Merken

Wie steht es um die Blaue Adria?

Die negative Bewertung der Wasserqualität des Crostaer Bades hat die Betreiber überrascht und verärgert. Gefährlich ist das Baden hier aber nicht.

Teilen
Folgen
© Uwe Soeder

Von Kerstin Fiedler

Crosta. Den Besuchern an der Blauen Adria im Großdubrauer Ortsteil Crosta scheint es egal zu sein, dass im EU-Gewässerbericht die Wasserqualität als mangelhaft eingeschätzt wurde. Denn auch am Mittwoch kamen zahlreiche Gäste. Betreiberin Ines Schiemann ist verärgert, dass das Bad nun 2018 zu den acht Gewässern in Deutschland gezählt wird, die nicht empfohlen werden. Wie solch eine Einschätzung zustande kommt und was jetzt in Crosta zu beachten ist, das erklärt die SZ.

Wie kommt solch eine Einschätzung der Wasserqualität zustande?
Die Blaue Adria wurde bis zum vergangenen Jahr als EU-Badegewässer geführt. Die Bewertung dieser Gewässer erfolgt einmal im Jahr. Es gibt einen Bericht dazu, der veröffentlicht wird. Der Einstufung der Gewässer durch die EU liegt eine langfristige Auswertung der mikrobiologischen Untersuchungsergebnisse zugrunde, teilt das zuständige Ministerium für Soziales und Verbraucherschutz mit. Die Überwachung der Badegewässergüte erfolgt durch das Gesundheitsamt des Landkreises. Grundlage ist die Sächsische Badegewässer-Verordnung und die darin verankerten mikrobiologischen Qualitätskriterien. Es soll sichergestellt werden, dass bestimmte Bakterien, die in erhöhter Konzentration gesundheitsgefährdend sein könnten, die Grenzwerte nicht überschreiten.

Was wurde in der Blauen Adria festgestellt?
Mit der Einstufung für das Jahr 2015 war für die Blaue Adria erstmals eine Verschlechterung der mikrobiologischen Qualität zu verzeichnen. Die Qualität wurde von „ausgezeichnet“ in „gut“ geändert. Auch für 2016 konnte diese Bewertung gehalten werden. „Mit der Einstufung 2017 ist die Badegewässerqualität der Blauen Adria entsprechend den Vorgaben der EU erstmals mit mangelhaft bewertet worden“, sagt Jörg Förster, Sprecher des Ministeriums. „Diese Verschlechterung ist auf die wiederholt hohen mikrobiologischen Belastungen insbesondere bei Kolibakterien zurückzuführen.“

Was könnte der Grund für die Verunreinigung sein?
Das Gesundheitsamt, das für die Gewässerproben zuständig ist, hat „in den vergangenen Jahren mehrfach mikrobiologische Beeinträchtigungen“ festgestellt, sagt Landkreis-Sprecher Gernot Schweitzer. Eine Ursache für die Überschreitungen wurde jedoch nicht eindeutig ausgemacht, heißt es aus dem Landratsamt. Das wundert jedoch die Betreiber. Als die Verschlechterung erstmals auftrat, haben die Betreiber Camper festgestellt, die ihren nächtlichen Notdurft-Eimer dort ausgeschüttet haben. Ihnen war wohl der Weg bis zu den Toiletten zu weit. Doch Ines Schiemann versteht nicht, dass gleich das gesamte Gewässer als mangelhaft eingeschätzt wird, wenn die Probe nur an einer Stelle genommen wird.

Welche Konsequenzen wurden jetzt gezogen?
Weil keine Ursache gefunden wurde und somit auch nichts verändert werden kann, wurde die Blaue Adria in Absprache mit dem Landratsamt und dem Ministerium aus der Liste der EU-Badegewässer abgemeldet. Dennoch bleiben die regelmäßigen Kontrollen durch das Landratsamt bestehen. Wenn es sehr warm ist, wird auch aller 14 Tage kontrolliert, sonst durchschnittlich einmal im Monat. Beobachtet werden dabei auch andere Dinge wie Sichttiefe, Verfärbungen der Wasseroberfläche durch zum Beispiel Öl, Geruch oder Algenentwicklung. Doch mit Blaualgen hatte die Blaue Adria noch nie etwas zu tun. Es ist eher unwahrscheinlich, dass sie sich bilden, denn der Boden des Sees besteht als Restloch eines ehemaligen Kaolintagebaus aus Lehm. Die letzte Probe durch das Gesundheitsamt des Landratsamtes fand Ende Mai statt. Alle Werte waren in Ordnung, die beiden gesundheitsgefährdenden Faktoren lagen weit unter dem Grenzwert. Kolibakterien wurden überhaupt nicht festgestellt. Aktuelle Untersuchungsergebnisse hängen die Betreiber auch an den Eingängen zum Bad aus.

Müssen Badegäste an der Blauen Adria jetzt etwas beachten?
Die Adria ist neben dem Waldbad Niesendorf und dem Olbasee eines von drei Naturgewässern im Heide- und Teichland. Sie wird seit Jahren gern genutzt. Nicht nur von Bade-, sondern auch von Campinggästen. Der Dauercampingplatz ist gut gebucht, derzeit findet teilweise ein Generationswechsel statt. Besitzer von Bad-Jahreskarten bestätigen, dass es ihnen hier gut gefällt. Auch, wenn die Blaue Adria jetzt kein EU-Badegewässer mehr ist, ist und bleibt sie ein gerade durch die azurblaue Färbung des Wassers so besonderer und beliebter Erholungsort. „Im Landkreis Bautzen gibt es mehrere Badeseen, die nicht als EU-Badegewässer angemeldet sind. Trotzdem kann man dort baden, und sie werden genauso wie die Blaue Adria durch das Gesundheitsamt regelmäßig überwacht“, sagt Gernot Schweitzer. Als Beispiele nennt er das Buschmühlenbad Ohorn und den Dreiweiberner See bei Lohsa.