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Was Bautzener so alles verlieren

Vom Fahrrad bis zum Gebiss – 200 Dinge sammeln sich jährlich im städtischen Fundbüro an. Und nicht nur dort.

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© Uwe Soeder

Von Madeleine Arndt

Bautzen. Kurz abgelenkt und schon passiert‘s: Man steigt in den Zug und lässt glatt das Gepäck stehen. Am Bautzener Bahnhof hat man dann schlechte Karten. Eine Fundstelle gibt es hier nicht. Aber unter Umständen lohnt sich ein Anruf bei der Stadt. So gelangte ein Koffer, der am Bahnhof vergessen wurde, ins städtische Fundbüro.

Rund 200 Gegenstände wurden hier laut Andreas Fröde im vergangenen Jahr abgegeben. Der Mitarbeiter des Ordnungsamtes und seine Kollegen nehmen sich der Sachen akribisch an. Chronologisch tragen sie sie in eine Tabelle, notieren Merkmale und Daten, die auf den Besitzer hinweisen könnten. Das gilt sowohl für die winzige Speicherkarte als auch für die vielen Fahrräder, die sich im Laufe der Zeit angesammelt haben. „Schlüssel werden in einer separaten Tabelle gelistet“, erklärt Fröde. Das ungewöhnlichste Fundstück des Jahres 2016 war übrigens ein Kinderwagen. Bei diesem ist allerdings nicht ganz klar, ob er zerstreute Eltern gehört oder illegal entsorgt wurde. Zunächst bleibt das Gefährt im Fahrradraum des Fundbüros stehen. Vielleicht meldet sich ja doch ein Besitzer.

Mützen und Handschuhe derzeit Renner

Auch Regiobus hat eine Sammelstelle für Fundsachen. In den Bussen des Oberlausitzer Unternehmens wird oft etwas vergessen. „Durchschnittlich fünf Dinge werden pro Tag liegen gelassen“, sagt die Geschäftsführerin Andrea Radtke. Derzeit sind es vor allem Mützen und Handschuhe. Ein Klassiker ist auch der verbummelte Turnbeutel. Die Busfahrer kontrollieren nach jeder Tour ihr Fahrzeug auf Liegengebliebenes. „Das ist Pflicht“, betont Radtke. Bei Regiobus gab es 2016 einige Fundstücke, die aus dem Rahmen fielen. „Wir hatten Krücken, eine Zahnspange, eine Trompete und sogar ein Gebiss“, zählt die Regiobus-Chefin auf. Das Wertvollste, das im Bus vergessen wurde, war ein Portemonnaie mit 700 Euro. „Die Besitzer haben es wieder zurückbekommen“, berichtet Radtke.

Wer im Bus Dinge liegenlässt, habe eine gute Chance sie wiederzubekommen, betont die Geschäftsführerin. Das gehöre zum Service des Omnibusbetriebes. „Man sollte aber möglichst schnell bei uns in der Zentrale anrufen.“ Dort wird dann auf die aktuelle Fahrtroute geschaut und der betreffende Busfahrer informiert. So kann es noch am gleichen Tag etwa an der Endhaltestelle ein Happy End geben. Wer seinen Verlust erst später bemerkt, hat unter Umständen bei der Mobilitätszentrale des Busbahnhofs am August-Bebel-Platz Glück. Dorthin gelangen nach zwei Tagen all jene Dinge, die auf den Routen durch Bautzen im Bus blieben. Findet sich kein Besitzer zu den Sachen, gehen sie später in die Kleiderspende. „Was nicht zu verwenden ist, kommt in den Müll“, berichtet Radtke.

Ausweise bekommt die Polizei

Die städtische Beteiligungs- und Betriebsgesellschaft (BBB), die sich um den Saurierpark und die Bäder kümmert, führt keine Liste über Verlorenes. Aufbewahrt werden vergessene Schwimmsachen oder verlegte Schlüssel trotzdem. Besonders Ausweise oder Handys, die im Saurierpark verloren gehen, fänden ihren Besitzer nach zwei Tagen wieder, sagt Kerstin Träger von der BBB. Wer etwas im Saurierpark, in der Schwimmhalle oder im Freibad vergessen hat, der wendet sich am besten an die BBB-Zentrale. Von dort aus würde dann recherchiert, wo das Fundstück jetzt aufbewahrt wird. Maximal sechs Monate hebe man die Sachen auf, dann werden auch sie an das städtische Fundbüro übergeben. „Ausweise gehen direkt an die Polizei, so Träger.

Wer in der Bibliothek oder dem Museum etwas vergisst, kann wenige Tage später ebenfalls im Fundbüro der Stadt Glück haben. Denn die städtischen Einrichtungen leiten die Dinge dorthin weiter, wie Andreas Fröde ausführt. Auch gestohlene Fahrräder, zu denen sich der Besitzer nicht ermitteln lässt, gibt die Polizei nach einiger Zeit an die Stadt weiter. Genau sechs Monate lang muss im Fundbüro ein Fundstück aufbewahrt werden. Wenn es in der Zeit keiner zurück möchte, nimmt Fröde den Auktionshammer in die Hand und ruft zur Versteigerung auf. Die aktuellen Sachen sollen noch vor Ostern unter den Hammer kommen, kündigt er an. Was nicht versteigert wird, kann später noch gekauft werden oder es geht an soziale Einrichtungen.

Fundbüro: Innere Lauenstraße 1, geöffnet Mo. u. Fr. von 9-2 Uhr, Di. 9 -16 Uhr, Do. 9-18 Uhr

Mobilitätszentrale von Regiobus: Ernst-Mucke Straße 13, Mo. bis Fr. 7.30-17 Uhr, Telefon 03591 491130

BBB-Zentrale: Telefon 03591 464410