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Wechselkröte bremst Dynamo-Trainingsgelände aus

Für den geplanten Neubau im Dresdner Ostragehege gibt es keine Genehmigung. Ohne die neue Anlage müsste der Zweitliga-Fußballverein aus der Stadt ziehen.

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© Visualisierung: AP11 / dpa

Von Andreas Weller

Die Zeit läuft gegen Dynamo Dresden. 2018 muss der Verein sein Trainingsgelände im Großen Garten räumen. Deshalb soll das lange geplante Trainingszentrum im Ostragehege her. Im Dezember hatte der für Sport zuständige Innenminister Markus Ulbig (CDU) knapp 1,9 Millionen Euro Fördermittel für den Nachwuchsbereich zugesagt, und die Stadt will das 15,4 Millionen Euro teure Projekt zusätzlich mit bis zu vier Millionen Euro fördern. Doch nun bekam die Firma, die für Dynamo das Zentrum bauen will, von der Stadtverwaltung mitgeteilt, dass der Bau so nicht genehmigt werden kann.

Das bestätigte Sportbürgermeister Peter Lames (SPD): „Es ist ein Anhörungsschreiben an die Firma gegangen.“ Darin werden die Gründe aufgelistet, weswegen der Bau derzeit nicht genehmigt werden kann: Es passe nicht in den Landschaftsplan, der Hochwasserschutz sei nicht gewährleistet und es stört die dort angesiedelten Wechselkröten, die als gefährdete Tierart gelten. Deren Biotop wurde vor einiger Zeit künstlich angelegt, als Ausgleich für eine Baumaßnahme der Verkehrsbetriebe. Für die Kröten ist noch ein zweites Biotop geplant. „Sie müssen dann wechseln können“, so Lames. „Der natürliche Weg verläuft über die geplanten Sportplätze.“ Zudem lägen diese im Überschwemmungsgebiet und das geplante Funktionsgebäude auch – obwohl es nicht auf der Karte der Flutgebiete eingezeichnet ist, läge es faktisch darin. Die Bedenken kommen aus dem Umweltbereich.

Für Ralf Weber eine böse Überraschung. Er ist der Chef der DGI, die zu den Technischen Werken gehört und Grundstücke im Ostragehege entwickelt. Die DGI will für Dynamo das Zentrum bauen und an den Verein über einen Mietkauf irgendwann übertragen. „Wir kennen die Bedenken“, so Weber. „Aber das war alles in etlichen Terminen besprochen worden und wurde in der Planung berücksichtigt.“ Er habe nie den Eindruck gehabt, dass deswegen die Baugenehmigung versagt werden könnte. „Das lässt mich doch an der Belastbarkeit von Vereinbarungen zweifeln.“

Zumal die Zeit drängt. Die DGI wollte in den kommenden Wochen den Bau beginnen und im Herbst 2019 fertig sein. „So lange würde Dynamo auch eine Verlängerung im Großen Garten erhalten“, sagt Weber. „Wenn es die Baugenehmigung nicht gibt, bekommt der Verein auch keine Verlängerung am alten Standort. Alle anderen Standorte für das Trainingszentrum liegen außerhalb der Stadt.“ Er wolle vermeiden, dass der Traditionsklub zum Training aus der Stadt zieht. Deshalb sei auch um ein beschleunigtes Verfahren gebeten worden. Wenn jetzt ein Bebauungsplan aufgestellt werden müsse, dauert das laut Weber zwei bis drei Jahre. Bis das Zentrum dann stehen würde, wäre es viel zu spät.

Die Grünen wollen aber genau das, sprechen von einem „geordneten Verfahren“. Dieses birgt allerdings die Gefahr, dass Einwendungen erfolgen und gegen das Vorhaben geklagt werden kann. CDU-Sportexpertin Anke Wagner sagt: „Die aktuelle Entwicklung ist schon überraschend.“ Dass Dynamo ein neues Zentrum brauche, sei unumstritten. „Aber das Verfahren muss sauber sein, damit in diesem sensiblen Bereich keine Klagen drohen.“ Zumal der Zuschuss der Stadt nicht für andere Sportarten zur Verfügung steht. Im Zweifel müsse eben später gebaut werden.

„Dass jetzt die Bedenkenträger kommen, ist typisch für Dresden“, schimpft FDP-Sportexperte Jens Genschmar. „Aber das war zu erwarten, genauso dass ein gefährdetes Tier gefunden wurde.“ Es sei immer klar gewesen, dass es ein schnelles Verfahren geben soll, um den Umzug von Dynamo nicht zu gefährden. Dennoch glaubt Lames, dass es mit der Genehmigung noch klappen kann. „Das Anhörungsverfahren gibt dem Bauherren die Gelegenheit, seinen Bauantrag zu verbessern.“ So könnten Wege, auf denen die Kröte wechseln kann, angelegt werden. Es bleibt aber das Problem des Hochwasserschutzes.