Sachsen
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Was macht der Elch an der Autobahn?

Ein Elch hat am Dienstag an der Autobahnanschlussstelle Görlitz für Aufsehen gesorgt. Ein Autofahrer filmte das Tier, wie es an einem Zaun hängen bleibt.

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Eine Elchkuh läuft über die Zufahrt zur Autobahn A4.
Eine Elchkuh läuft über die Zufahrt zur Autobahn A4. © Tinko Fritsche-Treffkorn/dpa

Görlitz. Es ist wieder Elchzeit in Sachsen: Am Dienstag ist in Ostsachsen ein Exemplar gesichtet worden. "Es handelt sich um ein etwas älteres Weibchen, kein Jungtier mehr, das wahrscheinlich auf Partnersuche ist", sagte Michael Striese von der Gesellschaft für Naturschutz und landschaftsökologische Forschung Lutra in Boxberg am Mittwoch. Der Biologe hat die Fährte der Kuh südlich der Autobahn Görlitz-Dresden bei Klingewalde entdeckt. "Am frühen Morgen wurde sie schon etwa anderthalb Kilometer von der Neiße entfernt gesehen." Ein Hörer von Radio Lausitz filmte das Tier dann gut 20 Kilometer entfernt an der Auffahrt Görlitz.

"Ich musste kurz stoppen, weil ich dachte, es wäre ein Hirsch", erzählte der Mann dem Sender. In dem von ihm aufgenommenen Video ist zu sehen, wie das nach seinen Angaben etwa zwei Meter hohe Tier an einem Wildzaun scheitert. "Ich bin dann ausgestiegen und darauf zugegangen, so dass er dann über den Zaun gestiegen ist und auf dem Feld dahinter stand."

Elche sind laut Striese in Ostsachsen keine Seltenheit, nachdem 1959 erstmals einer gesichtet worden war. Vor allem im Herbst - vor, während und nach der Brunftzeit - wanderten sie vom Nachbarland Polen ein. Seit einem dortigen Memorandum gegen die Elchjagd 2001 haben sie sich extrem vermehrt - von 1500 auf bis zu 30 000 Tiere, sagte der Experte. Die meisten lebten im Nordosten. Striese geht davon aus, dass pro Jahr ein bis fünf Jungelche im zweiten Lebensjahr auf der Suche nach einem Revier auch durch Sachsen ziehen. "Die meisten drehen eine Runde und sind dann wieder weg."

2019 wurden laut Striese schon drei weitere Tiere gesichtet. Nahrung fänden sie in den Wäldern genug: Blätter und Nadeln von Bäumen oder Mais. Im August 2014 hatte ein Jungelch in Dresden für Aufsehen gesorgt: Er war durch die Elbe geschwommen und strandete im Foyer eines verglasten Bürogebäudes von Siemens. Dort hatte er stundenlang verharrt, zwischen Wand und Scheiben eingeklemmt und von Schaulustigen beäugt. Betäubt und mit einem Sender ausgestattet, wurde der "Siemens-Elch" dann nach Polen gebracht.

Ein Jahr später sondierte er noch einmal kurz Ostsachsen, wanderte dann aber in Polen gen Norden. "Er hat sich nördlich von Stettin niedergelassen", berichtete Striese. Genau weiß er es nicht - der Sender ist seit April 2018 tot. (dpa)