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Was der Sieg Dynamo bringt

Der Bullenkopf-Eklat trübt den guten Eindruck vom Pokalspiel – dabei bedankt sich sogar die Polizei für den tollen Tag.

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© Robert Michael

Von Sven Geisler

Was bleibt? Das ist die Frage nach Dynamos Erfolg gegen den sächsischen Rivalen RB Leipzig. Es ist zweifellos mehr als das sportliche Prestige, den Neu-Bundesligisten im Elfmeterschießen aus dem DFB-Pokal geworfen zu haben. Das ist, so hatte es Andreas Lambertz vorher formuliert, nur eine kleine Sensation, tatsächlich nicht zu vergleichen etwa mit dem Sieg der Sportfreunde Lotte gegen Werder Bremen. Trotzdem hatten wohl die Wenigsten damit gerechnet und am wenigsten die für den Rasenballsport Verantwortlichen.

In Leipzig wird die Suche nach weiteren Verstärkungen deshalb vor dem scharfen Start gegen 1899 Hoffenheim am Sonntag intensiviert. Ein Innen- und ein Außenverteidiger sowie ein offensiver Mittelfeldspieler sollen kommen. „Wir wissen, dass wir noch Alternativen brauchen“, meint Trainer Ralph Hasenhüttl. Während das bei RB nicht dran scheitern wird, weil nun Pokal-Einnahmen fehlen, kann Dynamo den Geldregen gut gebrauchen.

268 000 Euro sind als Antrittsprämie für die zweite Runde sicher, bei einem erneut attraktiven Los bleibt auch vom Eintrittsgeld eine schöne Summe hängen. In schnelle Transfers will der Verein jedoch nicht investieren, jedenfalls nicht unbedingt. „Wir hätten auch ohne das Weiterkommen einen Puffer im Etat“, sagt Ralf Minge. Der Sportvorstand schließt weitere Neuverpflichtungen bis zum Transferschluss Ende des Monats nicht aus. „Wir halten Augen und Ohren offen.“ Allerdings müsse sich, wie er es ausdrückt, „ein Mehrwert“ ergeben. Das heißt: Für Ergänzungsspieler wird kein Geld ausgegeben.

Auch nicht für einen schnellen Ersatz für den verletzten Giuliano Modica, dem ein Bluterguss in der Wade entfernt werden musste. Der Abwehrchef fällt auch für die Partie am Sonntag gegen den FC St. Pauli aus, kann aber voraussichtlich in der Länderspielpause danach wieder ins Training einsteigen. „Wir werden definitiv nichts in der Breite machen“, sagt Minge – und nennt dafür einen Grund: „Wir konnten doch nicht die Kohle zurückzahlen, weil wir sie rausgehauen haben, sondern weil wir in den vergangenen zwei Jahren jeden Euro umgedreht haben.“

Verein kauft Fernsehrechte zurück

Erst im März konnte Dynamo die letzte Rate des Darlehens überweisen, das Vermarkter Michael Kölmel in den Jahren 1999 bis 2001 gewährt hatte. In dieser Woche sollen auch die offenen Zinsen beglichen und die Anteile an der gemeinsamen Sportwerbe GmbH in Höhe von 1,2 Millionen Euro zurückgekauft werden. Damit würde das Fernsehgeld wieder komplett an den Verein gehen, bisher mussten zehn Prozent an den Vermarkter abgeführt werden. Das macht in Liga zwei – abhängig von der Platzierung – etwa eine halbe Million aus.

Was bleibt? Natürlich dieses sportliche Erfolgserlebnis. „Die Fans haben gesagt, sie feiern bis Weihnachten“, erzählt Stefan Kutschke, allerdings weiß der zweifache Torschütze: „So viel Zeit wird nicht sein, denn schon am Sonntag haben wir das nächste Spiel.“ Mit einem Heimsieg gegen die Kicker vom Kiez wäre es für die Schwarz-Gelben ein nahezu optimaler Start in die Zweitliga-Saison. „Das gibt Kraft und Mut für die nächsten Wochen, in denen noch einige Kracher auf uns warten“, meint Torwart Marvin Schwäbe nach dem Pokaltriumph. „Teamgeist, Mentalität und Leidenschaft sind da. Wenn wir so weitermachen, werden wir auch in der Liga den ersten Sieg einfahren.“

Dynamos Heimvorteil im DDV-Stadion haben die Rasenballer zu spüren bekommen. Die stimmungsvolle Kulisse, das Bild eines Stadions fast komplett in Gelb, Fans, die ihre Mannschaft bedingungslos und lautstark anfeuern und die Spruchbänder als ironischer Protest gegen das Konstrukt RB – auch das bleibt in Erinnerung. „Dynamo Dresden hat gezeigt: Das sind Emotionen im Fußball, und die sollte man nie verlieren“, sagt Kapitän Marco Hartmann.

Der gute Eindruck wird jedoch nachträglich getrübt durch einzelne Idioten, die – wie es Geschäftsführer Michael Born sagt – „eine Grenze deutlich überschritten“ haben. Es wird schwierig zu klären sein, durch wen und auf welchem Weg der abgetrennte Kopf eines Bullen ins Stadion kam. Die Polizei ermittelt, es handelt sich mindestens um eine Ordnungswidrigkeit. Am Montag wurde im Stadion eine blutverschmierte Kiste entdeckt, in der der Kadaver wohl gelegen hat. Es wird vermutet, dass sie schon vorher deponiert worden war und deshalb bei den Einlasskontrollen nicht festgestellt werden konnte.

Eine Strafe – auch wegen vereinzelter Becherwerfer; zwei Täter wurden bereits identifiziert – bekommt der Verein in jedem Fall. Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball leitete am Montag ein Ermittlungsverfahren ein und forderte Dynamo zu einer Stellungnahme auf.

Trotz der widerlichen Aktion Einzelner, bleibt die Polizeibilanz positiv. Auf Twitter bedankten sich die Einsatzkräfte bei den Fans beider Lager für „diesen tollen Tag“. Auf Facebook postet die sächsische Polizei: „Die Befürchtung lag nah, dass einige wenige den Worten auch Taten folgen lassen. Dies war heute nicht so und dafür danken wir Euch.“ (mit two)