Alexander Schneider
Zwei betrunkene Männer, ein Marokkaner (23) und ein Libyer (27), sollen am Freitag einen Mann auf die Gleise gestoßen und ihn selbst als eine S-Bahn einfuhr gehindert haben, zurück auf den Bahnsteig zu gelangen. Sie wurden gefasst – aber nicht verhaftet. Das verstehen viele nicht.
Nicht nur in den sozialen Medien hagelt es Kritik an der Justiz, auch Juristen diskutieren nun auf den Dresdner Gerichtsfluren diese Entscheidung. Wäre sie auch so gefallen, wenn die Täter Deutsche und das Opfer Flüchtling wären, lautet eine oft gestellte Frage.
Die mutmaßlichen Täter stiegen am Freitag, 4.41 Uhr mit dem Pendler (40) am S-Bahn-Haltepunkt Dresden-Zschachwitz aus einer S-Bahn. Dann fragten sie den Deutschen nach einer Zigarette. Als er verneinte, seien sie auf ihn losgegangen. Es gab ein Gerangel, dabei stießen sie den Mann mit seinem Fahrrad vom Bahnsteig. Als er vom Gleis zurück auf den Bahnsteig klettern wollte, sollen sie ihn getreten haben. Der Lokführer einer nahenden S-Bahn hat gehupt und dann eine Vollbremsung eingeleitet. Die Bahn kam fünf bis zehn Meter vor dem Mann zum stehen. Laut Polizei habe er Todesängste ausgestanden.
Die Verdächtigen sind wiederholt polizeilich aufgefallen. Gegen sie wird unter anderem wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr und wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt. Einen Haftbefehl habe die Staatsanwaltschaft jedoch gar nicht erst beantragt, wie Behördensprecher Lorenz Haase am Montag sagte. Ein Tötungsvorsatz sei verneint und die drohende Strafe wohl als zu gering für eine Untersuchungshaft erachtet worden. Die Ermittlungen dauern an.
Die Bundespolizei bittet weiterhin Zeugen um Hilfe unter 0351 815020