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Was vom Kiesabbau bleibt

Bei Holcim stehen Rohstoffe im Fokus. Doch auch auf die Natur muss das Unternehmen achten. Dafür gibt es verschiedene Wege.

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© Sebastian Schultz

Von Kevin Schwarzbach

Zeithain. Wo vor Jahren noch der Schwimmbagger am Werk war und schweres Gerät rollte, wachsen heute schon wieder Gleditschien und andere Pflanzen. Ein Schwarm Vögel fliegt am Ufer entlang, drei Schwäne schwimmen über den See. Ohne die riesigen Förderbänder im Hintergrund könnte der Betrachter glatt vergessen, dass er gerade mitten im Holcim Kieswerk in Zeithain steht. „Es ist schon erstaunlich, wie sich die Natur ihren Raum zurückerobert“, sagt Thomas Steglich. Seit 1995 ist er im hiesigen Kieswerk tätig, mittlerweile als Geschäftsführer. „Die Landschaft hier ist in einer ständigen Veränderung.“

Zufällige Ansiedlung: Auch ein Biber hat sich am Kieswerk eingerichtet.
Zufällige Ansiedlung: Auch ein Biber hat sich am Kieswerk eingerichtet. © Sebastian Schultz
Aufforstung: Schon seit Jahren wird das Kieswerk bewaldet.
Aufforstung: Schon seit Jahren wird das Kieswerk bewaldet. © Sebastian Schultz
© SZ/Grafik

Doch damit die Landschaft überhaupt eine Chance hat, muss sich das Kieswerk in Zeithain an gesetzlich vorgeschriebene Regeln halten. Diese sehen beispielsweise vor, dass schon vor Beginn des Abbaus klare Pläne existieren müssen, wie der entstandene Kiessee und die angrenzende Fläche renaturiert werden können. „Hier rollt kein Bagger rein, bevor die Planung für die Zeit nach dem Abbau abgeschlossen ist“, versichert Thomas Steglich. „Die Umsetzung dieser Maßnahmen beginnt jedoch nicht erst nach Abbauende, sondern wird nachlaufend zum Abbaugeschehen durchgeführt.“

Die einfachste und meist auch erfolgversprechendste Renaturierungsmaßnahme ist das Zulassen einer naturnahen Entwicklung. In der Praxis heißt das: Für den Kiesabbau beanspruchte Flächen werden wieder aufgeschüttet und dann der Natur überlassen. Am Ufer wird dabei besonders darauf geachtet, dass die Bereiche geschwungen und nicht geradlinig sind. Zudem muss es einen Wechsel von Flachwasserbereichen und Steilhängen geben. „Schon nach kurzer Zeit siedelten sich bei uns erste Pionierpflanzen und Tiere an“, erzählt Thomas Steglich. Das sehe anfangs kärglich aus, entwickle sich aber schnell zu einem Lebensraum verschiedenster Arten.

Eine weitere Möglichkeit der Renaturierung ist die Aufforstung größerer Flächen. Auch das betreibt man im Kieswerk Zeithain seit Jahren. „Wenn man ein paar Karten vergangener Jahre übereinanderlegt, sieht man sehr gut, wie sich der Wald entwickelt hat“, sagt Thomas Steglich. Und meint damit vor allem den Abschnitt an der S 88, in dem die Bäume schon mehrere Meter hoch stehen. Direkt daneben findet derzeit weitere Aufforstung statt. Erst dieses Jahr ist die Pflanzmaschine durch ein umzäuntes Areal gefahren und hat unter anderem neue Fichten gepflanzt. „Die sind momentan aber schwer zu erkennen, da wir das umliegende Gestrüpp stehen lassen haben, um den jungen Bäumen während des heißen Sommers etwas Schutz zu bieten“, erklärt Thomas Steglich.

Auch Biber haben das Kieswerk in Zeithain schon für sich entdeckt. In der Nähe einer Böschung haben sie sich ein Haus errichtet und bereits Nachwuchs bekommen. Das Förderband, was ein paar Meter oberhalb ihres Baus entlang rattert, scheint sie nicht zu stören. Spätestens in zwei Jahren soll die Technik ohnehin weg sein. Der See ist dann vermutlich ausgekiest, und Holcim will mit dem Abbau auf die Fläche auf der anderen Seite der S 88 wechseln. Die Landschaft soll dann vollständig in die Hände von Biber und Co. übergeben werden. „Die Pläne sehen vor, dass nach Abbauende ein Biotop für zahlreiche Pflanzen und Tiere entsteht“, so Steglich. Insgesamt fünf Jahre hat man bei Holcim nach Abbauende dafür Zeit, dann muss die Renaturierung weitestgehend abgeschlossen sein.