Bautzen
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Wegweiser gegen die Westflucht

Noch immer denken viele Jugendliche, dass sie im Osten kaum berufliche Chancen haben. Welche es im Kreis Bautzen gibt, erfahren sie jetzt auf 70 Seiten.

Von Madeleine Siegl-Mickisch
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Conny Kohlsche in echt und rechts oben auf dem Titelblatt. Die junge Malerin zeigt die neue Broschüre Berufemarkt, die über Ausbildungsmöglichkeiten in der Region informiert.
Conny Kohlsche in echt und rechts oben auf dem Titelblatt. Die junge Malerin zeigt die neue Broschüre Berufemarkt, die über Ausbildungsmöglichkeiten in der Region informiert. © Steffen Unger

Bautzen. Conny Kohlsche hat ihren Traumberuf gefunden und vor kurzem ihre Malerlehre abgeschlossen. „Ich wollte keinen Bürojob.“ Als Schülerin habe sie verschiedene Berufswünsche gehabt, erinnert sich die 19-Jährige aus Schwepnitz. Aber erst nach einem Praktikum fiel die Wahl dann auf Maler/Lackierer. Ihren Ausbildungsbetrieb, die Firma Industrie und Raum aus Großröhrsdorf, fand sie mithilfe der Berufsberater von der Arbeitsagentur. Nun ist sie Gesellin – und auf dem Titel einer druckfrischen Broschüre zu sehen.

Die soll Schülern, die noch nicht so richtig wissen, was sie werden wollen, bei der Berufswahl helfen. Dazu wird das Heft in den nächsten Wochen an alle Abgangsklassen von Ober- und Förderschulen sowie Gymnasien im Landkreis Bautzen verteilt, sagt Jeanette Schneider von der Bautzener Geschäftsstelle der Industrie- und Handelskammer. Die richtet zusammen mit Handwerkskammer, Arbeitsagentur und Landkreis schon seit 2010 jährlich einen Berufemarkt aus, auf dem sich Firmen präsentieren und Jugendliche informieren können. So haben erst in dieser Woche wieder 780 Schüler aus 19 Schulen an zwei Tagen im Bautzener Steinhaus bei 40 Ausstellern verschiedene Berufe kennengelernt.

Oft sei in den vergangenen Jahren gefragt worden, ob es die Informationen zu Ausbildungsmöglichkeiten in der Region auch irgendwo gebündelt gibt, sagt Jeannette Schneider. Im Landkreis Görlitz etwa erschien schon mehrfach der Ausbildungsatlas Insider. So etwas Ähnliches schwebte Jeannette Schneider für den Kreis Bautzen auch vor. In Frank Bittner, Geschäftsführer der Redaktions- und Verlagsgesellschaft Bautzen/Kamenz, die auch die Lokalausgaben Bautzen, Bischofswerda, Kamenz und Radeberg der Sächsischen Zeitung verantwortet, fand sie dafür einen kompetenten Partner. Gemeinsam wurden alle Firmen im Landkreis, die ausbilden, angeschrieben. Nun präsentieren sich 90 Unternehmen in der 70 Seiten starken Broschüre – vom Altenheim in Radeberg bis zur Firma Yados in Hoyerswerda, die Fernwärme- und Energieanlagen herstellt. Vertreten sind sowohl Industrie- als auch Handwerksbetriebe sowie Unternehmen, die im kaufmännischen und Dienstleistungsbereich oder im sozialen Bereich ausbilden – vier verschiedene Farben zeigen die Zuordnung zu den Branchen an. Alle Berufe und Betriebe sind außerdem im Inhaltsverzeichnis von A bis Z aufgelistet und so schnell zu finden.

Beim Wettbewerb dabei

„Viele Jugendliche wissen nichts über die Perspektiven, die es hier gibt“, sagt Jeannette Schneider. Sie fühlt sich durch eine Schlagzeile, die in dieser Woche auf Seite 1 in der SZ stand, bestätigt: „Die Jugend Ost sucht ihr Glück noch immer im Westen“, hat eine Studie ergeben, für die bundesweit 1 600 Jugendliche befragt wurden. Die Broschüre möge helfen, dass weniger junge Leute weggehen, hofft Jeannette Schneider. Sie hat schon mal ihre Wunsch- Schlagzeile auf eine Zeitungsseite geklebt: „Alle Schulabgänger im Landkreis Bautzen finden hier einen Ausbildungsplatz“.

Als Beispiel dafür hat sich Conny Kohlsche – neben vier anderen Azubis – gern in ihrer Arbeitskluft fotografieren lassen. Ihre Berufswahl hat sie nicht bereut. „Wir kleben ja nicht nur Tapeten und streichen Wände weiß.“ Nach ihrem guten Lehrabschluss kann sie nun beim Landesleistungswettbewerb ihres Berufsstandes zeigen, was sie drauf hat – und mit ihrer sympathischen Ausstrahlung vielleicht auch anderen Lust auf den Malerberuf machen.