Von Heike Heisig
Striegistal/Marbach. Frohe Botschaft verkünden die Mitglieder des Kirchenvorstand-Ortsausschusses der Marienkirchgemeinde Marbach: In der beginnenden Adventszeit können nun doch zwei der Veranstaltungen in der Kirche des Ortes feiert werden. Das sind die Christvesper am Heiligabend um 17 Uhr sowie tags darauf der um 10.30 Uhr beginnende Gottesdienst. Für beides gab es bereits einen Plan B, der da hieß, die Gemeinde in umliegende Gotteshäuser einzuladen. Am zurückliegenden Ewigkeitssonntag haben sich die Gemeindemitglieder zum Beispiel in Etzdorf getroffen.
Eine spannende Idee
Grund für die Entscheidung, Weihnachten jetzt doch in Marbach zu feiern, ist, dass die laufenden Bauarbeiten an der Marienkirche gut vorangegangen sind. Hinzu kommt eine kleine Überraschung für die Baubeteiligten. „Es war zu befürchten, dass durch die Arbeiten am Dachstuhl der Deckenputz im Innenraum herunterfällt und der Kirchenraum deshalb nicht nutzbar ist“, erklären Katrin Pöhlich und Ute Lomtscher vom Ortsausschuss. Weil das nicht eingetreten ist und sich die Einschränkungen für die Gottesdienstbesucher in Grenzen halten werden, sei nun die Entscheidung gefallen, vom ursprünglichen Plan abzugehen. Die beiden Frauen finden das gut. „Es ist sicher spannend, sich das Gotteshaus im Bauzustand anzuschauen und nicht erst, wenn es fertig ist“, so Ute Lomtscher und Katrin Pöhlich.
Damit sich die Besucher keine falschen Hoffnungen machen, weisen die Frauen bereits jetzt auf das eine oder andere Detail hin, dass bei den Baustellen-Gottesdiensten anders sein wird, als es die Gäste zu Weihnachten gewohnt sind. „Die Orgel und der Altar sind mit Schutzplanen verhüllt“, sagen sie. Darüber hinaus empfehlen die Frauen den Gästen, für die Veranstaltungen auf der Baustelle nicht unbedingt Festtagskleidung anzuziehen – obwohl sich eine Gruppe von Helfern am Sonnabend die Mühe gemacht und den Innenraum der Kirche vom größten Bauschmutz befreit hat. „Trotzdem, die Sitzkissen auf den Kirchenbänken werden weggeräumt und die Lampen gegen Staub geschützt sein. Deshalb ist es ratsam, wenn sich die Besucher diesmal selbst eine Taschenlampe und ein Kissen mitbringen“, so Ute Lomtscher.
Sie weist überdies darauf hin, dass auf den Emporen am Heiligabend und am ersten Weihnachtstag keine Stühle stehen werden. Die haben Helfer im Vorfeld der Bauarbeiten weggeräumt, um sie zu schützen. Die Bauernstuhlsammlung in der Kirche Marbach ist eine Besonderheit. Die Stühle stammen aus verschiedenen Zeiten und sind verschiedenartig gefertigt. Die Familien, die die Gottesdienste vor Jahrzehnten besuchten, haben sie sich selbst mitgebracht, weil sich die Gemeinde kein Mobiliar auf den Emporen leisten konnte. Für die Gemeindemitglieder ist das heute ein Zeichen dafür, dass die Marbacher schon immer zusammengestanden, sich in Zeiten der Not geholfen haben.
Jugendstil statt Barock
Über den Winter wird in der Kirche nicht gearbeitet. Sobald es das Wetter zulässt, soll es dann aber mit der Rekonstruktion der rissigen Decke im Schiff weitergehen. Die Schäden dort haben sich durch die Handwerksarbeiten obendrüber noch weiter vergrößert. Doch Restauratoren werden sich der Jugendstildecke und der Malereien dort annehmen. „Die Decke ist nicht original, sondern um 1900 eingebaut worden“, sagt Frieder Lomtscher, der sich um die Finanzierung der Sanierung kümmert. Trotzdem habe sich die Gemeinde gegen eine Wiederherstellung der ursprünglichen Barockdecke und für einen Erhalt der Jugendstildecke ausgesprochen. „Denn in ihrer Art stellt diese Decke etwas Besonderes dar“, begründet Lomtscher.
Allein die Deckenrestaurierung wird um die 60 000 Euro kosten. Insgesamt ist der Bauabschnitt mit 570 000 Euro veranschlagt. In diesem Umfang inbegriffen ist ein Tausch der vom Holzbock zerfressenen Dachkonstruktion, die Erneuerung von Fenstergewänden und Simsen, von sieben Bleiglasfenstern und schließlich eine Fassadengestaltung in der Farbe des 2008 bereits sanierten Kirchturmes. Bei der Finanzierung hilft Geld, das ein Team der Gemeinde beim Mach-dich-ran-Spezial beim MDR erspielt hat. Dieses Geld kommt von der Stiftung Kirchenbau (Kiba). Im Sommer nächsten Jahres sollten die Arbeiten an der Marienkirche abgeschlossen sein, so Frieder Lomtscher zum Zeitplan.