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Dresdner Forscher sind auf der Hass-Spur

Von Luther bis Böhmermann: In Dresden wird die Schmährede erforscht. Ein landesweit einzigartiges Projekt über Beleidigung, Hass, Herabsetzung.

Von Oliver Reinhard
 4 Min.
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© Prixabay

Fritz Bliemchen war ein Gemütsmensch. Er sächselte genüsslich, unterbrach seine Rede aber regelmäßig, um sich dem Kaffee zu widmen. Bliemchens zweite große Leidenschaft: Reisen. Doch wohin er auch kam, nirgends gefiel es ihm nur annähernd so gut wie in seinem scheenen Dresden. Derart innig war Bliemchens Liebe zur Heimat, dass ihm Sachsen über alles ging. Über Deutschland sowieso. Das machte ihn berühmt, als Identifikationsfigur ebenso wie als Objekt für Spott und Ablehnung. Die einen Sachsen liebten Bliemchens Humor und Regionalpatriotismus. Andere Sachsen hassten seine Piefigkeit. Der Verein für Sächsische Volkskunde nannte ihn ein „Zerrbild der widerwärtigen Art“. NS-Gauleiter Mutschmann wollte Bliemchen gar am liebsten entsorgen.

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