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„Wegen der Räude besteht kein Handlungsbedarf“

Nach dem Tod zweier erkrankter Wölfe sprach die SZ mit Jana Endel vom Kontaktbüro „Wölfe in Sachsen“ über Gefahren, Ansteckung und Folgen.

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© Symbolbild: dpa

Frau Endel, in diesem Jahr haben bereits zwei Wölfe, die an Räude erkrankt waren, für Schlagzeilen gesorgt. Einer wurde Anfang Februar abgeschossen, nachdem er zwei Hunde in Krauschwitz und Weißkeißel getötet hatte, ein zweiter tot in einem Stall in Jerchwitz aufgefunden. Gibt es Erkenntnisse, dass noch mehr Wölfe an Räude erkrankt sind?

Wir gehen davon aus, dass zurzeit im Kollmer, im Neustädter und im Rosenthaler Rudel einzelne Rudelmitglieder an Räude erkrankt sind. In den letzten 18 Jahren, im Verlauf der natürlichen Wiederbesiedlung, ließ sich anhand von Fotos nachvollziehen, dass immer wieder einzelne Wölfe aus unterschiedlichen Rudeln Räudesymptome zeigten. Es gab darunter auch Wölfe, bei denen die Symptome nach ein paar Monaten von selbst verschwanden. Bei Welpen oder geschwächten Tieren kann die Krankheit jedoch auch tödlich verlaufen. Ich möchte aber betonen, dass im Falle des Anfangs Februar im Rahmen einer Managementmaßnahme getöteten Wolfs ausdrücklich nicht die Räudeerkrankung Grund für die Entnahme war, sondern das Verhalten des Tieres.

Müssen sich die Menschen Sorgen machen, dass von betroffenen Wölfen Gefahr ausgeht?

Nein. Eine Räudeerkrankung steht nicht zwangsläufig im Zusammenhang mit auffälligem oder problematischem Verhalten. Allerdings können betroffene Tiere im fortgeschrittenen Stadium eine verzögerte Fluchtreaktion zeigen.

Was für eine Erkrankung ist Räude?

Das ist eine durch Milben hervorgerufene, nicht meldepflichtige Hauterkrankung, die es schon immer in Sachsen gab. Relativ häufig tritt sie bei Füchsen auf und wird hauptsächlich von diesen übertragen. Räudemilben sind Parasiten, die sich in die Haut eingraben, was zu starkem Juckreiz und Aufkratzen betroffener Hautstellen führt. Befallene Tiere haben einen schlechten Fellzustand, durch das ständige Kratzen entstehen kahle Stellen an verschiedenen Körperteilen. Dies kann zu Problemen bei der Körpertemperaturregelung und einer Schwächung des Tieres führen. Die Räude tritt bei Wildtieren in Schüben immer wieder auf. Tiere mit gesunder Konstitution können die Krankheit jedoch auch ausheilen.

Können sich Haustiere und Menschen anstecken?

Ja, allerdings muss es dabei in der Regel zu einem direkten Kontakt mit dem erkrankten Tier kommen. Menschen können sich zwar grundsätzlich bei einem befallenen Haustier anstecken, dies geschieht aber nur sehr selten. Sie bilden dann eine sogenannte Trugräude aus, die auch ohne Behandlung rasch wieder abklingt.

Muss wegen der Krankheit der Umgang mit den Wölfen überdacht werden?

Nein. Da Wölfe streng geschützt sind und der Verlauf der Krankheit nicht zwingend mit dem Tod des betroffenen Tieres enden muss, besteht gegenwärtig kein besonderer Handlungsbedarf.

Gespräch: Frank Thümmler

Bitte unterstützen Sie das Wolfsmonitoring – melden Sie Sichtungen und sonstige Wolfshinweise an das Landratsamt, das Lupus-Institut für Wolfsmonitoring und -forschung 035727 57762 [email protected] oder das Kontaktbüro „Wölfe in Sachsen“

Telefon 035772 46762

[email protected]