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Warum Zittau eine weitere Eigenheimsiedlung bekommt

Das Gelände der ehemaligen Papierverarbeitung an der Weststraße wird wiederbelebt.

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© Rafael Sampedro

Von Thomas Mielke

Zittau. Nachdem die ehemalige Industriebrache an der Ecke West-/Goldbachstraße fast komplett mit Einfamilienhäusern bebaut ist, soll nun wenige Hundert Meter weiter in Richtung Burgteich eine weitere ehemalige Industriefläche wiederbelebt werden: Der Stadtrat hat sich am Donnerstag mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen, dass an der Ecke West-/Pescheckstraße eine Eigenheim-Siedlung gebaut werden soll, einen Bebauungsplan angeschoben und den Grundsatzbeschluss gefasst, das städtische Grundstück, auf dem einst die Papierverarbeitung stand, für diesen Zweck zu verkaufen.

Warum schafft Zittau einen weiteren Standort für Eigenheime?

Die Zahl der neu errichteten Eigenheime hat in den letzten Jahren – sicher auch aufgrund der Niedrigzinsphase – spürbar zugenommen. „Die Grundstücke des innerstädtischen Eigenheimstandortes Weststraße/Goldbachstraße sind fast vollständig verkauft und bebaut“, begründet die Stadtverwaltung den Vorstoß. Zwar gebe es in der Kernstadt diverse Baulücken, die es zu schließen gilt. Da sie aber oftmals privaten Eigentümern gehören, nicht so leicht zu bekommen sind und sich zudem nicht immer als Eigenheimstandort eignen, will die Stadt die neue Siedlung anlegen. Verwaltung und Rat befürchten, dass sie anderenfalls weitere Einwohner an Umlandgemeinden verlieren, die Bauland anbieten. Aus ähnlichen Überlegungen ist zuletzt auch die Idee aus den 90er Jahren, einen Eigenheimstandort hinter der Schkola in Hartau auszuweisen, aufgegriffen worden.

Warum soll ausgerechnet dieses Areal zum Eigenheimstandort werden?

„Der Standort wird aufgrund seiner ruhigen Lage, seiner Nähe zum Westpark, zum Olbersdorfer See und zum Einkaufszentrum Äußere Weberstraße, der fußläufigen Erreichbarkeit der Innenstadt und der ÖPNV-Anbindung als sehr attraktiv eingeschätzt“, schreibt die Stadtverwaltung in ihrer Begründung. Zudem gehört das Grundstück ihr, sodass sie sich nicht mit privaten Eigentümern auseinandersetzen muss. Darüber hinaus wird eine früher industriell genutzte Fläche wieder belebt statt ein Stück grüner Wiese am Stadtrand zu vernichten. Zudem würde die Siedlungsfläche an der Pescheckstraße abgerundet, meint die Verwaltung.

Ist die ehemalige Industriefläche überhaupt für Eigenheime geeignet?

Stadt und Landkreis sagen: Ja. Die ehemalige Papierverarbeitung war vor 17 Jahren abgerissen worden. Im Jahr 2008 begann die Altlastensanierung. Damals wurde der gesamte Boden ausgetauscht, also durch unbelasteten ersetzt. „Das Sanierungsziel ist erreicht“, zitierte Matthias Matthey, Referatsleiter Stadtplanung im Rathaus, die Abfallbehörde des Kreises, die Altlastensanierungen prüft. Deshalb gebe es keine Einwände gegen eine Wohnbebauung. Zudem befassen sich alle möglichen Ämter und Behörden bei der anstehenden Bauplanung mit dem Gebiet. Die würden der Stadt wie immer genau auf die Finger schauen, sagte Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) während der Sitzung.

Wie viele Grundstücke werden angeboten und wieviel kosten sie?

Das steht noch nicht fest. Über die Parzellierung der Flächen entscheidet der Investor, den die Stadt für die Entwicklung der Fläche sucht. Er soll sich um die Planung, die Vermarktung und wenn nötig, die innere Erschließung kümmern, schreibt die Stadtverwaltung. Insgesamt ist das Areal 7 500 Quadratmeter groß. Bei einer Grundstücksfläche von 500 Quadratmetern könnten also theoretisch 15 Eigenheime gebaut werden. Auch über die Kosten für die Grundstücke entscheidet der Investor.

Wann können Interessenten ein Grundstück kaufen?

Das wird noch eine ganze Weile dauern. Im ersten Schritt muss die Stadt einen Investor beziehungsweise Bauträger finden. Dann stehen die Bebauungsplanung und eventuell die Erschließung des Geländes an. Das alles dauert mindestens mehrere Monate.

Warum muss erst ein Bebauungsplan aufgestellt werden?

Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen ist laut gesetzlicher Vorgaben bisher nur ein Teil des Areals bebaubar. Damit es der Rest auch wird, muss der Plan aufgestellt werden. Zum anderen dürften aufgrund von Vorschriften in dem Gebiet keine Eigenheime gebaut werden, weil sie nicht zu den meist dreigeschossigen Gebäuden in der Umgebung passen. Auch dieses Problem heilt so ein Plan. Nicht zuletzt braucht es das Papier, um zu regeln, was die künftigen Eigenheimbesitzer beim Bau zu beachten haben. Schließlich soll das Stadtbild stimmig bleiben.