Hoyerswerda
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Was würden Sie mit 1.500 Euro machen?

Diese Frage durften Schüler der Wittichenauer Oberschule „Korla Awgust Kocor“ beanworten und umsetzen.

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Zukünftig können auch die Schüler der Oberschule ihren Beitrag zum Umweltschutz leisten und auf unnötige Einweg-PET-Flaschen verzichten.
Zukünftig können auch die Schüler der Oberschule ihren Beitrag zum Umweltschutz leisten und auf unnötige Einweg-PET-Flaschen verzichten. © Foto: privat

Würden Sie mit der Familie in den Urlaub fahren, Rechnungen abbezahlen oder doch lieber mal die Freunde zum Abendessen einladen? Das Projekt „Deine Idee? Deine Schule. Deine Entscheidung!“ ermöglicht Schülern Teilhabe und die aktive Gestaltung ihrer Schule. In der Wittichenauer Oberschule konnte nun der erste Projektteil abgeschlossen werden.Vor einem Jahr konnten sich sächsische Schulen für das Demokratieprojekt der Sächsischen Jugendstiftung in Kooperation mit dem Landesschülerrat Sachsen und dem Staatsministerium für Kultus bewerben. Unter dem Motto „Demokratie leben lernen in der Schule!“ bekommen Schüler die Möglichkeit, in Form eines Schülerhaushaltes drei Jahre lang Eigeninitiative, Engagement und demokratische Schulkultur praktisch umzusetzen. So erhielt auch die Oberschule Wittichenau die Zusage zur Projektteilnahme. So können sich die Schüler jährlich über 1.500 Euro freuen.

In der ersten Phase kann jeder Schüler seine Idee für ein Projekt einreichen. Die Idee sollte natürlich allen Schülern zugutekommen und am Schulstandort umsetzbar sein. 1500 Kugeln Eis oder einen Zuschuss für eine Luxusklassenfahrt sind somit nicht möglich. Zahlreiche Schüler und Klassen reichten ihre Ideen bei der Steuerungsgruppe ein. Die Ideenvielfalt reichte unter anderem von Schultieren, Sand für den Volleyballplatz, technischer Ausstattung für den Freizeitraum bis hin zu einem Snackautomaten. Am letzten Schultag vor Weihnachten konnten nach einer Prüfung aller Ideen die Schüler ihre Top 5 wählen. „Es entstand eine Diskussion unter den Schülern bzw. den Klassen, welche Idee sinnvoll und umsetzbar sei. Die Schüler sammelten ihre Argumente und veröffentlichten sie unter den Ideenvorstellungen im Schulhaus. „Mich hat es gefreut, dass durch dieses Projekt ein demokratischer Diskurs zustande kam.“, berichtet Schulsozialarbeiter Philipp Schwabe.

Welche Idee macht das Rennen?

Im Januar sollte nun die beste Idee in einer geheimen Wahl ermittelt werden. Jeder Schüler erhielt einen Wahlzettel und konnte diesen zur Hofpause in die Wahlurne einwerfen. Gespannt wurde das Ergebnis erwartet. Von 248 abgegebenen Stimmen entschieden sich 40,3 % für einen Wasserspender. 24,2 % bekam die Idee eines Sonnensegels für den Sportplatz und 14,9 % erhielt der Wunsch nach einem eigenen Snackautomaten.

Nun zur Umsetzung: Welche Form von Wasserspender soll es am Ende sein? Kann man auf Plastik und Einwegbecher verzichten? Reichen die finanziellen Mittel zur Umsetzung? Wo stellt man das Gerät auf? Die enge Zusammenarbeit mit den Schülern der Steuerungsgruppe wurde aufgrund der Corona-Pandemie und der daraus folgenden Schulschließung ausgesetzt. Der Markt weist zahlreiche Anbieter auf, und die Kosten für ein zertifiziertes Gerät beginnen ab einem vierstelligen Betrag. Letztlich fiel die Wahl auf ein Spender der Firma Aquadona. Andere Schulen machten bereits gute Erfahrungen mit dem, in England produzierten, Gerät. Die Schüler haben bei dieser Anlage die Möglichkeit, das gefilterte und gekühlte Wasser direkt in ihre Trinkflasche zu füllen oder spontan den Trinkbrunnen zu nutzen. Auf Einwegbecher und Wassergallonen kann damit verzichtet werden. So steht neben einem gesunden, frischen Durstlöscher an heißen Tagen der Umweltschutz im Fokus. Mit der Kenntnis, dass eine Plastikflasche erst nach ca. 450 Jahren abgebaut ist und ca. 33.000 Flaschen minütlich z. B. im Mittelmeer landen, ist die Entscheidung der Schüler doch sehr positiv zu beurteilen.

Möglich wurde allerdings die Umsetzung des Projektes, neben den finanziellen Mitteln der Sächsischen Jugendstiftung, erst durch die Unterstützung des Fördervereins der Grund- und Oberschule e.V., denn der übernahm die letzten, offenen Kosten für den Wasserspender. Die handwerkliche Umsetzung und die Installation an das Wassernetz übernahmen Hausmeister Herr Zschorlich und Klempnermeister Herr Steiner. Nachdem die Leitungen verlegt waren, konnten sie das Gerät anbringen und in Betrieb nehmen.

Vom Vorschlag zur Realisierung

Zwischen Projektbeginn und Einweihung sind 10 Monate vergangen. Die Schüler, aber auch das Lehrerkollegium, nutzen den Wasserspender aktiv und sehen nun den heißen Tagen im Sommer entspannter entgegen. Die Schüler konnten ganz nebenbei noch ihr Wissen mit einem Quiz zum Thema Verschmutzung der Meere testen. Die schlauesten Köpfe konnten sich das Wasser mit Ahoi-Brause versüßen. So verbinden sich Praxis und Wissen.

Abschließend berichtet Philipp Schwabe: „Ich bin zufrieden mit dem Projektablauf und freue mich schon auf das nächste Jahr, auf die neuen Ideen der Schüler, den Diskurs und Austausch. Ich würde gern noch aktiver die Schüler bei der Vorbereitung, Planung und Umsetzung des Projektes mitwirken lassen. Engagement, gewisse Kreativität, Initiative und Demokratieerleben sind sicherlich nützliche und wertvolle Erfahrungen für die Zukunft.“

„Ich bin überzeugt von dem Projekt und freue mich, den Schülern eine Möglichkeit zur aktiven Mitgestaltung ihres Lernortes zu ermöglichen.“, resümiert Schulleiterin Frau Lesche nach dem ersten Projektjahr. (ps/JM)

Weitere Informationen

Die Einführung des Schülerhaushaltes an der Oberschule wird zunächst für drei Jahre von der Sächsischen Jugendstiftung durch Mittel vom Land unterstützt. In den folgenden Jahren soll das Projekt durch Eigeninitiative der Schüler, aber auch durch Sponsoren finanziell getragen werden. Wer Interesse hat, das Projekt zukünftig zu unterstützen, kontaktiere bitte: [email protected].