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Was lockt Touristen nach Coswig?

Die Stadt freut sich über ein gutes Besucher-Jahr mit mehr als 28 000 Übernachtungen. Darunter viele polnische Gäste.

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Gut schlafen in der Börse. Kathleen Apel schüttelt in einem der sechs Zimmer des Coswiger Hotels die Betten auf.
Gut schlafen in der Börse. Kathleen Apel schüttelt in einem der sechs Zimmer des Coswiger Hotels die Betten auf. © Norbert Millauer

Von Peggy Zill, Ines Scholze-Luft und Benedikt Rebstock

Coswig. Nächste Woche kommt Sängerin Vicky Leandros nach Coswig, zum Auftritt in der Börse. Ihre Techniker haben es danach nicht weit bis zu ihren Betten. Sie übernachten gleich im Haus – im Hotel Börse stehen insgesamt sechs Zimmer bereit.

Nicht nur für die kulturellen Veranstaltungen, auch für Gastronomie und Hotel zuständig: die Kulturbetriebsgesellschaft Meißner Land mbH. Sie kümmert sich neben der Börse um die acht Zimmer in der Pension Altcoswiger Hof, seit 2017 gepachtet, sowie um zwei Ferienwohnungen in der Casa Bohemica in Kötitz.

Damit werden 32 Betten angeboten, sagt Thomas Kretschmer, Geschäftsführer der Kulturbetriebsgesellschaft. Für deren Gastrosparte ein Vorteil als zusätzliche Einnehmequelle, erklärt Kretschmer, der mit der Auslastung recht zufrieden ist.

 „Es rentiert sich für uns.“ Mit 1,9 Übernachtungen pro Person liegen Börse und Altcoswiger Hof im Elbland-Trend. Ebenso mit der Auslastung, 43,5 Prozent 2018.

Werbung für den Tourismus zu machen, ist nicht Hauptanliegen Nummer eins des Kretschmer-Teams. Viele Besucher finden den Weg über Booking, bleiben ein bis zwei Nächte, sagt der Geschäftsführer.

Ein Großteil der Übernachtungsgäste sind Firmenmitarbeiter wie von Bauunternehmen, so jetzt die Leute von der Eugal-Trasse. Auch Menschen, die in der Lungenklinik zu tun haben, wählen den Altcoswiger Hof oder die Börse als Domizil auf Zeit.

 Außerdem auftretende Künstler samt Crew, dazu vor allem im Sommer Gäste der Hochzeitsfeiern in der Villa Teresa. Außerdem Radtouristen und andere sportlich Interessierte, denen Coswig vom Sächsischen Wandertag ein Begriff ist, die die Umgebung erkunden wollen. 

Nicht zuletzt sind die Übernachtungsmöglichkeiten bei Besuchern aus den Partnerstädten Lovosice und Ravensburg gefragt.

90 bis 95 Prozent der Gäste kommen laut Kretschmer aus Deutschland. Sie nutzen die günstigen Verkehrsanbindungen zu touristischen Höhepunkten in Dresden und Umgebung und natürlich die günstigen Preise, so ein Börse-Doppelzimmer für zwei Personen für 65 Euro.

Wer sich in Coswig was ansehen will, dem rät Thomas Kretschmer zu nahen Weingütern wie Matyas und Schuh, zu einer Stippvisite im Museum Karrasburg.

Und wenn seine Zimmer mal ausgebucht sind? Der Kontakt unter den Vermietern funktioniert, auch städteübergreifend, sagt der Geschäftsführer. Ob zu den Hotels Forsthaus und Spitzgrundmühle oder auch zum Hotel West an der Stadtgrenze zu Radebeul. „Umgekehrt werden Interessenten zu uns geschickt.“

Auch die zahlreichen Pensionen der Stadt sind bei Besuchern beliebt. In der Pension Birkas stammen die meisten Gäste aus Deutschland, Bosnien und Serbien, so die Information. In der Pension „Am alten Rathaus“ wurden schon Gäste aus Russland und Japan, aus Tokio, beherbergt.

 Auf die SZ-Nachfrage, ob die Besucher eher aus touristischen oder aus beruflichen Gründen da sind, heißt es aus der Pension „Am alten Rathaus“: gut gemischt. In der Pension Birkas sind es beinahe ausschließlich beruflich bedingte Übernachtungen und in der Pension „Am Friedewald“ fast nur freizeitmäßige Aufenthalte.

Sindy Vogel, Geschäftsführerin des Tourismusverbands Elbland Dresden, weiß: 15 Prozent der Gäste in Coswig sind Ausländer. Ihrer Einschätzung zufolge ein sehr hoher Anteil für das Elbland. 

Angeführt wird die Statistik von Besuchern aus Polen, gefolgt von den Niederlanden und der Schweiz. Ob die polnischen Gäste wirklich alles Urlauber oder auch Gastarbeiter sind, verraten die Zahlen nicht.

 „Das wissen nur die Hotels“, so Sindy Vogel. In Dresden habe es zu diesem Thema mal eine Abfrage gegeben. Das Ergebnis: Die Hälfte der polnischen Gäste machte wirklich Urlaub, die andere Hälfte war zum Arbeiten da.

Coswig punktet laut Sindy Vogel vor allem mit seinem Campingplatz in Kötitz, wo sich günstig übernachten lässt.

Ein touristisches Highlight für Coswig und das gesamte Elbland ist laut Sindy Vogel der Elberadweg. Aber auch das Kötitzer Bad mit seinem Campingplatz zieht Besucher an. Ausbaufähig ist laut der Geschäftsführerin der Aronia-Anbau. „Da könnte man mehr draus machen.“

Die Stadt Coswig profitiert davon, im Speckgürtel von Dresden zu liegen. Und dass es keine Bettensteuer gibt. Bis Ende November 2018 zählte das Statistische Landesamt mehr als 28 000 Übernachtungen in Coswig. Das sind 5,3 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. 

„Nach zwei schwierigen Jahren war 2018 wieder ein gutes touristisches Jahr“, sagt Corinne Miseer von der Dresden Marketing GmbH, die auch für die Vermarktung des Elblands zuständig ist. 

Während die Landeshauptstadt vor allem für Kunst und Kultur steht, bietet das Umland Natur und Wein. Geplant ist deshalb demnächst, den Sächsischen Weinwanderweg zum Erlebnisweg zu machen.