.

Wie werden Graphitelektroden hergestellt?
Koks wird gemahlen, geteilt, mit heißem Pech vermischt und schließlich in einem Ofen bis zu drei Monate lang gebacken. Die entstandene Verbindung wird wiederum mit Pech imprägniert und dann noch einmal gebrannt. Schließlich kommt der Stoff wieder in den Ofen und wird bei bis zu 3000 Grad Celsius zu Graphit. Die ersten beiden Brennvorgänge geschehen normalerweise in Öfen, die mit Gas beheizt werden. Max Aicher will allerdings in Bischofswerda ausschließlich auf Strom setzen. Das bedeutet, dass das Werk im Industriegebiet wohl 210 000 Megawattstunden elektrische Energie brauchen wird.

Warum will die Unternehmensgruppe ein Elektrodenwerk bauen?
Die Preise, die vor allem von chinesischen Herstellern bestimmt werden, sind sprunghaft gestiegen. Vor einigen Monaten kostete die Tonne noch 2000 Euro. Aktuell wird allerdings das Fünffache verlangt. „Damit ist Stahlproduktion nicht mehr wirtschaftlich darstellbar“, sagt Klaus Krüger. Die Unternehmensgruppe hat daher entschieden, selbst Elektroden zu bauen. Die Technik stammt aus einem Werk bei Frankfurt, das wegen des Preiskampfs vor der Preiserhöhung Angang 2016 schloss. Die Unternehmensgruppe hat das Werk gekauft und wollte eigentlich dort Elektroden produzieren. Das war aber nicht mehr möglich. Also wurden alternative Produktionsorte in Ungarn und an einem Aicher-Stahlwerk in Meitingen geprüft. Die Bedingungen in Bischofswerda überzeugten aber. „Der Oberbürgermeister und der Stadtrat haben mit ihren Entscheidungen dazu beigetragen“, sagt Klaus Krüger.

Wer soll in dem neuen Werk in Bischofswerda arbeiten?
Die ersten Stellenanzeigen werden im Januar erscheinen. Das Unternehmen braucht erst einmal Ingenieure, es sind aber auch andere Fachleute gefragt. „Wir hätten natürlich gern Arbeitskräfte, die schon mal Elektroden gefertigt haben“, sagt Klaus Krüger. Doch die sind rar, die wenigen Elektrodenhersteller brauchen jede Kraft. Das Unternehmen schaut vor allem auf Fachkräfte aus der Region. OB Holm Große (parteilos) sieht in der Ansiedlung einen Erfolg der Wirtschaftsförderung der Stadt. „Wir sind sehr dankbar und sehr froh, dass Max Aicher bei uns baut“, sagt er.