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Was wird aus dem Tharandter Bahnhof?

Nachdem das Stellwerk abgerissen ist, sorgen sich Bürger um die Zukunft des Bahnhofs. Doch der Eigentümer hat Zeit.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Franz Werfel

Tharandt. Der derzeitige Eigentümer das Tharandter Bahnhofs will wieder verkaufen. „Denkmalprojekt sucht neuen Investor – auch für Geldanleger“, steht seit einigen Monaten auf einem großen Verkaufsschild am Bahnhofsgebäude. Im August 2011 hatte der englische Investor Hossain Kamyab das 1907 erbaute Bahnhofsgebäude für 21 000 Euro ersteigert. Ursprünglich wollte er es für mehrere Millionen Euro wieder herrichten lassen. Ins Gespräch brachte er die Idee, bis zu 34 Studentenwohnungen in das Gebäude zu bauen.

Doch die Pläne haben sich zerschlagen, bis auf Sicherungsmaßnahmen ist an dem Gebäude immer noch nichts passiert. Nach dem Hochwasser 2013 hat der Eigentümer den Keller leer pumpen lassen, die Fenster, die regelmäßig eingeschlagen werden, sind notdürftig verrammelt.

Vor zwei Wochen wurde das ebenfalls denkmalgeschützte Tharandter Stellwerk für den neuen Radweg abgerissen. Nun sorgen sich Tharandter darum, dass mit dem Bahnhofsgebäude das Gleiche passieren könnte. „Sollte unseren Bahnhof ein ähnliches Schicksal ereilen, wäre das ein großer Verlust“, sagt Frank Beckert. Er war von 1974 bis 1987 Chef auf dem Tharandter Bahnhof. Das sieht auch der Förderverein Edle Krone genau so. Mancher wünscht sich, dass sich an dem Gebäude, das zunehmend verfällt, endlich etwas tut. Doch warum ist das trotz guter Pläne bisher nicht geschehen?

Wunschpreis: 175 000 Euro

Erst hieß es vom Eigentümer, weil sich ein anderes Immobilienprojekt in Dresden zerschlagen habe, reiche das Kapital nun nicht mehr für weitere Investitionen. Zwei Jahre später, im August 2013, galt dieses Argument nicht mehr. Der Berliner Immobilienmakler und Bauplaner Ilja Baudusch ist Hossain Kamyabs Generalbevollmächtigter für dessen Investitionen in Deutschland. Er trieb damals die Bauplanung voran. Vor zwei Jahren lag der Baubescheid bereits vor. Doch seit der Insolvenz des Dresdner Architekturbüros Evicore, das für Baudusch das Bahnhofsprojekt entwickelte, sind die Pläne erneut ins Stocken geraten.

„Derzeit sind wir nicht in der Region rund um Dresden aktiv“, so Baudusch. Zu viel sei hier in der Vergangenheit schief gegangen, der Großraum Dresden sei für ihn und seinen Auftraggeber „verbrannte Erde“. Auf einer Immobilienseite im Internet stehen die Vorstellungen des Eigentümers. Für das fast 3 000 Quadratmeter große Grundstück und den Bahnhof mit einer Wohnfläche von rund 1 200 Quadratmetern möchte er nun 175 000 Euro haben.

„Ob das möglich ist, werden wir sehen“, sagt Ilja Baudusch. Er will aber nicht mit Verlusten aus seiner Tharandter Investition herausgehen. „Wir haben in den vergangenen Jahren rund 80 000 Euro in die Planung für den Bahnhof investiert“, so Baudusch. Der neue Eigentümer könnte den Bauvorbescheid sowie alle vorliegenden Baupläne übernehmen. „Unsere Idee halten wir nach wie vor für sinnvoll“, sagt Baudusch. Die Kritik an dem Vorschlag, Wohnungen in unmittelbarer Nähe lauter Gleisanlagen zu bauen, habe er noch nie nachvollziehen können. „Mittlerweile kann man Bauwerke problemlos gegen Außengeräusche absichern“, so der Makler.

Gebäude soll erhalten bleiben

Interessenten für den Bahnhof habe es schon gegeben. Aber die wollten nicht annähernd so viel bezahlen, wie Baudusch vorschwebt. „Wenn jemand mir erklärt, dass er meine Bauvorleistung nicht bezahlen will, kann er die Meinung ja haben. Darauf werden wir uns aber nicht einlassen.“ Er habe keinen Zeitdruck und könne auf ein gutes Angebot warten. „Witz-Angebote helfen keinem weiter“, sagt Ilja Baudusch.

Unbeirrt von früheren Problemen mit der Dresdner Baubehörde sei die Zusammenarbeit mit der Tharandter Stadtverwaltung immer konstruktiv gewesen, so Baudusch. Auch die Forststadt teilt mit, dass man immer in gutem Austausch gestanden habe. „Mit Blick auf die Lage und den kulturhistorischen Wert des Objektes ist die Stadt daran interessiert, dass das Gebäude erhalten bleibt, denkmalschutzgerecht saniert und langfristig genutzt wird“, so Stadtsprecher Alexander Jäkel. Einfluss nehmen auf den Privatmann könne man aber nicht. „Die weitere Entwicklung hängt von den Entscheidungen des Eigentümers ab.“ Man hoffe nun in der nächsten Zeit auf eine gute Lösung.