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Was wird aus der Lampelburg?

Die ehemalige Pension in Neugersdorf sollte saniert werden. Jetzt steht sie zum erneuten Verkauf im Internet.

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© Rafael Sampedro

Von Gabriela Lachnit

Neugersdorf. Nichts ist mehr mit Ragout Fin oder Burghappen, wie die kurze Speisekarte neben der Eingangstür an der Lampelburg noch immer verrät. Seit Jahren ist hier in der ehemaligen Gaststätte in der Ernst-Thälmann-Straße in Neugersdorf niemand mehr eingekehrt. Keiner hat sein müdes Haupt in einem der 15 Zimmer mit dem Charme der 1970er zur Ruhe gebettet. Im Garten blühen Rosen, obwohl das Areal eine ordnende Hand dringend nötig hätte. Im Hof stützt eine Wäschestange noch immer die Leine, auf der schon lange nichts mehr zum Trocknen aufgehängt wurde. Wilder Wein am und um das Gebäude erobert sich immer mehr Lebensraum. Die Pension schloss, als die ehemalige Besitzerin in Ruhestand ging.

Vor einiger Zeit kam Bewegung in die Sache: Die Lampelburg ist verkauft worden. Die neue Eigentümerin – Gerüchten nach eine Frau aus der Zittauer Region – wollte das Gebäude sanieren und wieder eine Pension betreiben. Der Verkauf der 14 Bleiglasfenster im Erdgeschoss der Lampelburg sollte helfen, das Vorhaben finanziell zu unterstützen. Das sorgte für einen Aufschrei von einigen Neugersdorfer Bürgern, die verhindern wollten, dass die Fenster aus Neugersdorf verschwinden. Wie ein Neugersdorfer Bürger die SZ informierte, hatte die neue Eigentümerin angeboten, den Interessenten aus dem Oberland die Fenster zu verkaufen. Das scheiterte an den Preisvorstellungen der Eigentümerin.

Die Frau hatte sich bei der Stadtverwaltung Ebersbach-Neugersdorf um die Unterstützung der Sanierung mithilfe von Fördermitteln bemüht. Daraus ist nichts geworden, weil die Stadt diese Mittel für 2017 und 2018 bereits als Kofinanzierung für die Sanierung der Fichteschule Neugersdorf gebunden hat. Bürgermeisterin Verena Hergenröder (parteilos) berichtete vor wenigen Wochen auf SZ-Nachfrage, dass mit der Eigentümerin gesprochen und ihr erläutert wurde, dass sie erst für die Folgejahre mit einer städtischen Unterstützung rechnen könne.

So wie von einigen Bürgern der Spreequellstadt ins Gespräch gebracht und gefordert, wollte Frau Hergenröder aber auch nicht alle Hebel in Bewegung setzen und mit der Denkmalschutzbehörde des Landkreises vereinbaren, die Lampelburg unter Denkmalschutz zu stellen. Das würde die Bauherrin bei ihren Sanierungsplänen einschränken oder sie sogar unmöglich machen, erklärte die Bürgermeisterin damals im SZ-Gespräch. Frau Hergenröder hatte das Problem im Stadtrat vorgetragen und dort informiert, dass die Bauherrin beabsichtige, die im Gebäude eingebauten Bleiglasfenster aus den 1920er Jahren zu verkaufen. Das sahen sowohl die Stadträte als auch die Bürgermeisterin nicht gern, hatten aber keine Handhabe, den Verkauf zu unterbinden. Deshalb wollte die Bürgermeisterin noch einmal mit der Bauherrin sprechen.

Das scheint sich nun erledigt zu haben. Seit etwa einer Woche wird die Pension Lampelburg in Neugersdorf auf einem Immobilienportal im Internet zum Verkauf angeboten. Die Volksbank Löbau-Zittau wickelt den Verkauf ab. Antje Hollmann von der Immobilienabteilung der Bank bestätigt, dass für das historische Gebäude ein neuer Eigentümer gesucht wird. Aus Datenschutzgründen könne sie jedoch nichts über die derzeitige Eigentümerin und ihre Beweggründe sagen, warum das Haus jetzt wieder verkauft werden soll.

Darüber wundern sich auch einige Neugersdorfer, die in Sichtweite der Lampelburg wohnen. Die Eigentümerin hätten sie nur selten gesehen und wüssten nur, dass hier wieder eine Pension entstehen sollte. Allerdings sei den Leuten klar gewesen, sagen sie, dass der Eigentümer der Lampelburg wohl viel Enthusiasmus mitbringen und viel Geld in die Hand nehmen müsse, um die Pension wieder zu einem Schmuckstück zu machen. Die Bleiglasfenster scheinen also gerettet – zumindest vorerst.

Über die Lampelburg wird spekuliert, dass sie um 1306/07 als Burg bis zur Verwüstung des Dorfes durch die Hussiten bestanden hat. Später ist an dieser Stelle ein neues Gebäude errichtet worden, das viele Baustile aufweist, aber nicht als reines Umgebindehaus bezeichnet werden kann. Das ist vermutlich die Ursache, warum das Haus nicht unter Denkmalschutz steht.