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Warum das Rathaus saniert wird

Stadtverwaltung, Sportstätte Kante und Parkkonzept – vieles in Pulsnitz soll ineinander greifen.

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© René Plaul

Von Reiner Hanke

Pulsnitz. Auf den ersten Blick macht das Pulsnitzer Rathaus keinen verfallenen Eindruck. Doch die Fassade täuscht. Dahinter sind die Schäden offenbar dramatisch. Die Tragweite zeigte jetzt auch ein Bautzener Architekturbüro auf. Die Situation ist freilich nicht erst seit diesem Sommer bekannt, stellt Bürgermeisterin Barbara Lüke fest. Den Beschluss zur Sanierung habe der Stadtrat bereits 2014 gefasst. Etwa 1,3 Millionen Euro waren schon damals für die Sanierung veranschlagt worden. Geld soll auch aus dem Städtebauprogramm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ (SOP) fließen. Stadtplanung sei ein kontinuierlicher Prozess. Nun werde es akut: „Es geht nicht mehr darum, ob wir sanieren, sondern wie wir sanieren. Es ist ein für die Pulsnitzer wichtiges Gebäude. Das Ausmaß der Schäden ist erschreckend.“ Die Stadt habe keinen Spielraum. In einem öffentlichen Forum erläuterten jetzt Fachleute und Verwaltung die Situation.

Warum ist die bauliche Situation so dramatisch?

Das Gebäude ist in seiner gesamten Statik gefährdet. Bei einem Umbau vor rund 100 Jahren ist der Ratssaal in seiner jetzigen Form eingebaut worden. Es ist der jetzige Trausaal. Der reicht seitdem über ein Geschoss hinaus. Mit diesem Eingriff in die Substanz sei der Statik des Gebäudes ein gefährlicher Schlag versetzt worden. Zudem erfolgte der Anbau des Treppenhauses, der ebenfalls das Gebäude in seiner Struktur schädigte. So sei auch die Dachlast für das Gebäude zu schwer und zwinge es irgendwann in die Knie. Wenn nichts passiert. Deshalb könne die Sanierung nicht mehr aufgeschoben werden. Teilweise ist der Dachstuhl zu erneuern. Die Elektrik genüge laut Gutachter in keinster Weise mehr den heutigen Anforderungen. Beim Brandschutz ist ebenfalls Nachholbedarf.

Wie soll das historische Rathaus saniert werden?

Es soll noch in diesem Jahr einen Variantenvergleich geben. Gebaut werden soll dann so schnell, wie die Planer vorankommen. Dabei kann es durchaus möglich sein, dass das Gebäude hinter der Fassade komplett entkernt werden muss. Dann werden 1,3 Millionen Euro kaum reichen. So wolle die Stadt auch noch Geld aus dem Konjunkturpaket III (Brücken in die Zukunft) nutzen, um den Bau zu finanzieren. In dem Zusammenhang sei jetzt auch noch eine Summe frei geworden. Pläne der Stadt, den Flusslauf der Pulsnitz mit Geld aus dem Programm zu sanieren, wurden vom Freistaat abgelehnt. Das Geld steht nun für andere Investitionen zur Verfügung.

Wie soll das Rathaus der Zukunft aussehen?

Entstehen soll ein Rat- und Bürgerhaus. So stellt es sich die Bürgermeisterin vor. Inwiefern das planerisch möglich sein wird, muss sich noch zeigen. Der Umbau des Erdgeschosses spielt dabei eine Rolle. So wünscht sich Barbara Lüke im Untergeschoss einen größeren Versammlungsraum. Der soll dann auch als Begegnungsstätte Heimstatt für Vereine sein. Barbara Lüke denkt dabei z. B. an die Senioren, die momentan kein richtiges Domizil haben. Auch der Trausaal sollte ins Erdgeschoss verlegt werden, wenn das mit dem Denkmalschutz vereinbar ist. Auf jeden Fall müsse ein Küchenbereich integriert werden. Nicht nur für die Vereine und andere Nutzer des Saales. Damit könnte zugleich das leidige Spülproblem für die vielen Tassen beim Pfefferkuchenmarkt gelöst werden. Und natürlich müsse dort unten alles barrierefrei sein.

Was haben Parkkonzept und Sportstätte Kante damit zu tun?

Vieles greift bei den Plänen ineinander. Mit dem Bürgerhaus im Rathaus will die Stadt zugleich Funktionen von der Sportstätte Kante als Vereinsgebäude abziehen. Denn dessen Zukunft ist offen und schwebt zwischen Sanierung und Abriss. Die Entscheidung soll in den kommenden ein bis zwei Jahren fallen. Ideen gibt es derzeit einige und Gespräche mit Vereinen stehen an. Nach dem Stadtentwicklungskonzept soll der marode Bau an der Peripherie des Stadtzentrums einem Parkhaus weichen. Das würde zwar die Parkplatznot entspannen, aber etlichen Vereinen ihre Räume nehmen, so auch den Keglern. Denkbar wäre sogar die Kegelbahn quasi vor Ort zu lassen und Parkdecks darüber zu setzen. So hängen Parkkonzept, Rathausbau und sogar die Zukunft der Sportstätte voneinander ab und greifen ineinander. Das mache aus Sicht der Stadt derzeit auch die Vorhersage der zeitlichen Abläufe schwierig. Aber ohne die Gesamtschau werde es ein Flickwerk, gibt die Rathauschefin zu bedenken. Und das könne sich die Stadt nicht leisten.

Worüber der Stadtrat am Dienstag beschließt.

Die Räte diskutieren am Dienstagabend über eine Studie. Die soll jetzt in Auftrag gegeben werden und am Ende mindestens zwei Varianten für die Rettung des Rathauses aufzeigen. Dabei sollen auch ein Teilabriss und die Baukosten betrachtet werden.

Die Sitzung des Stadtrates beginnt am Dienstag, 20. September, um 19 Uhr im Ratssaal des Ratskellers. In der Sitzung geht es unter anderem auch um den nächsten Bauabschnitt am Walkmühlenbad.