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Was wird aus der Fichtestraße?

Die Planer haben drei Szenarien für die Kamenzer Straße näher untersucht. Eine Variante können sie ausschließen.

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© René Plaul

Von Nicole Preuß

Die unendliche Geschichte der Fichtestraße im Wohngebiet Kamenz-Ost bekommt ein weiteres Kapitel. Die Stadt hatte am Montag zur Einwohnerversammlung in die Grundschule am Forst eingeladen. Die Stadträte sollten sich vor ihrer Grundsatzentscheidung ein Bild über die Meinungen machen. Und die gingen, wie erwartet, weit auseinander. 100 Anwohner waren gekommen. Die SZ stellt die Szenarien vor, die die Dresdner Planer nun im Auftrag der Stadt auf ihre Machbarkeit hin untersucht haben.

Die Voraussetzungen: Die Varianten gleichen sich in zwei Punkten

Der Knotenpunkt Fichtestraße – Geschwister-Scholl-Straße soll zu einem Minikreisel umgebaut werden. Das ist Konsens in den Lagern der Kritiker und der Befürworter der Öffnung. Ein Minikreisel ist ein Kreisverkehr mit einem gepflasterten Innenring, der von großen Fahrzeugen überfahren werden kann. Der Kreisel soll helfen, kritische Situationen in dem Bereich zu vermeiden. Ein weiterer Punkt, der allen Varianten zugrunde liegt, ist der Abriss des Teilblocks Fichtestraße 32 bis 36. Die Städtische Wohnungsgesellschaft (SWG) hatte das für den Fall angeboten, dass die Fichtestraße geöffnet wird und mehr Platz für Haltestelle und zweite Fahrbahn benötigt wird. Der Abriss ist nun aber bei allen drei Varianten ein wesentlicher Punkt.

Szenario 1: Die Fichtestraße

wird wieder geöffnet

Die Kamenzer, die auf der anderen Seite der gesperrten Fichtestraße wohnen, klagen über weite Umwege. Die großen Wohnungsanbieter haben sich auch deshalb schon mehrfach für die Öffnung ausgesprochen. Planer Michael Preuß vom Dresdner Architekturbüro Dr. Braun und Barth spricht von einer städtebaulichen Notwendigkeit. „Die Fichtestraße ist die Verbindung zwischen Kamenz-Ost und der Innenstadt“, sagt er. Dazu kommt: Bisher halten die Busse überhaupt nicht im abgehängten Teil von Kamenz-Ost. Eine offene, mindestens sechs Meter breite Fichtestraße könnte das ändern. Verkehrsplaner Peter Linke hat Haltestellen im Bereich von Schule und Ärztehaus vorgesehen. Die Stadtlinie 22 und die Linien 186 und 187 könnten dort halten. Die Fläche des abgerissenen Teilblocks soll in dem Szenario für eine Stichstraße genutzt werden, die zu den Parkplätzen hinter dem Haus führt. Die Stellflächen vor dem Block fallen weg, wenn die Fichtestraße verbreitert wird.

Szenario 2: Die Fichtestraße

wird zur Einbahnstraße

Die Variante sieht vor, dass die Fichtestraße in nur eine Richtung geöffnet wird. Der Vorteil: Die Straße müsste nicht wesentlich breiter werden. Der Nachteil: Der Bus käme nicht in den bisher abgehängten Teil von Kamenz-Ost. Die Netzplaner schließen nämlich aus, dass der Bus Schleifen fährt. Das Ganze wäre zudem auch nicht wesentlich günstiger als die komplette Öffnung der Straße. Die Variante ist daher keine wirkliche Alternative. 880 000 bis eine Million Euro müsste man für alle Maßnahmen rund um eine Öffnung veranschlagen. Der Betrag ist aber nicht unbedingt an die Öffnung geknüpft, denn auch so muss die Situation in Kamenz-Ost verändert werden.

Szenario 3: Die Fichtestraße

bleibt geschlossen

Die Anwohner der Fichtestraße und die Vertreter der Schule favorisieren diese Variante. Sie argumentieren mit der Wohnqualität, einer höheren Abgasbelastung und Sicherheitsbedenken. Geld müsste trotzdem in die Hand genommen werden. Denn Minikreisel und Schollstraße werden für 440 000 Euro auch in der Variante verwirklicht. Dazu kommt, dass viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen und sie auch wieder abholen. Das führt mitunter zu gefährlichen Situationen, denn die Humboldtstraße neben der Schule ist dafür nicht ausgelegt und einen Fußweg gibt es auch nicht. Das muss geändert werden. Der Platz, der durch den Abriss des Teilblocks entsteht, könnte als Grünfläche genutzt werden. „Ein Platz mit Aufenthaltscharakter“, sagt Planer Peter Linke.

Die Folgen: Eine Entscheidung

im Grundsatz

Der Stadtrat soll theoretisch Anfang des nächsten Jahres entscheiden, wie es weitergeht. Er muss sich also auf ein Ja oder ein Nein festlegen. 2018 könnten dann die Bauarbeiten in dem Wohngebiet starten. Oberbürgermeister Roland Dantz schließt allerdings eine weitere Einwohnerversammlung zum Thema nicht aus – bevor die Grundsatzentscheidung gefällt wird.