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Warum die Wälder voller Holz liegen

Die Schäden durch den Borkenkäfer sind in der Sächsische Schweiz hoch wie nie. Es könnte noch schlimmer werden.

Von Dirk Schulze
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Tausende Kubikmeter Holz finden keine Abnehmer.
Tausende Kubikmeter Holz finden keine Abnehmer. © Archiv: SZ

Erst fegten die Stürme Herwart und Friederike über die Wälder hinweg und knickten massenweise Bäume um, dann folgte im Sommer extreme Trockenheit, jetzt sitzt der Borkenkäfer in den Startlöchern. Der Befall ist in diesem Jahr so hoch wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnung. Eine halbe Million Kubikmeter Holz sind, Stand Ende Oktober, in den Wäldern des Staatsbetriebs Sachsenforst betroffen. Im kommenden Jahr könnte die Menge Prognosen zufolge doppelt so hoch liegen. „Wir stehen vor einem Flächenbrand“, sagte Forstunternehmer Tilo Freier aus der Lausitz bei einer Diskussionsrunde in Bad Schandau. Das Landratsamt Pirna hatte ins Nationalparkzentrum eingeladen, um mit Waldbesitzern ins Gespräch zu kommen.

Das vom Borkenkäfer befallene Holz muss aus dem Wald, damit der Schädling sich nicht weiterverbreitet. Das Problem: Holzernteunternehmen, Fuhrbetriebe und Sägewerke arbeiten längst am Limit. Wer fällen lassen will, hat oft Mühe, einen Dienstleister zu finden. Durch das massenhaft anfallende Schadholz sind zudem die Preise am Boden. Es herrscht Überproduktion, die Waldeigentümer kriegen ihr Holz nicht mehr los und machen Verluste. Die Nationalparkverwaltung in der Sächsischen Schweiz hat benachbarten Privatwaldeigentümern laut Nationalparkchef Dietrich Butter schon unter die Arme gegriffen und 7 000 Kubikmeter Schadholz aufgearbeitet und verkauft. Weitere 10 000 Kubikmeter aus dem Staatswald liegen hingegen zwischen Lichtenhain und Ehrenberg. Für sie sie hat sich bisher kein Abnehmer gefunden. Im Forstbezirk Neustadt liegen die Zahlen laut Leiter Uwe Borrmeister doppelt so hoch: 20 000 Kubikmeter konnten hier nicht verkauft werden.

Etwa ein Drittel der Wälder im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge befindet sich in Privatbesitz. Die Flächen verteilen sich auf rund 7 100 private Waldbesitzer, die meisten von ihnen nennen kleine Flächen von unter zwei Hektar ihr eigen. Sie sind gesetzlich dazu verpflichtet, sich um den Borkenkäferbefall in ihrem Wald zu kümmern, doch oft fehlt es an Kapazitäten oder schlicht am Interesse. Weniger als zehn Prozent der Besitzer sind in Forstbetriebsgemeinschaften organisiert. Das macht es schwierig, Waldpflegeaktionen zu koordinieren, wie Vize-Landrat Heiko Weigel (CDU) erklärte. Aus Sicht des Landratsamts ist aber eine übergreifende Sanierung zusammenhängender Waldflächen geboten. Um zu helfen, sollen unter anderem zentrale Lagerplätze geschaffen werden. Bisher haben die Waldbesitzer das Problem, das sie Landwirtschaftsflächen kaum für die Lagerung nutzen können, weil das den Richtlinien der EU-Förderung widerspricht. Ein Vertreter des Umweltministeriums kündigte zudem ein Förderprogramm zur Schadholzaufbereitung an.