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Warum Frauenimpfung auch Männern hilft

Ein moderner Impfbus hat am Berufsschulzentrum Döbeln Halt gemacht. Eine Spritze bekommen aber nur wenige.

Von Verena Toth
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Im modernen Impfbus, der am BSZ Döbeln Halt gemacht hat, verabreicht Dr. Helmut Kulik Berufsschülern wie Julia Gerlach eine Impfung. Zuvor wird im Impfpass kontrolliert, ob und welche Schutzimpfungen nötig sind.
Im modernen Impfbus, der am BSZ Döbeln Halt gemacht hat, verabreicht Dr. Helmut Kulik Berufsschülern wie Julia Gerlach eine Impfung. Zuvor wird im Impfpass kontrolliert, ob und welche Schutzimpfungen nötig sind. © Dietmar Thomas

Döbeln. In dem Bus, der im Hof des Döbelner Berufsschulzentrums (BSZ) steht, wird es einigen jungen Leuten mulmig. Das liegt aber nicht daran, dass sie das Busfahren nicht vertragen. Für das leichte Unbehagen sorgt Dr. Helmut Kulik mit einer Spritze, die er einigen der Berufsschüler in den Oberarm sticht. Sie erhalten eine Dreifach- oder Vierfachimpfung, die sie vor Kinder- und Infektionskrankheiten schützen soll.

Angst vor einem Piks hat Julia Gerlach nicht. Zum einen, weil sie alle wichtigen Schutzimpfungen bereits vorzuweisen hat, wie ihr Impfausweis beweist. „Sowohl meine Mutter als auch ich haben darauf geachtet, dass alle Impfungen komplett sind“, berichtet die 18-jährige Harthaerin. Dass sie nun die Möglichkeit hat, mehr über das aktuell viel diskutierte Thema Impfen zu erfahren, findet die BSZ-Schülerin sehr gut.

Im Mai und im Juni tourt der Impfbus durch Sachsen und macht an 13 Berufsschulzentren auch in den Landkreisen Bautzen, Zwickau, Leipziger Land, Görlitz und Meißen halt. Die Station am Berufsschulzentrum Döbeln war nach Freiberg der zweite Halt in Mittelsachsen.

Insgesamt hat das medizinische Team in dem Impfbus an zwei Tagen am Döbelner Berufsschulzentrum rund 100 Beratungsgespräche geführt. Nur ein kleiner Teil der jungen Leute musste den Impfstatus tatsächlich auffrischen lassen. „Ich war positiv überrascht, wie gut die Schüler vorbereitet sind.

 Auch der Impfstatus war bei den allermeisten sehr gut“, schätzt Dr. Kulik ein. Der Mediziner fährt im Auftrag des Landes Sachsen mit dem Bus durch die Region. Vor allem die jungen Erwachsenen sollen mit dieser Aktion über die Notwendigkeit und den Nutzen von möglichst flächendeckenden Schutzimpfungen aufgeklärt werden. 

Impfstatus ist hoch

Der Anteil geimpfter Kinder in Sachsen ist insgesamt hoch. Mit zunehmendem Alter sinkt jedoch die Zahl derer, die über eine vollständige Grundimmunisierung verfügen. 

Als durchimmunisiert gelten der ständigen Impfkommission zufolge alle Schüler bis zur sechsten Klasse, die gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten und Polio eine Grundimmunisierung mitsamt den notwendigen Auffrischungen erhalten haben.

Nur 15 Prozent der befragten Sachsen gaben in einer Online-Umfrage 2016 an, eine ablehnende Haltung zum Impfen zu haben. Quelle: Impfkommission

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Dabei gehe es aber nicht nur um die zum Teil umstrittenen Injektionen zum Schutz vor Mumps, Masern, Röteln, Keuchhusten und Diphtherie. „Wir haben auch erklärt, warum sich junge Männer gegen Gebärmutterhalskrebs impfen lassen sollten.

Nämlich um künftige Partnerinnen vor der Erkrankung zu schützen, die durch einen Virus ausgelöst wird“, erläutert er. Er erklärt den jungen Erwachsenen in einer Theoriestunde auch den komplizierten Impfpass, den jeder haben und möglichst immer aktuell halten sollte.

Unterstützt wird er von Stefanie Liebe, Mitarbeiterin des Gesundheitsamtes Mittelsachsen. Die Behörde hat für den Einsatz vor den Berufsschulen Dreifach- und Vierfachimpfdosen zur Verfügung gestellt. Sieben Berufsschüler lassen sich am Dienstag in der Arztpraxis auf Rädern eine Spritze geben.

Der Medibus ist ein Projekt der DB Regio. Insgesamt vier dieser hochmodernen Busse gibt es. Ausgestattet sind die Fahrzeuge wie eine übliche Hausarztpraxis mit Wartezimmer, Labor und Behandlungsraum.

Neben Medikamenten-Kühlschränken, den üblichen medizinischen Messgeräten und Behandlungsutensilien ist die rollende Arztpraxis auch mit einem Bildschirm und Webkamera ausgestattet, womit Videokonferenzen mit Patienten, Fachärzten oder Krankenhauspersonal möglich ist.

Die Busse, die zu einem Pilotprojekt gehören, sollen demnächst in den dünnbesiedelten Regionen Nordhessens unterwegs sein, um medizinische Versorgungslücken zu schließen. Nach zwei Jahren wird die Testphase abgeschlossen und über den weiteren Einsatz der rollenden Arztpraxen entschieden.