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Warum die Bundeswehr das Tieffliegen übt

In der Sächsischen Schweiz wird die Lärmbelästigung durch Düsenjäger kritisiert. Die Luftwaffe sieht keine Alternativen.

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© dpa

Von Gunnar Klehm

Sächsische Schweiz. AfD-Kreisrat Ivo Teichmann ist enttäuscht. „Ich vermisse die Aussage von der Bundeswehr, dass sie die extremen Tiefflüge verlegt, außerhalb sensibler Zeiten fliegt“, so Teichmann. Nach mehreren Tiefflügen von Kampfflugzeugen der Bundeswehr im Elbtal in diesem Monat gab es erhebliche Proteste von Anwohnern. Einige von ihnen hätten sich auch an Ivo Teichmann gewandt, der auch Vorsitzender des Tourismusvereins Elbsandsteingebirge ist. „Ich hatte versprochen, dass ich die Kritik an die Bundeswehr weiterleite“, sagt Teichmann. Nun gab es die Antwort vom Luftfahrtamt der Bundeswehr.

Darin wird bedauert, dass sich zahlreiche Bewohner und Touristen durch diesen Überflug „erschrocken“ haben. „Es ist durchaus nachvollziehbar, dass ein direkter Überflug durch ein Luftfahrzeug dieser Größe ein nachhaltiges Erlebnis ist, das den Eindruck erwecken kann, die Flughöhe wäre unzulässig niedrig“, erklärt für das Amt Oberstleutnant Christian Reitemeier. Die Daten, die das Radar für den Flug um den Lilienstein am 8. Juni lieferte, würden keinen Anhaltspunkt liefern, dass flugbetriebliche Regelungen missachtet wurden.

Tiefflüge werden unter Sichtflug durchgeführt. Die Navigation erfolgt anhand markanter Geländemerkmale wie eben dem Lilienstein oder dem Flusslauf der Elbe. Das Luftfahrtamt erklärt: „Als wesentliches Grundelement des taktischen Einsatzes stellt der Tiefflug nach wie vor eine der Grundbefähigungen der fliegenden Besatzungen dar.“ Die Ausbildung sei auch deshalb unerlässlich, um als Bundeswehr einen „angemessenen Anteil zur Verteidigungsvorsorge und Krisenbewältigung ins Bündnis einzubringen“, heißt es.

Für den Königsteiner Ivo Teichmann ist das nachvollziehbar. „Ich bin ja kein Totalverweigerer“, sagt er. Trotzdem würde er sich wünschen, dass die Tiefflüge auf ein Minimum reduziert würden und nicht in der Brutzeit geschützter Vögel erfolgten. Als Jäger sei er dem Naturschutz sehr verbunden. „Wir richten Horstschutzzonen ein, um Wanderfalken und Uhus nicht zu stören, lassen aber Tiefflieger über die Nester donnern. Das ist doch Gästen und Einheimischen nicht mehr vermittelbar“, sagt Teichmann.

Dass er mit seinem Schreiben die Tiefflüge nicht verhindern wird, sei ihm klar und war auch gar nicht sein Ziel. Er ist aber davon überzeugt, dass die Bundeswehr sehr wohl registriert, in welcher Region es viele Proteste gibt. „Das war nach der letzten Protestwelle doch ähnlich. Danach hat sich die Anzahl der Tiefflüge merklich reduziert“, ist Teichmann überzeugt. Statistisch belegbar ist diese These allerdings nicht. Bestätigt wird sie von der Bundeswehr verständlicherweise auch nicht.

Unverständlich sei für ihn auch, warum eine lückenlose Aufzeichnung des Flugverlaufs nicht möglich sein soll. Bei den stark kritisierten Flügen am 8. Juni haben sich die Radarsignale der zwei Kampfflugzeuge um 10.38 Uhr im Bereich Wehlen verloren und wurden erst 10.43 Uhr wieder westlich von Königstein erfasst. Das nährt nun die Legendenbildung, dass die beiden Eurofighter doch tiefer als 150 Meter über Grund durchs Elbtal bei Königstein düsten.

Bei dem Tiefflug am 6. Juni handelte es sich laut Luftfahrtamt dagegen um ein Kampfflugzeug vom Typ Tornado. Das habe nach der Teilnahme an der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung in Berlin seinen Rückflug zum Heimatflugplatz mit einem Ausbildungsflug verbunden und dabei das Elbtal überflogen.