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Warum ein Kottmar-Bussard im Görlitzer Zoo landet

Der Vogel wurde verletzt im Wald gefunden, und ein SZ-Redakteur hatte deshalb am Wochenende einen ungewöhnlichen Einsatz.

Von Matthias Klaus
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Wenn Tochter Marie einen verletzten Vogel findet: Am Wochenende hatte SZ-Redakteur Matthias Klaus deswegen einen ungeplanten Einsatz.
Wenn Tochter Marie einen verletzten Vogel findet: Am Wochenende hatte SZ-Redakteur Matthias Klaus deswegen einen ungeplanten Einsatz. © Matthias Klaus

Wochenende. Sonnenschein, herrlich. Ich sitze vorbildlich wohnortnah vorm Haus. Die jüngere Tochter Marie schlendert vorbei. „Hallo. Ich habe einen Bussard gefunden.“ ???  „Du weißt schon, großer Vogel. Ich glaube er oder sie ist verletzt.“ Mmmh. „Papa? Wir müssen was tun!“ Och nee. Ich habe schon eine Fledermaus im Schrank aufgepäppelt, einen Rotschwanz in meiner Garage brüten lassen, eine junge Elster durch die Pubertät gebracht, einen Igel im Flur gehabt, und seit 2013 wohnt eine Katze bei uns, die mir in der SZ-Redaktion Löbau zugelaufen ist. Nun auch noch ein Bussard? „Papa!“ Nimm das Auto, sagt die Tochter. „Das Vieh ist groß.“

Verdächtig muntere Vogel-Augen

Kann man der Natur nicht einfach ihren Lauf lassen? Auslese und so? Das Überleben der Starken? Muss sich Mensch immer einmischen? Ja, doch. Vor allem, wenn man auf dem Land wohnt und eine Tochter im Bio-Leistungskurs am Gymnasium in Löbau hat. Eigentlich sollte sie sich ja auf die Abi-Prüfungen vorbereiten.

Gibt es die noch in diesen Zeiten? Wer weiß das schon. Offene Fragen und ein verletzter Bussard am Waldrand in Kottmarnähe. Ich fahre hin. Große Güte, ein ganz schönes Kaliber. „Das ist Ulli“, sagt die Tochter. Angenehm, Klaus. Ulli geht es nicht gut. Er/Sie kann nicht laufen. Vielleicht angefahren, das Tier liegt nahe an der Straße. Aber die Augen schauen verdächtig munter. Das macht es nicht einfacher. Wie transportiert man einen Bussard? „Ich google“, sagt Marie.

Einfach mal Jacke über den Kopf

Das Ergebnis: Ich opfere meine Jacke und werfe sie dem Vogel über den Kopf. Licht aus, Bussard friedlich und rein ins Auto. Kann man das einfach so machen? Nein, eigentlich nicht. Denn geschützte Tiere sind meldepflichtig, wenn man sie in Obhut nimmt. Ich rufe im Landratsamt in Görlitz an. Kein Problem, heißt es dort von der Unteren Jagdbehörde. „Geben Sie den Bussard im Tierpark Görlitz in der Wildtierauffangstation ab.“ Guter Tipp. Zoo-Chef Sven Hammer hat Dienst und eigentlich ganz andere Sorgen.

Der Tierparkbetrieb läuft, aber es dürfen wegen der Corona-Krise keine Besucher rein. Trotzdem, Sven Hammer nimmt sich Zeit. Ein erster kurzer Blick auf den Kandidaten: „Ja, ist ein Bussard.“ Google hatte also Recht. Ulli schaut mich zum Abschied an. Ich strecke vorsichtig meinen Finger in Richtung seiner Krallen. Tatsache, er oder sie hält sich fest, ganz vorsichtig. Eine Geste? Nein, sicherlich nicht, bestimmt nur ein Reflex. Aber in diesen Zeiten vermenschlicht man halt auch diese tierischen Verhaltensweisen, denke ich.

Überlebenschance im Görlitzer Tierpark

Seit Dienstag ist Ulli nun im Tierpark. Wie es dem Tier geht? Zoo-Chef Sven Hammer will mich auf dem Laufenden halten. Wäre schön, wenn Ulli überlebt. Was mich allerdings ein bisschen nervös macht: Die Tochter streift schulausfallbedingt wohnortnah durch die Gegend. Und die Oberlausitz ist doch recht artenreich und verletzlich...

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