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Was Corona für Dresdner Talente bedeutet

Sarah Straube und Simon Wulff haben sich auf internationale Meisterschaften vorbereitet. Doch nun setzen sie sich neue Ziele.

Von Alexander Hiller & Oscar Jandura
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Leichtathlet Simon Wulff und Volleyballerin Sarah Straube müssen wegen der Corona-Pandemie auf ihre internationalen Saison-Höhepunkte verzichten.
Leichtathlet Simon Wulff und Volleyballerin Sarah Straube müssen wegen der Corona-Pandemie auf ihre internationalen Saison-Höhepunkte verzichten. © photoarena, Eibner

Die zwei Termine stechen im Jahreskalender hervor: Urlaub und Kenia. Das liegt jedoch keineswegs daran, dass Stefan Poser sich in Afrika erholen wollte. Vielmehr hätte der Leichtathletik-Trainer vom Dresdner SC Mitte August in Nairobi seine talentiertesten Athleten bei der U20-WM betreut. Sprinter Simon Wulff wäre einer der Top-Kandidaten für Nairobi gewesen. Doch wegen der Corona-Pandemie wurden alle internationalen Wettbewerbe 2020 abgesagt.

Für den 19-Jährigen wäre es die erste Meisterschaft außerhalb Europas gewesen. „Darauf habe ich mich sehr gefreut. Es ist momentan auch mein bestes Jahr in der U20, weil ich im älteren Jahrgang bin“, sagt Wulff. Er wurde am 1. Januar 2001 geboren. Wenn also tatsächlich 2021 wieder Titel vergeben werden, ist er bereits 20 – und rückt in die U23 auf, will in der neuen Altersklasse erfolgreich sein.

Auch für Sarah Straube fällt der Saison-Höhepunkt aus, was für die Volleyballerin vom DSC erst sehr kurzfristig klar war. „Natürlich waren wir alle traurig, viele haben geweint. Da fragt man sich schon: Wozu trainiert man überhaupt das ganze Jahr? Plötzlich steht das alles infrage“, sagt die 18-Jährige. Jetzt sollte sie mit der deutschen U19-Auswahl eigentlich bei der Junioren-Europameisterschaft in Kroatien und Bosnien-Herzegowina spielen. Darauf hatte sie sich mit dem Team im Trainingslager in Kienbaum vorbereitet, dafür war scheinbar auch schon alles geregelt.

Der Deutsche Volleyball-Verband hatte sich von den Spielerinnen und deren Eltern den Einsatz bestätigen lassen. „Wir mussten unterschreiben, dass wir das Risiko eingehen. Das haben, soweit ich es weiß, auch alle gemacht“, erzählt Straube. Ein Großteil der Eltern habe in einer Telefonkonferenz dem EM-Start ebenfalls zugestimmt.

Letztlich aber meldete der Verband die Mannschaft von den Titelkämpfen ab, das hatte es zuvor in einer olympischen Disziplin im deutschen Sport noch nicht gegeben. „Wir wollen dieses Risiko nicht eingehen“, erklärt DVV-Sportdirektor Christian Dünnes auf Nachfrage. 

Eltern wegen Corona besorgt

Das Auswärtige Amt hatte bis dato zwar keine Reisewarnung herausgegeben, angesichts steigender Infektionszahlen in der Corona-Pandemie – zuletzt verstärkt in Kroatien – hätten sich aber auch Eltern besorgt darüber gezeigt, dass die EM-Turniere weiterhin ausgerichtet werden sollen. Nun spielen nur noch sieben Teams im kroatischen Osijek und im bosnischen Zenica den europäischen Champion aus, sofern die anderen Nationen antreten.

„Trotz der vorliegenden Hygienekonzepte konnte die Sicherheit aller Spielerinnen, Betreuer*innen und Trainer nicht zu 100 Prozent gewährleistet werden, für uns war die Absage daher unumgänglich“, hieß es schriftlich vom DVV. Straube zeigt Verständnis für die Entscheidung, auch wenn sie für die vorsichtige Variante vor Ort gewesen wäre: „Ich hätte mich an alle Maßnahmen dort gehalten“, betont sie.

Allerdings hat die Absage für die deutschen Mädchen Konsequenzen fürs nächste Jahr: Sie dürfen bei der U-20-WM nicht spielen, das betrifft mit Sina Stöckmann, Lena Linke, Julia Wesser und Laura Berger vier weitere Dresdnerinnen vom VC Olympia Dresden. „Wir waren ein echt geiles Team, hatten im Trainingslager ein super Leistungsniveau. Wir hätten bei der EM echt was reißen können“, meint Sarah Straube traurig. 

Die begabte Zuspielerin, der DSC-Cheftrainer Alexander Waibl eine Karriere in der Nationalmannschaft prophezeit, konnte stattdessen früher ins Training beim DSC einsteigen. Ihr nächstes Ziel ist nun der Supercup gegen Schwerin am 27. September in Dresden.

Heilbronn statt Nairobi

Auch Simon Wulff hat seine Pläne angepasst. Statt im Kasarani-Stadium im Norden Nairobis, der Hauptstadt Kenias, wird er Anfang September in Heilbronn bei den deutschen U-20-Meisterschaften antreten. Ich rechne mir einiges aus. Ich muss es nur noch auf die Bahn bringen. Das habe ich bisher bei deutschen Meisterschaften nicht geschafft“, meint der 2,02 Meter große Radebeuler, der 2019 mit der 4x100-Meter-Staffel U20-Europameister geworden war.

Die Zwangspause kam Wulff nicht mal ungelegen. Im November vorigen Jahres zog er sich einen Ermüdungsbruch im Fuß zu, verpasste die gesamte Hallensaison. Die Wettbewerbe, die danach anstanden, fielen größtenteils aus. „Dadurch hatte ich die Zeit, den Bruch richtig auszukurieren, bevor die Wettkampfsaison beginnt“, sagt er. Doch die kam dann gar nicht in Gang – und der Start in Nairobi fiel aus.