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Warum Tschechen bei uns kaufen

Ein Test der SZ ergab: Vieles ist in den deutschen Märkten billiger – manches sogar gesünder.

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© Matthias Weber

Von Petra Laurin

Löbau-Zittau. Mindestens zweimal im Monat unternimmt Filip Benda von seiner tschechischen Heimatstadt Liberec aus einen Ausflug nach Zittau. Nicht zum Stadtbummel, sondern für seinen Großeinkauf. Zu Hause in Liberec geht er in die Geschäfte selten, nur wenn er Brot, Obst und Gemüse braucht. Milch, Butter, Saft, Schokolade und Toilettenpapier – das alles steht auf seiner Einkaufsliste, wenn er über die Grenze fährt. Bei so einem Einkauf sparen er und seine Landsleute fast 20 Prozent gegenüber dem Preis der Waren bei sich zuhause. Die Ersparnisse, die wiederum die Benzinkosten für den Einkaufsausflug decken, sind nicht das Einzige, warum die tschechischen Nachbarn so gerne ihre Einkäufe in den großen Märkten in Zittau oder auch in Ebersbach-Neugersdorf erledigen.

Das sind die Gründe

Grund 1: Deutsche Artikel sind gesünder

„Bei identischen Produkten sind Geschmack und Qualität viel besser,“ bestätigt Lucie Cepová aus Tschechien. Zum gleichen Resultat kam jetzt eine Studie der Technologischen Hochschule Prag. Sie testete 24 tschechische Produkte und verglich sie mit ihren deutschen Äquivalenten. Bei mehr als einem Drittel waren Zusammensetzung und Geschmack anders, 14 Artikel waren zudem in Deutschland billiger. Ein Beispiel ist Rama. Die tschechische beinhaltet zehn Prozent weniger Fett als die deutsche. Fettärmer sind auch die tschechische Joghurts. Laut der Studie sollen auch die deutschen Varianten von Softdrinks wie Sprite oder Pepsi-Cola besser und gesünder sein. Sie werden mit Zucker gesüßt, anstatt mit Glukose, Fruktose oder anderen künstlichen Süßstoffen. Schlechtere Qualität weisen auch die tschechischen Fleischkonserven oder Kaffee aus. Ganz anders schmeckt das deutsche Nutella, haben die tschechischen Nachbarn festgestellt. Die tschechischen Erzeuger argumentieren damit, dass sie die lokalen Gewohnheiten bei der Herstellung berücksichtigen.

Grund 2: Viele Waren sind in Deutschland billiger

Eine junge Tschechin, die regelmäßig nach Zittau einkaufen fährt, ärgert sich über die Preise in ihrem Heimatland. Ihre erste Anlaufstelle ist immer der dm-Drogeriemarkt. „Windeln und Babynahrung sind dort billiger als bei uns“, sagt sie. Zum Beispiel ein Glas Marken-Babybrei kostet bei dm 75 Cent, hinter der Grenze 28 Kronen. Das entspricht beim aktuellen Umrechnungskurs von 1:27 mehr als einem Euro. „Für das Weihnachtsgebäck habe ich zehn Stück Butter besorgt“, sagt die Liberecerin Marta Malá. Der aktuelle Preis in Liberec liegt zwischen 38 und 45 Kronen. „Bei Aldi gab es sie für 1,29 Euro“, sagt sie. Ein Becher Schlagsahne kommt im Netto auf 45Cent, bei Penny in Jablonec auf 15,90 Kronen (70 Cent). Eine Flasche Granini kostete vorige Woche im Kaufland 95 Cent, bei Globus in Liberec 55 Kronen – umgerechnet fast zwei Euro. Und der gleiche Schoko-Schneemann von Milka war bei Netto für 79 Cent zu haben, beim tschechischen Penny für 29 Kronen. Es lohnt sich auch Käse, saure Gurken oder Katzenfutter in Deutschland zu kaufen. Besonders kurios: der Preisunterschied beim Pilsner Urquell, das aus Tschechien kommt. In ganz Böhmen wird eine Flasche für 23,40 Kronen verkauft. Bei Edeka in Zittau ist aber ein ganzer Kasten für 12,50 Euro erhältlich. Das ist um ein Drittel billiger.

Grund 3: In den Märkten stimmt der Service

Keine langen Wartezeiten an der Kasse und freundliche Verkäuferinnen – das empfindet Filip Benda aus Liberec als angenehm, wenn er in Zittau einkauft. Vor allem wochentags seien die Märkte nicht so voll oder es sind mehrere Kassen gleichzeitig geöffnet, stellt er fest. „Die Verkäuferinnen zum Beispiel bei Rewe in Zittau sind immer nett, sie versuchen sogar Tschechisch zu sprechen“, lobt der Liberecer. Besonders jetzt vor Weihnachten beobachtet er die Angebote der deutschen Märkte im Internet. „Die Händler sind schon gewöhnt, dass wir kartonweise einkaufen“, so Benda. Der Durchschnittslohn seiner Landsleute in der Nachbarlandregion liegt bei 24000 Kronen (920 Euro) pro Monat. Für Lebensmittel geben die Haushalte 17 bis 19 Prozent des Einkommens aus – einen großen Teil davon im Raum Löbau-Zittau.

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