Von Heike Wendt
Das künstlich angelegte Seengebiet in der Niederlausitz dürstet nach einer besseren Wasserqualität. Die stillgelegten Braunkohle-Tagebaue zwischen Spremberg, Senftenberg und Hoyerswerda werden zwar planmäßig bis 2015 mit Grundwasser geflutet. Für klares und gesundes Seewasser reiche das allerdings nicht aus, erläutert Uwe Steinhuber von der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau- und Verwaltungsgesellschaft (LMBV).
Unterirdische Überleitung
„Wegen ihrer guten Wasserqualität ist nun die Elbe ins Kalkül gerückt“, sagt Carsten Drebenstedt, Professor für Bergbau und Spezialtiefbau an der Bergakademie Freiberg. Seine Idee: Oberhalb von Pirna, in der Nähe von Wehlen, wird der Fluss angezapft, das Wasser bis ins Gebiet Bautzen/Kamenz hochgepumpt, um es dann im freien Gefälle in den Oberlauf von Spree und Schwarzer Elster fließen zu lassen. Einen genauen Ort, an dem das Wasser entnommen werden könnte, nennt Drebenstedt nicht, lediglich dass ein alter Mühlgraben genutzt werden kann, der sich in der Nähe von Stadt Wehlen befinden soll.
Um das Wasser auf die entsprechende Höhe zu bringen, sind Pumpwerke nötig. Zudem könne der natürliche Lauf der Gewässer von Süd nach Nord genutzt werden, argumentiert Drebenstedt. Wo genau das Wasser in der Lausitz eingespeist werden könnte, ist in den Überlegungen ebenfalls noch offen. „Nahe der Quellgebiete muss ein geeigneter Anbindepunkt gefunden werden“, so der Bergbauspezialist.
Der rund 45 Kilometer lange Weg des Wassers sollte dabei durch einen Tunnel führen. „Zuerst müsste durch Sandstein, später durch Granodiorit gebohrt werden“, sagt der Bergbauprofessor. Ein Durchmesser von zwei bis 2,50 Meter für die Röhre wäre denkbar. Die Beeinträchtigung für die Natur sei mit einem Tunnel geringer als mit einem offenen Grabensystem, argumentiert Drebenstedt.
Die Befürchtung, dass die Elbe zugunsten der Lausitzer Seen austrocknet, teilt der Bergingenieur nicht. Festgelegte Mindestwasserstände würden für jedes Gewässer regeln, wann und unter welchen Bedingungen das wertvolle Nass entnommen werden darf. Dass 24Stunden am Tag die Pumpen liefen, sei absolut illusorisch, abgesehen von den hohen Energiekosten, die entstünden. Nur Mengen, die über dem sogenannten Mittelwasser liegen, kämen überhaupt infrage. „Es geht lediglich um Wasser, das ansonsten nutzlos weglaufen würde“, so Drebenstedt.
Finanzierung noch unklar
Zwei weitere Lösungsansätze bringen die Elbe bei Riesa bzw. Gröditz ins Gespräch. Die längste Strecke mit 72 Kilometern wäre von Gröditz zu bewältigen. Die Überlegungen hierfür kommen von der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus. Mit der Möglichkeit, in Riesa Wasser zu entnehmen, hat sich das Sächsische Ministerium für Umwelt und Landwirtschaft beschäftigt.
Bisher gibt es für alle drei Varianten noch keine aussagefähigen Studien zur technischen Umsetzung und zur Finanzierung. „Wir prüfen momentan, wie eine Machbarkeitsstudie finanziert werden kann“, sagt Uwe Steinhuber von der LMBV. Erst damit könnten die einzelnen Varianten untersucht und bewertet werden. Die Entscheidung über die Finanzierung soll im März fallen. Frühestens im Herbst rechnet Steinhuber mit weiteren Ergebnissen.